Die Erstausgabe der deli ist jetzt schon ein bißchen her. Das Food-Magazin mit dem Untertitel „Wir treffen uns in der Küche” hat ja durchaus für geteilte Meinungen gesorgt. Der Blogger-Abend zum Launch des Magazins aus dem Hause Gruner & Jahr wurde in interessierten Kreisen beifällig aufgenommen. Weniger spannend war dann, dass Blogger kostenlos ihre Rezepte für den Internetauftritt der deli beisteuern sollten. Dass so etwas ja eine Ehre ist, fanden zwar die Redakteure von G&J, aber längst nicht alle der angesprochenen Blogger.
Viele positive Stimmen gab es über den Style und das Layout des Magazins. Auch die Rezeptauswahl mit Fokus auf eine einfache und nicht zu zeitaufwändige Zubereitung kam allgemein gut an. Allerdings waren auch einige Texte gezwungen hipp und unfreiwillig lustig – etwa so, wie man sich vorstellt, dass junge, attraktive Städter mit aktivem Lifestyle sich abends beim gemeinsamen Kochen in ihren weißen IKEA-Küchen mit neonfarbenen Accessoires unterhalten. Leider passten die Phrasen und Klischees häufig nicht so richtig zur weiblichen Zielgruppe zwischen 25 und 45 und wären vor 10 Jahren eher aktuell gewesen. So empfand das übrigens auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung und brachte darüber einen recht pointierten Artikel im Feuilleton. Ein bißchen mehr auf die Substanz schaute Valentinas Kochbuch und stellte fest, dass 65 der 76 im Heft gezeigten Rezepte aus anderen G&J-Titeln recycelt waren. Eieiei. Der Start war also etwas ruckelig.
So. Und jetzt ist die zweite Ausgabe da.
Lust, einen Bick hineinzuwerfen? Ich habe auf dem Balkon ein bißchen in der neuen deli geblättert:
Wieder schön bunt und wild hier. Vor allem das T-Shirt von Marcel, in dem er seine „lässig-leichten Rezepte” kocht …
Mut zum Gelbraum und zu großformatigen Fotos.
Eine kleine Hitparade, denn mit Musik schmeckt alles besser (rechte Seite Infobox).
Nicht, dass es jetzt doch wieder so seltsam menschelt?!? Nein, Gott sei Dank – es bliebt bei der Mädchen-Headline. Die Rezepte sind geschlechtsneutral.
Blogger-Portraits rulez! Nette Tipps aus drei Städten. Moment … ist das nicht … ?
Richtig! Das ist doch Rike von Lykkelig. Sie stellt uns ihr Hamburg vor. Sehr nett!
Ok, jetzt hat mich der DIY-Wahn gepackt. Wie das Mann es wohl findet, wenn ich demnächst leere Fischkonserven sammel? Ich fürchte, da muss er durch …
Ein bißchen buntes Australien zum Angucken im Reiseteil.
Ein nettes Gimmick: Vorgestanzte Etiketten für selbstgemachte Marmelade.
FAZIT: Die Tonalität wurde einmal durch den Hauptwaschgang gejagt und kommt in der neuen Ausgabe gereinigt etwas neutraler und zeitgemäßer daher. Die Rezepte sind lecker fotografiert und einfach nachzumachen, aber für meinen Geschmack hin und wieder ein bißchen zu basic. Die Frage, ob es sich wieder um recycelte Fotostrecken bzw. Rezepte handelt, kann ich an dieser Stelle nicht beantworten. Dafür ist das Layout laut, bunt und wild – und liefert dem Sammelsurium auf jeden Fall einen sympathischen Gesamtauftritt. Wer Lust auf eine entspannte, preiswerte Wochenendlektüre hat und sich ein bißchen von bunten Bildern und recht bekannten, unanspruchsvollen Rezepten inspirieren lassen möchte, liegt mit der deli sicherlich richtig.
Und wer nach den ganzen Rezepten noch Platz hat für ein bißchen wohlgeratene, digitale Inspiration, klickt flugs auf das Bild und blättert in der neuen Ausgabe des SisterMag No.7.
Viel Spaß!
Ich habe mich doch dazu hinreißen lassen, mir die zweite Ausgabe der Deli zu kaufen. Und habe mich unglaublich geärgert: das Design gefällt mir weiterhin überhaupt nicht und, noch viel ärgerlicher, es ist fast wieder eine reine Sammlung bereits erschienener Rezepte. Am dreistesten fand ich zum Beispiel die Serie über das Grillen, die ist tatsächlich fast identisch im letzten Sommer erschienen. Bin echt mal gespannt, was da noch so für Reaktionen kommen :)
Wünsche dir ein schönes Wochenende!
Liebe Grüße, Mari
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Ich kann mich noch sehr gut an die Kritik von Valentinas-Kochbuch erinnern, in der festgestellt wurde, dass 65 der 76 Rezepte einfach aus alten Resourcen ausgegraben wurden! So etwas ärgert mich immer tierisch!! Jetzt lese ich den Kommentar von Mari, in dem genau das auch für die aktuelle Ausgabe besätigt wird.
Ja, lernen die denn nicht dazu??? Ich verstehe es einfach nicht :-(
Ich hab die erste Ausgabe nicht gelesen, hat mich auch nach allen Kritiken nicht interessiert.
Die zweite Ausgabe habe ich jetzt zugesandt bekommen und finde sie furchtbar. Langweilige einfache Rezepte, Klischeespamming und das Layout, naja ist geschmackssache. Alles in allem ein überflüssiges Magazin. Das einzige was mir gefallen hat waren die Städtetipps von den Bloggern ;).
Herzliche Grüße
“Mädchen grillen anders” – aber das offensichtlich genauso wie in der letzten Saison, wie Mari richtig erkannt hat. Essen & Trinken, Juni-Ausgabe 2012, Hintergrundbilder und Rezepte alles schon da gewesen. Ich habe noch kurz gezuckt, ob ich die aktuelle deli kaufe, um mir wieder den Recherchespaß zu gönnen, aber nö, so langweilig ist mir dann doch nicht.
Ich unterschreibe – bzw. habe das vorgestern schon getan: ‘ne ‘Mädchen’ für Große – ein bisschen pink, irgendwie niedlich und immer schön fancy. Nicht meins.
Dank Dir herzlichst für die Lorbeeren. Ich hätte nicht gedacht, dass wir noch einmal so ein schönes Kompliment bekommen: “Ein bißchen mehr auf die Substanz (Anm: als die FAZ) schaute Valentinas Kochbuch …” *-*
Danke Dir sehr für Deine Analyse. Genauso habe ich mir das Heft aus der Ferne vorgestellt. Ich glaube ich werde alt….. :-)