Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kinder – ich habe es getan. Die Erfinderin der Geburtstagsgurke, die den wichtigen Kuchen für den besten aller Männer zu einem harten, schwarzen Betonklotz verschmorte, hat gebacken. Und wie! Ja, ich kann durchaus behaupten, dass ich ein ganz kleines bißchen ziemlich doll stolz darauf bin. Denn es ist nicht irgendwas, das wohlgeraten und köstlich aus meinem Ofen gekommen ist. Es ist ein mehrstöckiger Naked Cake. Genauer gesagt: Ein White Chocolate Mojito Naked Cake. BÄM!
Wer sich an dieser Stelle jetzt vielleicht fragt, was diese ganze Aufregung um einen fancy Kuchen soll – wer kochen kann, wird schließlich auch noch etwas Teig zusammenklöppeln können: Nein, das ist ein großer Irrtum. Kochen und Backen sind zwei sehr unterschiedliche paar Schuhe. Und das grammgenaue Abwiegen von Zutaten, die dann in komplizierten Prozessen grad- und minutengerecht behandelt werden – das was für mich bisher eher wie ein Paar sehr unbequeme und nicht alltagstaugliche 12-Zentimeter-Monolos. Also hübsch, aber untragbar.
Eine Back-Legasthenikerin goes Tortenworkshop – auweia!
Bis ich kürzlich den Backworkshop von Weihenstephan und der Konditorweltmeisterin Andrea Schirmaier-Huber in Bayern besuchte. Das klingt irgendwie ein bißchen absurd? Das dachte ich zunächst auch, als die Bayerische Molkerei mich zu eben diesem Workshop einlud. Ich musste auch ein bißchen grinsen, als ich mich in Gedanken zwischen all den erfahrenen Tortenfeen und Fondantprinzen schweißüberströmt mit einer Spritztülle in der Hand kämpfen sah. Ganz abgesehen davon, dass ich Sahnetorten eigentlich nicht sonderlich attraktiv finde. Zu viel Sahne, ne.
Aber dann habe ich es doch getan. Ich war einfach neugierig und – hey – vielleicht konnte ich als Backlegasthenikerin ja tatsächlich noch irgendeinen hilfreichen Hinweis aufschnappen. Zum Beispiel, wie meine Backwerke nicht grundsätzlich in der Tonne landen. Also auf ins schöne Bayern – genauer gesagt ins Chiemgau nach Ruhpolding in die entzückende Chalet-Anlage „Beim Waicher“ der Familie Hohlweger.
Kleine Randnotiz: Man sollte Chateau und Chalet nicht verwechseln – als Nordlicht kann sowas ja leicht passieren. Bei einem Chalet handelt es sich nämlich nicht um ein Schlößchen, sondern um eine Holzhütte. Das weiß ich jetzt also auch. Erfreulicherweise zeigten sich die Holzhütten auf dem weitläufigen Grundstück sehr schick, modern und mit allem Komfort inklusive Küche, offenem Kamin, 48-Kopf-Massagedusche und Whirlpool. Ach ja: Und hübsche Ziegen und imposante Berge gab es auch. Wer brauch da schon Schlößchen, ne.
Knietief in der Buttercreme mit einem Naked Cake
Und kurze Zeit später fand ich mich knietief in Buttercreme, Tortenböden und Mirror-Glaze wieder. Es wurde fachmännisch über 3-D-Formen, Paletten und Naked Cakes gesprochen. Mitten drin die Konditorweltmeisterin und Weihenstephan-Makrenboschafterin Andrea Schirmaier-Huber. Wenn man die zierliche Blondine im hellen Höschen und Blüschen, mit blondem Pferdeschwanz und Perlenohrringen zum ersten Mal sieht, glaubt man, eine waschechte Elblette vor sich zu haben. Aber wenn sie dann den Mund aufmacht ist sofort und eindeutig klar: nix da. Andrea ist Bayerin. Und zwar so richtig. In launiger Mundart dirigiert sie unsere 15-köpfige Backmeute forsch durch die Küche. Nebenbei stemmt sie noch 20-Kilo-Gebinde mit Buttercreme von links nach rechts, taucht gefrorene Creme-Pfirsiche in überirdisch glänzende funkelrote Tunke und dekoriert üppige Frucht-Bouquets auf Käsekuchen. Meine Herren, was für ein Energiebündel! Und ich lerne eine Menge von ihr.
Besonders angetan hat es mir der Naked Cake. Das ist ein mehrstöckiger Kuchen mit Buttercreme- oder Sahnefüllung. Aber anstatt zum Schluss mit Fondant oder Creme überzogen zu werden, bleibt der Kuchen außen „nackt“ – man sieht die Böden. Für Backblogger gehört so ein dekorativer Kuchen vermutlich zum Alltagsrepertoire. Für mich war das Dingen vollkommen neu. Und ich war begeistert. Einen einfachen Teig backen, durchschneiden, mit einer Creme füllen und zum Schluss effekthaschende Deko obendrauf verteilen? Das kann doch jeder. Also auch ich. Also habe ich im Workshop mit Andrea meinen ersten, wohlgeratenen und total dekorativen Naked Cake erschaffen. Ich war begeistert! Ich glaube, das sagte ich schon.
Mojito-Feeling als Kuchen – wunderbar erfrischend und so cremig
Erfolge soll man wiederholen. Zu Hause habe ich mich dann in die Küche geworfen und meinen eigenen White Chocolate Mojito Naked Cake fabriziert. Für den Teig habe ich mich sehr stark an einem Rezept von Andrea orientiert und nur zwei, drei Zutaten für das „Mojito-Feeling“ hinzugefügt. Die Cremefüllung wollte ich gern leicht und sommerlich haben. Sahne, Joghurt, Limette und Minze ergeben eine wunderbar erfrischende und trotzdem cremige Angelegenheit!
Und als kleine Reminiszenz an Bayern habe ich für den Kuchen die Milchprodukte von Weihenstephan eingesetzt. Die Milch für Butter, Joghurt, Milch und Sahne stammt grundsätzlich nur von Milchbauen in Bayern , die ganz unterschiedliche Hofstrukturen von Minihof bis Großbetrieb bewirtschaften. Die Zusammenarbeit mit diesen Betrieben läuft häufig schon seit vielen Jahren. Die Rohmilch wird tagesfrisch von den Höfen eingesammelt und dann bei Weihenstephan in Freising zu den verschiedenen Molkereiprodukten verarbeitet. Auf mehrfaches Pasteurisieren verzichten die Bayern dabei zum Beispiel gerade beim Schlagrahm sehr gern. Durch die schonende Verarbeitung bleiben Geschmack und natürliche Bestandteile der Milch besser erhalten. Das ist doch was.
Ich persönlich stehe ja nicht so sehr auf fertige Fruchtjoghurts und Co. – aber der Naturjoghurt von Weihenstephan hat es mir wirklich angetan. Der Geschmack erinnert mich wahnsinnig stark an Joghurt, den ich als Kind mit meinen Eltern in Bulgarienurlaub gegessen habe: sehr cremig, sehr frisch und wunderbar säuerlich! Darum ist auch eine ganze Menge davon in meinem fantastischen, sommerlichen, saftigen, leckeren White Chocolate Naked Cake gelandet. Der ist definitiv nicht für die Tonne. Und ich bin immer noch ganz schön stolz.
Backt auch und habt es lecker! ღ
Das Rezept für White Chocolate Mojito Naked Cake
Zutaten für 1 Kuchen, Springform 18 cm:
Kuchen
100 g Butter (z.B. von Weihenstephan)
75 g brauner Rohrohrzucker
2 Eier, Größe M
100 g Weiße Kuvertüre
65 g Milch
1/2 Fläschchen Rumaroma zum Backen
Abrieb 1 Limette
90 g Eiweiß (ca. 3 Eiklar)
75 g Puderzucker
100 g Mehl
3 g Backpulver
1 Prise Salz
1 Prise Zimt
Joghurt-Mojito-Füllung
250 g Schlagrahm (z.B. von Weihenstephan)
1-2 Tütchen Sahnesteif
30 g Puderzucker
300 g Naturjoghurt, 3,5 % Fett (z.B. von Weihenstephan)
Abrieb von 2 Limetten
Saft von 1 Limette
4-5 Blätter Minze, fein gehackt
1/2 Fläschchen Rumaroma zum Backen
1 Tütchen Gelier-Fix (ca. 15 g)
Deko
1 Limette, geachtelt
1 Zweig Minze
gehackte grüne Pistazien
Und so geht´s:
Kuchen
Den Ofen auf 180 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen.
Die Eier trennen und Eigelbe mit Butter und Rohrohrzucker schaumig schlagen. In einem kleinen Topf bei milder Hitze die Kuvertüre in der Milch auflösen. Etwas abkühlen lassen und zusammen mit Limettenabrieb und Romaroma unter die Buttermasse rühren.
Eiweiß und Puderzucker zu steifem Schnee schlagen und ebenfalls mit der Buttermasse verrühren.
In einer separaten Schüssel Mehl, Backpulver, Salz und Zimt gut vermischen und dann mit einem Kochlöffel schnell unter den Teig rühren, bis kein Mehl mehr zu sehen ist.
Den Teig eine beschichtete Springform (18 cm Durchmesser) füllen und 30-35 Minuten bei 180 Grad backen.
Aus dem Ofen holen, etwas abkühlen lassen. Dann aus der Springform lösen und auf einem Kuchengitter ganz erkalten lassen.
Zum Füllen den Kuchen zweimal horizontal durchschneiden (siehe Tipp unten).
Joghurt-Mojito-Füllung
Die Sahne steif schlagen, dabei das Sahnesteif langsam einrieseln lassen. Dann den Puderzucker unterschlagen.
Joghurt mit Limettenabrieb, Limettensaft, gehackter Minze und Rumaroma verrühren. Das Gelier-Fix einreisen lassen und ca. 1 Minute mit dem Schneebesen gut verrühren (oder nach Packungsanweisung).
Sahne und Joghurt gut verrühren und wenige Minuten im Kühlschrank andicken lassen.
Zusammenbauen
Ein Drittel der Joghurt-Mojito-Füllung auf den untersten Kuchenboden großzügig bis zum Rand streichen. Den Mittelboden auflegen und ebenfalls mit einem Drittel der Creme bestreichen. Den Kuchendeckel auflegen und das letzte Drittel der Creme darauf verteilen. Die Creme am Rand abziehen (siehe Tipp unten).
Den White Chocolate Mojito Cake mit Limettenspalten, Minze und gehackten Pistazien dekorieren. Bis zum Anschneiden im Kühlschrank aufbewahren.(Und stolz wie Bolle auf der Ergebnis sein!)
Tipps:
Das Durchschneiden des Kuchens geht am besten mit einem großen, zackigen Messer (Brotmesser o.ä.). Das Messer in der gewünschten Höhe parallel zur Tischoberfläche halten und dann kleine Sägebewegungen machen – den Kuchen dabei mit der freien Hand drehen und das Messer immer weiter nach innen gleiten lassen. (Das ist viel einfacher, als es sich anhört!)
Damit der Kuchen außen auch schön naked wird: Eine Palette oder einen Spatel senkrecht zur Tischplatte halten und mit sanftem Druck am Rand des gefüllten Kuchens entlangfahren, um überschüssige Creme abzustreichen. Die Kuchenböden sollten unter der Creme größtenteils sichtbar sein. Keine Sorge – das ganze muss nicht total exakt werden. Das Naked Cake lebt sich ein bißchen vom Umperfekten.
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