Wir sind heute zweieinhalb Stunden über die zugefrorene Alster gelaufen. Mit Schlitten, Kind, Kegel und den Tiedemanns. Zusammen mit wahrscheinlich 127.000 anderen Leuten – vorsichtig geschätzt. Kalt war´s, abenteuerlich, sehr glatt und aufregend. Die ganze Zeit hörte man das Düdeln der Krankenwagensirenen, die um den See flitzten um Leute zu behandeln, die sich auf dem glatten Eis den Fuß oder das Knie angeschlagen hatten. Und einmal landete sogar ein ADAC-Hubschrauber mit Arzt mitten auf der Eisfläche. Obwohl ich in den vergangenen Jahren schon zweimal über die Alster gelaufen bin, ist das ganze immer wieder ein unwirkliches Szenario. Jede Woche fährt man an der Alster rauf oder runter, drumherum, überquert mit der S-Bahn die Brücke zwischen Außen- und Binnenalster oder läuft am Jungfernstieg entlang. Und dann steht man auf einmal mitten drauf, auf dem Wasser. Das muss das Gehirn erstmal verarbeiten.
Während wir mit Daunenjacken, Mützen, Ohrenwärmern und Skisocken gegen den Wind anstapften, spuckte mein verwirrter Kopf plötzlich ein ganz anderes Bild aus, sozusagen den Gegenentwurf *plopp*:
Ein kleiner Backflash in unseren Sommerurlaub an der Cote d´Azur: Nizza, blauer Himmel, Spätsommer, offene Schuhe, gekühlter Rosé, ein laues Lüftchen, blaues, glucksendes Wasser im Hafen, weiße Yachten, … und ein fantastisches Aioli bei La Marie Belle. Hach! Dieses Aioli …
In Frankreich bedeutet Aioli ja so viel mehr, als bloß eine Soße aus “Knoblauch und Öl” zum Dippen. Das musste ich auch erstmal lernen: “Wie, die servieren hier Knoblauchsoße für 16 Euro?” Nein, Aioli bezeichnet ein ganzes Gericht, das ursprünglich aus der Provence stammt: Gedünstete Möhren, Grüne Bohnen und eine Kartoffel werden mit einem Stück Fischfilet und der Knoblauchsoße sowie einer Prise groben Meersalz serviert. Häufig gehört auch noch ein hartgekochtes Ei dazu. Sehr puristisch – hier müssen die einzelnen Komponenten durch Geschmack und Qualität überzeugen, da gibt´s kein Verstecken.
Ursprünglich ein Arme-Leute-Essen mit gewässertem Stockfisch, ist Aioli heute eine köstliche Spezialität mit frischem Fisch aus der Region. Ich habe es während unseres Urlaubs mehrfach gegessen, aber nie war es so gut wie bei La Marie Belle am Hafen.
Dass wir bei Marie gelandet sind, war eigentlich ein großer, glücklicher Zufall. An unserem letzten Tag hatten wir noch 2 Stunden, bis wir in den Bus zum Flughafen steigen wollten. Perfekt für ein letztes Mittagessen unter freiem Himmel und einem Fläschen Rosé (letzterer macht mich beim Fliegen um einige entscheidende Grade entspannter *hüstel*). Mit unseren Koffern rollerten wir zum Hafen und schauten uns ganz ohne die Hilfe unseres Reiseführers nach einem Restaurant um. Zur Wahl standen ein Sushi-Laden, eine voll besetzte Pizzeria, ein modernes Bistro mit ziemlich aufgekratzten australischen Touristen. Und mittendrin – ein bißchen unscheinbar und ohne Gäste – La Marie Belle.
Nach einigem Hin und Her haben wir es dann gewagt, uns dort ein Plätzchen zu suchen. Ausschlaggebend war irgendwie die Tageskarte, hatte ich mein Herz doch schon vorher an Aioli verloren. Um es kurz zu machen: Das war die beste Entscheidung, die wir hätten treffen können. Der Gruß aus der Küche war köstlich, der Rosé von guter Qualität, das Essen vorzüglich und der Service dezent und sehr fürsorglich. Wir schmausten und plauderten, tranken und ließen die Blicke über den Hafen schweifen – und hätten beinahe noch den Bus verpasst vor lauter unbeschwertem Rumgehänge.
Gabi, meine bezaubernde Reisebegleitung, hat sich für die Spaghetti Scampi entschieden. Die waren auch soooo lecker:
Das ist übrigens Madame Marie persönlich. Sie kocht, serviert, umsorgt sehr aufmerksam ihre Gäste und hält zum Nachtisch auch gern ein charmantes Pläuschchen. Danke für eines der besten Essen, das wir in Nizza hatten! Wir kommen wieder … (hoffentlich ganz bald *bibber*).
Restaurant La Marie Belle
3 Quai des Deux Emmanuel
06000 – Nice/ France
Tel. : +33(0)4 93 89 46 54
Fax : +33(0)4 93 89 46 54
Wie oft bin ich schon am La Marie Belle vorbei gegangen …
wie oft haben wir schon dort etwas gegessen und getrunken ?
Ich kann es nicht zählen, Nizza ist miteiner der schönsten Plätze an der Cote d´Azur . Die Aioli dort ist ein Träumchen, ich liebe die Kombi Fisch/Gemüse Knobi … hast Du gewusst das, wir die Aioli Provencale JB Reboul zu verdanken haben ?
1897 erschien sein Kochbuch “La Cuisiniere Provencale”, sein Werk gilt als die Bibel der provenzalischen Küche.
Er hat das arme Leuteessen bekannt gemacht.
Ich liebe diese einfache, mediterane Küche .
Mich hat die Cote d`Azur schon seit mehr als 35 Jahren verzaubert ;o)
Lg Kerstin
Ach Frau Blume …. ich schwelge in Erinnerungen … :o)
Das war sooooo großartig! Und lecker! Und nett! Und wir haben nicht nur fast den Bus verpasst sondern gleich haarscharf den ganzen Flieger … Du erinnerst Dich? “Boarding, c’est terminé …”? ;o)
Klar erinnere ich mich: Ich bin noch nie so schnell gerannt und ich habe noch nie am 1st-Class-Schalter eingecheckt. ;-) Und sie haben voher noch nie ein Messer in meiner Tasche übersehen … ;-)
Oh mannn das sieht ja echt verboten gut aus – ich bekomm direkt appetit – was gabs denn zum dessert ?
Ich hatte in Nizza immer diesen flan…. zum reinlegen :-)
Verflixt … wir hatten kein Dessert! Unverzeihlich! Ich muss sofort dahin und das nachholen ;-)
ja schnell in den nächsten flieger und husch nach nizza – wie warm es da jetzt wohl ist?