„Ein Schnellkochtopf??!!” Die beste Schwiegermutter von allen schaut so, als hätte ich ihr gerade eröffnet, dass der Mann und ich eigentlich Doppelnull-Agenten sind und im Keller nun gemeinsam eine Atombombe entschärfen wollen. Mindestens.
„Die sind doch total gefährlich – die explodieren immer! Also meiner Mama ist so ein Dingen mal um die Ohren geflogen. Danach hat sie den nie wieder angefasst!” „Hm.” Ich bin skeptisch. „Wann war denn das?” Schwiegermutter überlegt. „Das muss Anfang der 70er gewesen sein.” Ich überschlage kurz. „Also vor ungefähr 45 Jahren?” Wir starren beide auf den glänzenden Topf auf meinem Herd. „Ich vermute, seitdem hat sich das eine oder andere getan in der Schnellkochtopftechnik” merke ich amüsiert an. Aber dann will ich es doch noch mal genauer wissen: „Und ihr Topf ist damals einfach so auf dem Herd explodiert?” Schwiegermutter schnauft. „Mama hat ihn aufgemacht und die ganze Erbsensuppe ist ihr ins Gesicht gespritzt. Das war ein Theater!”
„Aber das ist ja nicht die Schuld von dem Topf gewesen”. Ich hab mich schlau gemacht. „Das war ein Anwendungsfehler. Wenn man einen unter Druck stehenden Topf mit einem Schlag öffnet, muss man sich ja nicht wundern, wenn einem die ganze Soße um die Ohren fliegt. Man angelt ja auch nicht mit einer Gabel im Toaster oder greift in den Mixer, nur weil es geht, ne.” Irgendwie ist es mir ein Anliegen, die Ehre von meiner neuen Errungenschaft zu verteidigen. Denn er macht wirklich einen richtig guten Job: Köstlich-butterige Salzkartoffeln in 9 Minuten, weiche Bohnen und Kichererbsen in 20 oder 30 Minuten (ohne Einweichen) und Gulasch nach einer halben Stunde so zart, dass das Fleisch quasi zerfällt. Läuft ganz gut für mich, finde ich. Vor allem nach einem langen Arbeitstag.
Schwiegermutter ist allerdings restbesorgt. Ich zeige ihr deshalb die diversen Sicherheitsventile an meinen Schnellkochtopf und erwähne auch, dass – sollten alle Ventile in einem überaus unwahrscheinlich Super-Gau auf einmal spontan verstopfen – der Dichtungsring im Deckel Taschen bildet und den Druck ganz harmlos entweichen lässt. Außerdem kann man durch eine spezielle Sperre meinen Topf erst öffnen, wenn der Druck im Inneren auf ein normales Maß abgesunken ist. Also null Explosionsgefahr. So oder so. „Und dann ist da noch diese Sache mit den Nährstoffen. Die bleiben trotz der hohen Temperatur im Schnellkochtopf echt besser erhalten als in normalen Töpfen. Weil beim Garen kein Sauerstoff entweicht.” Aber ich gerate ins Dozieren. Ächem.
Ich klicke den Deckel vom Topf. „Dann koch ich uns jetzt mal was Leckeres, ok? Ist in 15 Minuten fertig!” „Ich bin im Wohnzimmer und spiele so lange mit dem Kind”, sagt die beste Schwiegermutter von allen und zieht schon viel weniger besorgt von dannen. Hach, ich mag sie so gern. Und dann mache ich mich an meine Marinara-Meatballs – leckere Fleischbällchen in einer aromatischen Soße. In einem Topf gekocht und in 10 Minuten gar.
Und hier kommt das Rezept aus dem Schnellkochtopf für 4 Personen: Pikante Marinara-Meatballs
600 g Rinderhack mit 1 TL gemahlenem Piment, 1/2 Bund gehackter Petersilie (die Stiele aufbewahren) sowie 1–2 TL Salz und 1 kräftigen Prise schwarzem Pfeffer verkneten. Bällchen formen und in den gelochten Einsatz des Schnellkochtopfs legen.
2 mittelgroße Zwiebeln und 2 große Knoblauchzehe pellen und hacken. Im Schnellkochtopf 1 EL Butter schmelzen lassen und Zwiebeln und Knoblauch darin ohne Deckel glasig dünsten. 1 mittelgroße Aubergine in Würfel schneiden und kurz mitbraten.
2 Dosen geschälte Tomaten á 400 g grob zerkleinern und mit 1 TL Thymian, 1 TL Oregano, 6 gehackten getrockneten Aprikosen, 4 gehackten Sardellenfilets (alternativ 1 Schuss thailändische Fischsoße), 1 kräftige Prise Chilipulver, den gehackten Petersilien-Stielen sowie etwas Salz und Pfeffer in den Topf geben. Wer mag und hat, wirft noch 1 Lorbeerblatt hinterher. Alles gut umrühren.
Den Einsatz mit den Fleischbällchen in den Topf über die Soße setzen und den Deckel schließen.
Den Schnellkochtopf auf höchster Stufe erhitzen (bei meinem Model mit Garstufe 2) bis die Luft entwichen ist und der Deckel automatisch schließt. Die Hitze zurückschalten und die Bällchen und die Soße 10 Minuten garen. Den Topf abdampfen (bei mir ganz sanft über die Kochkrone) und den Deckel öffnen. Den Einsatz mit den Bällchen aus dem Topf heben, die Soße evtl. noch mit Salz abschmecken.
Die Fleischbällchen in die Soße legen und servieren. Mit frisch geriebenem Parmesan und Petersilie bestreuen.
Alternativ ohne Schnellkochtopf die Bällchen in einem Dämpfeinsatz in einem normalen Topf ca. 15 – 20 Minuten dämpfen. Die Soße in einem separaten Topf zubereiten und ca. 20 – 25 Minuten köcheln lassen.
Tipps:
Die Marinara-Bällchen schmecken warm und kalt köstlich.
Low Carb-Fans servieren dazu gekochte grüne Bohnen oder Stangenbohnen, die mit einem großzügigen Spritzer Zitronensaft und fein geschnittenen Zwiebeln abgeschmeckt wurden.
Marinara Meatballs sind aber auch auf Nudeln bzw. Reis, mit Brot oder in kleinen Schüsselchen als Tapas superlecker.
Reste kann man am nächsten Tag mit schmelzendem Käse auf einem Baguette als Meatball-Sandwich servieren oder zur Arbeit mitnehmen. Groß!
Liebe Mel, das sieht sooo gut aus und klingt köstlich! Sollte ich mir vielleicht auch so`n “Dingens” ………ach nee, lieber nicht – obwohl, mit dem “Suppenkasper” komm` ich ja inzwischen auch prima zurecht! Sollte ich vielleicht doch?????????????
Welcher Topf ist es denn bitte? Ich bin gerade auf der Suche, nur induktionsfähig müsste er sein…
Hallo Juliane, ich hab den Fissler vitavit edition – mit dem kann man nicht nur Schnellkochen, sondern auch Dampfgaren. Für alle Herdarten geeignet, ich koche auch auf Induktion. Liebe Grüße! Mel.
Schön, dass Du auch bei der Variante an mich gedacht hast ;-) Ich brauch so n Schnellkochtopf..umbedingt..whoossaaaa
Und während ich das Rezept lese, überlege ich schon wie, ich es für den Slowcooker ummodeln könnte ;-) So unterschiedlich sind die Vorlieben :-) Aber das Rezept hört sich auch zu lecker an!
Anikó, die Zwiebeln und den Knoblauch separat anschwitzen und dann alles einfach 2–3 Stündchen in den SlowCooker werfen. Was meinst Du? ;-)
Wenn man die Pfanne für die Zwiebelgewächse schon dreckig macht, können da auch noch die Auberginenwürfel mit rein. Und dann eventuell 4 Stunden, damit sie nicht gummiartig bleiben? :-)
Gebongt ;-) Sag mal Bescheid, wie es geworden ist!
Hi mel,
Ist ein schnellkochtopf auch für gasherde geeignet? Bisher war ich ja immer skeptisch, ob das gut klappt.
Hallo Mathias, Gas funktioniert wie Induktion eigentlich am besten für Schnellkochtöpfe, da Du die Temperatur der Kochplatte und damit auch die Temperatur im Topf sehr schnell regeln kannst. Ceranfelder oder mormale Elektroplatten reagieren ja recht träge mit viel Nachhitze und so. Daher: Daumen hoch für Gas ;-) Liebe Grüße, Mel.
Hallo Mel,
das klingt ja super :) Meinst du ich kann die Fleischbällchen auch übereinander anordnen, falls ich das Gericht für mehrere Personen machen möchte?
Liebe Grüße :)
Hallo Yriana, Du kannst die Bällchen auch übereinander anordnen – das ist kein Problem. Du müsstest halt nur schauen, dass Dein Topf groß genug ist. Der Einsatz sollte nicht in der der Soße stehen (falls Du auch die Soßenmenge erhöhen willst). Liebe Grüße! Mel.
Liebe Mel!
Immer wieder begeistert von dem WAS und WIE Du es machst! ;-) und wie einfach man ES nachkochen kann.
Vielen Dank für die vielen “ahhhhs” und “ohhhs” im Kreise meiner Familie und Freunde, die eigentlich Dir gebühren! ;-) Von den leicht angesäuerten, dennoch annerkennend neidvollen Schulterklopfern meiner Kumpels, weil Sie plötzlich Stress mit Ihren Ehefrauen haben, rede ich besser nicht.
Ein treuer Fan und ehemaliger Arbeitskollege! ;-)
Liebe Grüße!
Danilo, wie toll ist das denn?! Hab mich super gefreut. DAAAANKE!!! ;-) Liebe Grüße zurück, Mel.
Ich brauche jetzt unbedingt ein Hackbällchen! Und auch einen Schnellkochtopf. Aber es ist unverantwortlich, so etwas kurz nach Weihnachten zu posten. :) …Mel, das sieht schrecklich lecker aus.
Meiner Mutter ist der Schnellkochtopf Ende der 70er auch explodiert und alles ging auf die riesigen Stillbrüste. Also war nicht nur Mutter sondern auch die Säuglingsschwester traumatisiert. Während meine Mutter tapfer weiter so ein Teil benutzt habe ich mir (bisher) immer geschworen, dass mir sowas nicht ins Haus kommt. Aber wenn ich das jetzt so lese sollte ich mich vielleicht doch mal näher damit befassen.
Übrigens meine ich mich zu erinnern, dass es damals auch ein Anwendungsfehler war.
Hab ich gestern nachgekocht: Boah, voll lecker, ey!! Auch wenn die Zutatenliste etwas abenteuerlich aussieht…Sardellen, Aprikosen, Piment????
Jetzt weiß ich auch endlich, wie man mit dem Einsatz im Schnellkochtopf umgeht. Vielen lieben Dank für dieses super Rezept – Dein Blog ist sowieso IMMER ein Erlebnis!
Hi Mel,
das muss ich auch unbedingt mal nachkochen!
Darf ich Dich fragen, welche Größe Tomatendosen Du genommen hast? Zwei große oder zwei kleine?
Vielen Dank für das lecker aussehende Rezept und die tollen Bilder!
Susanne
Hallo Susanne, ich habe zwei kleine genommen. Liebe Grüße!
Vor zwei Tagen bin ich endlich dazu gekommen, das Rezept nach zu kochen, weil ich gerne mit Schnellkochtopf koche und auch gerne Sachen mache, die gut vorzubereiten sind. Leider war das Ergebnis, kurz gesagt, ein Desaster. Du hast ja geschrieben “… bei höchster Stufe erhitzen…” . Ich nehme mal an, dass Du auch eine “Power”- Funktion an Deinem Induktionsherd hast? “P” ist tatsächlich die höchste Stufe an meinem Herd. Damit koche ich auch gerne in Minuten z.B. Kartoffeln im Schnellkochtopf. Beim Aufheizen des Topfes quoll relativ schnell stinkender Rauch aus dem Sicherheitsventil, ohne dass es überhaupt schon gedampft hat. Es roch fies angebrannt und nach fünf Minuten habe ich das ganze abgebrochen. Seit zwei Tagen versuche ich nun, den Topfboden wieder blank zu bekommen, mit allen möglichen Mitteln. Ich kann mich quasi nicht erinnern, jemals irgendetwas so angebrannt zu haben. Ich frage mich, woran das gelegen haben könnte. Ich habe eine Dose eingelegte Cherrytomaten und eine Dose stückige Tomaten verwendet. Interessanterweise war beim Öffnen des Topfes eine Schicht Flüssigkeit auf der angebrannten Tomaten-Masse. Tja schade…
Hallo Markus, das kann dann nur daran liegen, dass zu wenig Flüssigkeit im Topf war. Da müsstest Du die Anleitung Deines Schnellkochtopfes und die Mindestmenge an Flüssigkeit beachten. Dann klappt´s bestimmt auch mit den Meatballs. ;-) Liebe Grüße!
Hi, kannst du eigentlich nicht so als Gegen-Rezept mal etwas aus dem Slow Cooker schreiben?
Hallo Nele, schau mal bei dem Rezept für Pulled Pork aus dem Slow Cooker :-)
Woooow *.* Ich liebe Hackbällchen, habe die aber in dieser Form noch nicht gegessen. Super Rezept. Habe jetzt gerade Extra nach Rezepten geschaut, weil ich mir gleich was kochen wollte. Dein rezept ist der Sieger :)
Ich berichte später dann mal, wie mir die einzelnen Komponenten geschmeckt haben, weil da stimme ich Andrea zu, die Komponenten sehen abenteuerlich aus :D
Liebe Grüße
Spaghetties mit meatballs sind fuer uns soulfood.
Habe heute dein Rezept nachgekocht und es hat bei meiner princess eingeschlagen.
Sie sagte:”Captain, hasste genug gekocht. Das will ich morgen wieder haben!”
Ist noch was da und ich hab mir heimlich noch ein lunchpaket gemacht.
Wenn das kein Grund ist, den Schnellkochtopf mal wieder aus der Versenkung zu holen! Danke für den Anreiz. Apropos: Wenn ich mal irgendwo sitze und warte, blättere ich für mein Leben gerne in Deiner App! Das Dumme ist nur, dass ich dann immer Hunger bekomme! :)
Ich habe das Rezept mit den Hackbällchen gestern gekocht und war einfach begeistert.
Als kleinen Tipp: Ich gebe bei vielen Gerichten frisch gemahlenen Pfeffer direkt bei Tisch darüber. Der Geschmack ist dann nochmal ganz anders und man erhält eine wirkliche Geschmacksbombe.
Macht weiter so.