Gestern Abend dachte ich spontan, ich stünde bei Habitat in der Dekorationsabteilung. Was sind denn das für spannende schwarze Dinger mit diesen lustig gewundenen Spitzen? Objekte aus Ebenholz für den Kaminsims? Oder kann man da irgendwo ein Teelicht reinstellen? Nix da – tatsächlich befand ich mich immernoch genau da, wo ich mit meinen Einkaufskörbchen aus Draht hingelaufen war: vor dem Gemüseregal im Erdkorn. Und die Obkjekte meiner Bewunderung waren (Achtung!) Schwarze Rettiche.
Ich sehe die Fragezeichen in Euren Augen. Rettiche? Schwarz? Soso. Kann man das essen? Ich hätte auch schwören können, dass ich diese wunderschönen, skulpturartigen Knollen noch nie zuvor gesehen habe. Aber vielleicht habe ich sie auch einfach nur nicht beachtet. Frevel.
Sobald ich zwei davon in meinem Drahtkörbchen hatte, war klar: Daraus muss ich Essen basteln. Bloß was? Dunkel erinnerte ich mich an Rezepte mich Rettich, die ich mal irgendwo gelesen hatte. Aus Rettich kann man Salat machen – da verhält er sich wohl ähnlich positiv wie Radieschen. Mit einem Essig-Öl-Dressing, Schnittlauch und einer Prise Süß.
Und was bringt den entscheidenden X-Faktor? Vielleicht Käse. Warum nicht. Wurstsalat mit Essig-Öl-Dressing wird ja auch mit Käse gemacht. Also auf zur Käsetheke. Dort beriet ich mich mit dem Käseberater meines Vertrauens ausführlich über passende Käsesorten. Er schlug schließlich Wasabikäse vor (und hat mich natürlich sofort ein Stückchen probieren lassen). Perfekt! Rettich ist erdig-scharf, der Wasabikäse ist pikant-scharf – zusammen mit einem süß-sauren Dressing kann daraus nur was ganz tolles werden.
Zu Hause habe ich dann erstmal diese Fotos von den tollen schwarzen Rettichen gemacht. Diese sind innen übrigens ganz weiß. Aber das Thema war damit gesetzt; daher ist der Rest auch schwarz wie Rettich geworden. (A.d.V.: Das Semikolon ist für die wunderbare Gaibi.)
So geht´s:
2 schwarze Rettiche schälen und auf einem Gemüsehobel in feine Scheiben schneiden. 1/2 rote Paprika in feine Ringe schneiden.
2 EL braunen Zucker in einer Pfanne schmelzen lassen und je 2 EL Cashewkerne und grob zerbröselte Walnüsse zugeben. Rühren, bis die Nüsse von dem Zucker überzogen sind und auf einen Stück Back- oder Pergamentpapier erkalten lassen.
Aus 3 EL Weißweinessig, 2 EL Ahornsirup, 1 guten TL Salz, 1 kräftigen Prise Pfeffer und 3 EL neutralem Öl ein kräftiges Dressing rühren. 1/2 Bund Schnittlauch waschen und in kleine Röllchen schneiden. 2/3 zu dem Dressing geben und unter die Rettich- und Paprikascheiben mischen. 10 Minuten ziehen lassen.
In der Zwischenzeit Wasabikäse in feine Streifen schneiden. Unter die Rettichscheiben mischen.
Den Rettichsalat locker auf einem Teller arrangieren und großzügig mit den karamellisierten Nüssen bestreuen. Mit dem restlichen Schnittlauch dekorieren.
Der kleine Salat schmeckt ungewöhnlich – aber ganz toll!
Liebe Mel, dieses Rezept habe ich bestimmt schon ein halbes Dutzend Mal angeschaut und dann doch immer gezögert. Um meine eigenen Geschmacksnerven machte ich mir keine Sorgen. Wie aber würde die bessere Hälfte, gegenüber Rettich ohnehin schon skeptisch eingestellt, ihn in Kombination mit Paprika, Nüssen und Käse aufnehmen? Das wollte ich mir gar nicht ausmalen. Es kam aber wie es kommen musste – ein großer schwarzer Rettich musste dringend weg, im ganzen Haus befand sich keine einzige Kartoffel mehr (Suppe fiel also weg), rein zufällig waren dafür alle Zutaten für dieses Rezept vorhanden und so dachte ich mir, da muss er nu durch. Mein Fazit: ein fantastisches Rezept. Es hat nicht nur mir super geschmeckt, sondern überraschenderweise auch von der besseren Hälfte two thumbs up bekommen, inklusive der Bitte um Wiederholung. Vielen Dank für – wieder mal – ein ganz außergewöhnliches und extrem leckeres Gericht, auf das ich ohne Deinen Blog im Leben nicht gekommen wäre.
Liebe Claudette, das ist ja großartig, dass sich jemand an dieses Rezept gewagt hat ;-) Ich gebe zu, dass es etwas ungewöhnlich ist. Um so schöner, dass es Euch geschmeckt hat. Vielen Dank für Dein Feedback ;-)