Uwe sitzt an einem der Tische im Biergarten vor dem Off Club, als ich in Hamburg Bahrenfeld aus dem Taxi springe. Viel Verkehr, Baustellen, Straßen gesperrt – nix ungewöhnliches eigentlich an einem Freitag gegen 15 Uhr. „Du, ich bin Ende der Woche in Hamburg und hab ab nachmittags Zeit, wollen wir da was machen?”, hatte Uwe gefragt. Und ich habe mich richtig auf ihn gefreut. Uwe verbloggt seine Wahnsinns-Rezepte auf High Foodality, ist ein supernetter Typ und wohnt eigentlich in Süddeutschland. Eine Kombination, die nur sehr seltene Treffen in persona zulässt – dafür aber viel Getippe und Geschreibsel auf den üblichen Social Media Kanälen. Bloggen verbindet eben, ne. Allein die technische Seite … STUNDEN … ach, ihr ahnt es schon.

Wenn ein Blogger-Kollege kommt, will / soll / muss man ja auch was bieten, is ja klar. Ein Freitagnachmittag ist dafür allerdings nicht der allertollste Moment. Die gehobenen Restaurants haben selbstverständlich am Nachmittag keine Küche. Und spontan in kleine Manufakturen einzufallen, ist eher schwierig. Die Leute haben dort ja mindestens noch ein Zweitleben und im allgemeinen auch eher viel zu tun. Also recherchiere ich ein bisschen in diesem Internet und suche Plätze.

Der Off Club – Tim Mälzers neues Restaurant in Hamburg

Bei dem Mälzer seinem neuen Restaurant war ich auch noch nicht, denke ich und  checke pro forma mal die Öffnungszeiten … und Bingo! Der Off Club hat ab 12 Uhr durchgehen warme Küche. Tagsüber zwar nur eine kleine Karte – aber wir sind im Geschäft. Nachdem ich in der Bullerei schon ein paar mal mit eher gemischten Gefühlen vom Tisch aufgestanden bin, finde ich spannend, wie es in dem neuen Schuppen so läuft.

Jetzt schnappe ich den Uwe, wir freuen uns beide ein Beinchen ab und steigen die Treppe zum Off Club herunter. Was wir sehen, gefällt. Das Restaurant in dem alten, roten Industrie-Backsteingebäude liegt einige Meter „unter Null”, sodass die Nachmittagssonne besonders schräg von oben durch die Fenster fällt. Atmosphäre läuft. Die Räumlichkeiten sind so kunterbunt und offensichtlich zufällig zusammengewürfelt eingerichtet, dass man gleich den Verdacht hat, dass der Innenarchitekt hier einen sehr teuren Job gemacht hat. Aber es passt.

Nix ist zu aufdringlich oder zu gewollt. Man mag es und kann eigentlich gar nicht sagen, woran es genau liegt. Vielleicht an der feinen Dosis sauberem Trash. Oder an den verschiedenen „Zonen”, die man durchlaufen kann. Hat man vorne noch das Gefühl, in einem gehoben Musik-Bistro-Dings zu sitzen, findet man um die Ecke viel roten Plüsch, teure Lampen und Kunst an den Wänden. Und gleich dahinter fühlt man sich ein bisschen wie in einem … hm … U-Bahn-Schacht mit Gartentischen. Nur, dass es eindeutig viel besser riecht.

Burger-Kneipe oder Luxusrestaurant – der Off Club und Madame X bieten beides unter einem Dach 

Wie setzen uns vorn in das Kneipen-Dings an einen Tisch mit Couch, werfen einen Blick in die Mittagskarte und bestellen Burger mit Fritten für 10,50 €. Beim Anblick der Weinkarte sinkt allerdings mein Frolleinherzchen: Es wird in 0,1-Gläsern ausgeschenkt und der günstigste Preis beginnt bei 5,– €. Der Wein, den ich gern trinken würde, kostet gar 8,50 € für 0,1. Das Pale Ale für 3,– € die Flasche gewinnt also sprunghaft an Attraktivität und außerdem passt es ja auch ganz gut zum Burger.

Und dann kommen sie, die Burger. Sehr schön serviert und angerichtet. Im Brioche-Bun mit Salat, Bacon, Soße und Tomate. Das Patty ist außen braun gegrillt und innen rosa. Und das Fleisch – das ist der Hammer – schmeckt großartig. Die Fritten sind dick geschnitten und genau richtig frittiert. Die Portionsgröße ist nicht unbedingt aus der Kategorie Schlachtplatte für Metzgerssohn, macht aber satt und ist auch für Frolleins beherrschbar.

Wir schmausen glücklich und trinken dazu unser Pale Ale direkt aus der Flasche.

Anschliessend sitzen wir noch zwei Stündchen, fühlen uns wohl und quatschen. Das Servicepersonal ist dezent im Hintergrund, aber sofort da, wenn wir etwas brauchen. Irgendwann ringe ich mich dann doch noch zu einem Weinchen durch und bin sehr glücklich über die widererwarten großzügige Füllung des Glases. Nichts ist ja schlimmer, als GENAU bis zum Eichstrich auszuschenken, ne.

Mein Fazit nach einem Nachmittag im Off Club

Eine wirklich nette und überraschende Location, in der man ab 12 Uhr mittags entspannt mit Freunden abhängen oder Geschäftsfreunden „mal was anderes” mit gehobener Küche bieten kann. Die leckeren Burger auf der Mittagskarte machen richtig Spaß. Das Servicepersonal ist engagiert, kann einen aber auch in Ruhe lassen und betreibt kein unangenehmes Upselling.

Es war ein toller Nachmittag mit Uwe, Bierchen und Burger. Ich bin sehr gespannt auf die Abendkarte und muss darum bald wiederkommen.

Lust auf ein paar Impressionen? Bittesehr:

Ein Klavier, ein Klavier! Ähhh … ne, doch nicht. Im Off Club mag man Schlagzeuge lieber. Und Mickey Mouse. Cool.

UOPDATE: DER OFF CLUB IST LEIDER GESCHLOSSEN.