Palazzo Cornelia Poletto Hamburg | GourmetGuerilla.de

Palazzo Cornelia Poletto. Ein zauberhafter und köstlicher Abend im kulinarischen Varieté.

„Ahhhiijjiiiijjiiihhaaaaaaajiiiihaaaa”, kreischt die unbekannte Frau hinter mir betäubend laut in mein Ohr. Zack! Dazu rammt sie mir ihre überraschend scharfkantige Handtasche zum gefühlt tausendsten Mal in die Rippen. Ich werfe meiner Mutter ein Augenrollen zu und trete dezent zwei Schritte nach vorn. Meine Mutter schaut verschwörerisch zurück. Wir stehen zusammen in der Garderobenschlange vom Palazzo Cornelia Poletto – einer Dinner-Show in einem temporären Zirkuszelt direkt auf dem Vorplatz der Deichtorhallen. Und im Moment weiß ich noch nicht so genau, wie der Abend so werden soll. Die Frau mit der krankenwagenähnlichen Lache lässt sich auf jeden Fall nicht abschütteln und rückt sofort auf Tuchfühlung nach. Zack! Die Handtasche. In meine Rippen. „Ahhhhjajjjjaaahhihiiiijhiiiiiii!” Die Sirene. In mein Ohr. Der Quälgeist gehört zu einer Gruppe von vier Frauen in der Warteschlange hinter uns. Man ist aufgeregt. Sehr. Und ausgelassen. Sehr. Geradezu enthusiasmiert. Vielleicht ist im Vorfeld auch schon das eine oder andere günstige Perlweingetränk im Spiel gewesen. Wie auch immer – das gackernde Damenquartett um die 45 blendet offenbar sehr erfolgreich aus, dass man nicht so ganz allein in diesem Zelt ist. Sondern mit weiteren 350 Leuten.

Ich trete zwei Schritte nach vorn und beschließe, dass ich ein Moos, ein Stein, ein plätschernder Bach bin und die große Feude meiner Mitmenschen als etwas Positives … ZACK!!!! Aahhhhhhhjahahaahihhhihhjiiiiiiiiii!!! So, jetzt habe ich aber gewisse Dinge gestrichen voll! Gerade will ich mich umdrehen und der Kuh mal so richtig die Meinung geigen, da rettet der reizende junge Mann hinter der Garderobenluke mich/uns/den Abend. „Ihr Mäntel, bitte”, flötet er und strahlt uns an. Wir reichen ihm unsere sieben Sachen und entfleuchen so schnell wie möglich meiner ganz persönlichen Warteschlangentortur.

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Wir betreten das Vorzelt. Ich organisiere uns  als erstes zwei Sektchen bei dem netten Tresenpersonal. Und dann haben wir endlich Zeit, unter den Kronleuchtern zu entspannen, uns umzuschauen und auf den Mutter-Tochter-Abend anzustoßen. Das rote, plüschige Zelt füllt sich schnell mit einem sehr gemischten Publikum. Manche haben sich richtig in Schale geworfen, andere scheinen direkt von der Arbeit gekommen zu sein. Ich bin sehr gespannt, was uns erwartet. Noch ist der Vorhang zum großen Hauptzelt geschlossen. Der goldene Schriftzug „Wundermenschen” verspricht aber auf jeden Fall schon mal einen magischen Abend. (Ich bibbere innerlich, dass wir nicht zufällig mit dem nervigen Damenquartett an einem Tisch sitzen – dann würde die Magie eine ganz besondere Stufe für mich erreichen.)

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Dann ist es so weit: Der Gong ertönt, der Vorhang öffnet sich und gibt den Blick in das große Hauptzelt frei. Für einen kurzen Moment staune ich wie ein kleines Kind: Aus dem dunkelblau bespannten (und rot beleuchteten) Zirkushimmel blinken unzählige kleine Sterne, auf den weiß eingedeckten Tischen flackern lange Kerzen in Silberleuchtern,  das Licht bricht sich in Gläsern und Spiegeln und wird hundertfach zurückgeworfen. Troddeln, Samtportieren und rote Plüschbezüge auf Stühlen und Sitzbänken lassen das ganze total gemütlich und zugleich puffig-großartig wirken. Und über allem schaukelt sacht ein Trapez im Luftzug hin und her. Keine Frage – wir sind mitten in einem fantastischen Zirkustraum für Erwachsene gelandet.

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Vorfreudig lassen wir uns von einem Platzanweiser unseren Tisch in der Manege zeigen. Das Trapez schaukelt nur ein paar Meter entfernt über unseren Köpfen. Unser Kellner stellt sich vor – er hat malerisch pomadisierte schwarze Locken und einen bezaubernden italienischen Akzent – und ich würde mich überhaupt nicht wundern, wenn er spontan ein Kaninchen aus dem Hut zaubern könnte. Aber erst einmal zaubert er Getränke auf unseren Tisch. Mittlerweile sind auch unsere Tischnachbarn platziert worden. Mein persönlicher Albtraum „Damenquartett” wird nicht wahr, denn das männliche Pärchen zu unserer Linken und das ältere Ehepaar an unserer rechten Seite machen einen sehr angenehmen Eindruck. Man begrüßt sich und wünscht sich einen schönen Abend. Mama ist auch total happy.

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Langsam füllt sich der Saal und murmelt in erwartungvoller Spannung. Wir achten zunächst nur auf die kleine Bühne und auf das freie Rund in der Mitte der Manege und bemerken erst nach und nach, dass die Vorstellung um uns herum schon längst begonnen hat. Überall im Saal, in den Gängen, zwischen den Tischen und sogar auf den Tischen tauchen Künstler mit kleinen Darbietungen auf. Direkt neben uns wird ein Handstand auf einem Beistelltischchen performt, während zwei Tische weiter eine Dame im schimmernden Pfauenfederkleid und ein Herr mit witzigem Hütchen kleine Gags bieten. Plötzlich sitzt ein Mitglied des Ensembles auf dem freien Stuhl an unserem Tisch, um wenige Sekunden später einen Salto zu vollführen. Der Zirkus hat schon begonnen und wir sitzen im wahrsten Sinne des Wortes mittendrin.

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Natürlich gibt es dann auch noch die offizielle große Eröffnung des Abends mit Begrüßung durch den „Showman Extraordinaire” und einer lautmalerischen Vorstellung des internationalen Ensembles. Und dann beginnt die Show.

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In den nächsten Stunden staunen, lachen, bewundern und genießen wir verzückt. Und ich frage mich die ganze Zeit, wie es passieren konnte, dass das Varieté eigentlich so schrecklich aus der Mode gekommen ist. Gibt es eine schönere Art, einen Abend mit netten Menschen, großartiger Unterhaltung und köstlichem Essen zu kombinieren? Ich möchte das – viel öfter!

Das Ensemble ist hochkarätig und feuert ein großartiges Rahmenprogramm ab. Dazu kommen ganz unterschiedliche große Showacts: Wir sehen eine originelle Jonglage-Nummer von Oleg Dyachuk aus der Urkaine, lachen mit Bande Aristique aus Australien, bewundern die Grazie, Anmut und ungeheure Körperbeherrschung von Lena Gutschank aus Deutschland, staunen beeindruckt von der Schnelligkeit und den Tricks des Hula-Hoop-Künstlers Igor Boutorine aus Russland, flippen bei der Dance- und Percussion-Nummer von Up and over it aus Irland total aus, finden Burl – the Bubble Guy aus den USA super und sind fasziniert von der erotisch-romantischen Trapeznummer von Xander und Mélanie aus Kanada. Alles flankiert von der äußerst vielseitigen Hamburger Band The Fabulous Four mit Livegesang.

Dazwischen serviert das flinke Serviceteam die vier köstliche Gänge nach Rezepten von Cornelia Poletto:

„Italienischer Kaviar“
Belugalinsen-Salat mit warm geräucherter Bachforelle

Südtiroler Apfel-Selleriesuppe mit Speckknusper

„Ossobuco alla Poletto“
Zweierlei vom Holsteiner Kalb mit Risotto milanese, Gremolata und grünem Spargel

„Nougat und Passionsfrucht“
Nougat-Passionsfrucht-Riegel mit eigenem Sorbet

Wir sind von dem Essen sehr angetan – vor allem, wenn man bedenkt, wie viele Teller da quasi zeitgleich in hoher Qualität die Küche verlassen. Alles ist liebevoll angerichtet, geschmacklich sehr gut – und die Portionsgröße ist auf jeden Fall auch für größere Männer ausreichend.

Hier ein bunter Querschnitt durch die kulinarischen und küstlerischen Erlebnisse:

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Am Ende der knapp vier Stunden sind wir rundum glücklich, köstlich gesättigt und sehr zufrieden. Es war ein wahrhaft zauberhafter Abend, den wir lange nicht vergessen werden. Und auch das aus der nach draußen strömenden Menge herüberwehende „Ahhhhjajjjjaaahhihiiiijhiiiiiii!” kann mich an diesem Abend kein bisschen mehr aus der Ruhe bringen.

Palazzo Cornelia Poletto
13. November 2016 bis 05. März 2017

Deichtorstraße 1
20095 Hamburg
Tel.: 0180 6 388883
www.palazzo.org/hamburg
Dienstag bis Samstag um 19.30 Uhr Sonntag um 18.00 Uhr
Einlass 60 Minuten vor Showbeginn
Dauer ca. 3½ Stunden