Es ist Herbst geworden.
Und inzwischen bin ich auch bereit, den Gedanken anzunehmen ohne direkt in Oh-Mann-jetzt-wird-es-wieder-kalt-und-trist-Depressionen zu verfallen. Im Moment hilft mir dabei das Meer. Nach einer Woche sonnigem Nizza mit dem bezaubernden Frollein Gabi, viiiel Rosé und fantastischem Essen (davon muss ich natürlich demnächst noch ganz viel erzählen), bin ich mit dem Mann, dem Kind und Oma Bremen jetzt in einem beschaulichen Örtchen an der Ostsee gelandet.
Heute waren wir ganz lange am Strand – mit Fleecejacken, derben Stiefeln und Halstüchern. Das Kind hat eine beeindruckende Hafenanlage mit Oma geschaufelt und die Familie war dann auch prompt in allen noch verfügbaren Touri-Shops auf der Suche nach Spielzeug-Booten für eben diesen tollsten Hafen der Welt. Oma war ganz weit vorn und hat die letzten beiden vorrätigen Exemplare ausgetrüffelt. Sowas können eben nur Omas. Quallen fischen mussten wir natürlich auch.
Der Mann hat einen Drachen steigen lassen und ich habe in einem Spiegel-Bestseller geschmökert (dessen Story Gott sei Dank inzwischen etwas an Fahrt aufnimmt). Irgendwie ein kleiner Bilderbuch-Moment. Dazu der bleigraue Himmel, der Wind, das Schreien der Möwen, die leeren Strandkörbe – und ein bißchen Restwärme, die das Meer noch speichert. Könnte die Zeit doch einfach stehen bleiben …
Irgendwann setzt dann ein milder Nieselregen ein. Wir haben den Strand ganz für uns. In dem ganz besonderen Licht der beginnenden Dämmerung scheinen alle Farben zu verschmelzen – nur einzelne bunte Förmchen, Schaufeln und Gummistiefel leuchten um so intensiver. Als würde man einen Farbfilm ganz besonders belichten oder in Hipstamatic leben. Und genau in diesem Moment verabschiede ich mich endgültig vom Sommer und heiße den Herbst herzlich willkommen.
Auf dem Nachhauseweg ist es ganz still. In dem See, an dem wir auf dem Weg vom Strand nach Hause immer vorbeikommen, spiegelt sich das letzte Licht des Tages und leichter Nebel steigt auf. Ein letztes empörtes Gequake von einer aufgescheuchten Ente und dann kehrt auch hier tiefe Ruhe ein.
Es ist dunkel, als wir zu Hause ankommen. Und auf einmal wechselt die entsättigte Hipstamatic-Umgebung in einen TV-Werbespot: Wie eine Maggi- oder Knorrfamilie drängen wir mit geröteten Wangen in die gute Stube, werfen unsere nassen Jacken von uns, reiben uns die Hände und haben auf einmal großen Hunger. Mama, was gibt´s zu essen?
Mama lächelt gütig und bringt eine dampfende Kasserolle mit lecker gebräunten Würstchen und geschmorten Herbstgemüse auf den Tisch (natürlich ohne die oben genannten Fertigsoßen oder Würzzubereitungen). Papa entkorkt den Rotwein, alle strahlen und hauen dann so richtig rein:
Ofengeröstete Würstchen mit Herbstgemüse
Lässt sich ganz einfach mit ein paar Basic-Zutaten in 15 Minuten zubereiten und schmurgelt dann wohltuend selbständig im Ofen vor sich hin:
2 – 3 große Möhren in Scheiben schneiden. 1 kleinen Hokkaido-Kürbis entkernen und in grobe Stücke schneiden. 3 rote Zwiebeln pellen und vierteln. 8 frische kleine Bratwürste (die guten, kräftig gewürzten vom Metzger) mit dem Gemüse zusammen in eine Auflaufform oder Kasserolle geben. 1 frische Knoblauchknolle halbieren und dazu legen.
Mit 2 TL Honig beträufeln sowie mit 1 TL getrocknetem Oregano, Salz und Pfeffer bestreuen. 2 TL Senf in 1 kleinen Glas Rotwein auflösen und über das Gemüse und die Würste geben. Evtl. ein paar frische Thymian-Zweige darauf verteilen. Alles vermischen und bei 180 Grad für ca. 45 Minuten in den vorgeheizten Backofen schieben.
Wenn die Würste schön gebräunt sind und das Gemüse weich ist, kann die Kasserolle aus dem Ofen. Eventuell den weichen gebackenen Knoblauch aus der Knolle drücken und unterrühren.
Würste! Hurraaaaaaa!
Aber ansonsten ist das ganz schön kitschig … ;o)))
Ich werde der Ostsee gleich mal ausrichten, dass sie ein wenig zu Kitschigkeit sowie Postkartenmotiven neigt. Ich glaube, den Vorwurf hat sie schonmal gehört … ;-)
Liebe Mel, ich bin ja ein totaler Fan von ostfriesischen Inseln im November – muss aber sagen, dass Deine Bilder von der Ostsee ähnliche Landschaften versprechen. Dein neuer Aufbau auf der “Startseite” gefällt mir übrigens sehr gut – sehr übersichtlich und man hat die Bilder gleich im Großformat. Viele Grüße – Alex P.S. Der Mann aus Wiesbaden hat übringens auch abgestimmt ;-)
In mir keimt gerade die Idee, dieses sehr leckere Gericht mit Pastinake, Möhre, Sellerie zu variieren. Meinst du das passt?
Hallo H., ich finde, da kann doch nichts schiefgehen! Knollensellerie ist bestimmt besser als die Stangenversion. Mit dem Thymian bin ich mir allerdings nicht ganz sicher … wie wäre es stattdessen mit Bohnenkraut? Was meinst Du? Liebe Grüße und viel Spaß, Mel.
Danke für den tipp! Ich werd es morgen mal mit etwas Bohnenkraut ausprobieren und dann berichten!
Liebe Grüße!
Es ist vollbracht!
Honig habe ich direkt zum (heißen) Wein gegeben und aus Knoblauchmangel nur 3 ungeschälte Zehen untergemischt. Gewürzt hab ich mit Oregano und etwas gefriergetrocknetem Bohnenkraut. Gebacken hat das ganze etwa 1,5 Stunden: Ich hab das Gemüse recht grob geschnitten und hatte nur große Bratwürste. Als Minibeilage gab´s im Ofen mitgeröstetes Dinkelbrot.
Selbst der Pastinakenkritische Mann meint, man könne das schon öfter mal essen. :-)
Ach wie schön ;-) Wenn sogar der Mann die Pastinaken lobt, ist ja alles in Butter! Euch zwei einen bezaubernden Abend, Mel.
Liebe Mel,
geröstetes Gemüse passt eigentlich zu allem, finde ich. Gerade richtig, wenn es draußen fröstelig wird…momentan ist ja noch ein wenig zu warm dafür, aber vormerken für den richtigen Herbst kann ich es ja mal. Vielleicht kriege ich so auch mal das Kind dazu, Gemüse zu essen – immerhin sind ja Würstchen drin!
Vielen Dank übrigens für Deine Rezepteinsendung!
Viele Grüße
Susan
Oh, noch ein Rezept mit Ofengemüse. Mein Mann und ich futtern gerade mit großer Begeisterung die Variante mit Halloumi. :-))) Das hier werden wir auch ausprobieren. Ganz sicher.