Meine Freundin Frau Annke hat es schon immer gewusst: Putzen ist gut für die Seele. Wenn ich Annke anrufe und auf meine Begrüßung „Wie geht´s Dir?” ein promptes „Ich putze” kommt, muss ich gar nicht weiter nachfragen. Ihre Woche war hart, zu viele Menschen mal wieder zu bescheuert. Und daher läuft dann das Seelen-Notfall-Rettungsprogramm Cleaningwoman an. Irgendwann habe ich auch angefangen, dieses Notfallprogramm zu übernehmen.
Das Reinigen des äußeren Raumes scheint sich irgendwie auf das eigene Innere zu übertragen. Man selbst bleibt ausgeglichen, zufrieden und auch ein bißchen erschöpft zurück – in einer verdienten, mustergültigen und entspannungsfördernden Wohnatmosphäre. Katharsis durch Putzen, sozusagen. Soweit die Therorie.
Natürlich muss man erstmal den gegen Staubmäuse und Schmierfilme unheimlich resistenten, inneren Schweinehund vom Sofa schubsen. Gar nicht so einfach. Am besten motivert man sich dazu mit einem kleinen Prosecco, einer neuen Folge von Die Drei ??? und der Vorstellung, wie schön hinterher alles aussehen könnte wird.
Das habe ich genau so gemacht. Und da ich gerade meinen Sommerurlaub 2012 abbummel, hab ich dazu gleich noch Badezimmer und WC gestrichen. Mega-Katharsis, quasi. Im Flur türmten sich Schränkchen, Kartons, Stehlampen, Putzmittel, Farbeimer und Staubsauger tetrisartig ineinandergeschoben, bei jedem Vorbeigehen bedrohlich schwankend. Die neue Wandfarbe (ein fantastisches, unentschiedenes Grau, das je nach Lichteinfall ins Greige, Zement oder Mauve spielt) verlangte dann auch gleich ziemlich hartnäckig nach einem neuen Badschrank und größeren Spiegel. Das schwedische Möbelhaus hat das Problemchen wie immer unkompliziert gelöst. Wie die kleinere Anzahl von Kissen und die neue Deckenleuchte für den Flur dann auch noch mit in die riesige blaue Tüte gewandert sind, kann ich mir nicht so richtig erklären. Aber hey – wo wir gerade mal dabei sind …
Aber Achtung! Putz-Katharsis und Renovierungs-Anfälle machen Hunger. Daher sollte man in Zeiten der aktiven Seelenhygiene dafür sorgen, dass ein großer Pott mit leckerem Gemüsegulasch auf dem Herd blubbert. Der Duft, der durch die ganze Wohnung zieht, macht nämlich zusätzlich unheimlich glücklich. Und wenn Ihr dann beim Essen über diesem köstlichen Eintopf aus Herbstgemüsen noch etwas Gremolata aus Rosmarin, Knoblauch sowie Zitrone streut und das großartige Aroma in Eure Nase steigt, ist die Welt wirklich sehr, sehr schön.
So geht´s für 1 Pott oder 4 Personen:
Das geräucherte Paprikapulver sorgt für den herzhaften und kräftigen Gulasch-Geschmack. Probiert es unbedingt aus!
Serviert das fertige Gemüsegulasch in einem tiefen Teller mit Kartoffeln oder Reis und Gremolata als Topping.
Das perfekte Topping: Für die aromatische Gremolata hackt Ihr 2 – 3 Zweige Rosmarin und 2 Knoblauchzehen sehr fein und mischt die Kräuter mit der abgeriebenen Schale einer Bio-Zitrone. Wer mag, gibt noch ein paar Krümel Chili hinzu.
Perfekt! Du Resturlaub, ich einen Eimer Farbe und ein paar Quadratmeter, die gestrichen werden wollen. Hopphopp, ich koch dir auch! :)
Liebe Frau von Au – bitte definieren Sie „ein paar Quadratmeter” … ;-)
Nur Küche, Bad und Flur. Von holzbraun auf weiss, da braucht man nur viermal streichen. Geht wirklich flott … *seufz*
Ich ahnte sowas, Heike. ;-)
Hachnee! Mel!
Erstens: Jajajajajaa! GENAU SO!
Und dann schon wieder so ein Rezept… muah!
Würdest du verraten, welche Farbe du verwendet hast? Das klingt nach genau DER Farbe, die ich gerne im FLur hätte :-)
Hallo Valerie. Die Farbe geht so: 1 kleinen Eimer weiße Wandfarbe nehmen und vom Prosecco ermutigt ca. 6 – 8 mal abwechselnd kleine Schlucke von brauner und schwarzer Abtönfarbe dazuklecksen. Jedesmal mit einem roten Plastikbrotmesser umrühren, das noch nie besonders gut irgendetwas geschnitten hat. Siehe da: die perfekte Wandfarbe ;-)
Schön geschrieben…
Leider will auch geputzt werden, wenn KEINE innere Karthasis ansteht. Anonsten 1A Theorie!
Übrigens: Ich fotografiere alles auf einem Schemel – für mich die ideale Art, schnell mit dem Licht spielen zu können.
Ob wir daraus eine neue Gattung ableiten können, Micha? Zeitgenössische Schemelfotografie? ;-)
Yeah – kaum gebloggt, schon gekocht! Zufälligerweise war (fast) alles daheim und so gab’s heute abend das Gemüsegulasch. Sehr, sehr köstlich! Merci für’s Teilen.
Liebe Grüße, Katharina
Hallo Katharina, wie schön! Und das gute am Gemüsegulasch ist ja die totale Wandlungsfähigkeit. Keine Möhren? Egal, nehmen wir halt was der Kühlschrank sonst so hergibt. Liebe Grüße, Mel.
Bin gerade durch Katharina auf deinen Blog gestoßen – Kompliment, sehr schön! Und das Gemüsegulasch trifft auch ganz meinen Geschmack! Eine Frage habe ich aber: was ist geräuchertes Paprikapulver? Gibt es das in jedem Supermarkt und ich bin immer ahnnglos daran vorbei gelaufen oder bekommt man nur im Feinkostladen? Vielen Dank im Voraus für die Aufklärung!
Als kleines Danke schön in der Annahme, dass du auf Gemüsegerichte mit ausgefallener Würze stehst, kann ich dir meinen orientalisch angehauchten Auberginen-Möhren-Auflauf empfehlen:
Oder für die süße Sonntagssünde: selbstgemachte gebrannte Mandeln. Die haben mir heute den Tag versüßt!
Liebe Grüße, Miss Jenny
Hallo Miss Jenny, das geräucherte Paprikapulver müsste man inzwischen eigentlich in jedem (wirklich) größeren Supermarkt bekommen. Bei den Discountern allerdings eher nicht. Schau doch auchmal bei den Bio-Marken in Deinem Budni/dm/anderen Drogeriemarkt. Und wenn alle Stricke reißen, der Herr Schubeck hat es auf jeden Fall ;-) So, und jetzt schau ich mir gleich mal die gebrannten Mandeln an. Liebe Grüße, Mel.
Miss Jenny, noch ein Nachtrag: Ich wollte gerade bei Dir einen Kommentar bei den leckeren gebrannten Mandeln hinterlassen. Leider gibt es nur fertige Profile, die man anwählen kann. Und so hat es dann leider nicht geklappt ;-( Kannst Du für die Kommentarfunktion auch mit Name/url/E-Mail anbieten? Viele Grüße, Mel.
Hi Mel,
danke für den Tipp zum Paprikapulver und den Hinweis. Ich bin technisch nicht gerade bewandert (sieht man auch an den Blackberry-Fotos *hüstel*), aber ich schau es mir an. Kann ja nicht angehen, dass man da nicht kommentieren kann!
Liebe Grüße und freue mich schon auf deinen Kommentar :-)
Hi Mel, so nun müsste es auch als anonymer User gehen. Dafür habe ich nun eine Moderationsfunktion eingeschaltet (nur zur Sicherheit, natürlich nicht für dich!). Freue mich schon auf deinen Kommentar!
LG!
Ach Frau Blümelein, das ist das Beste, das ich jemals übers Putzen gelesen habe. Und über Gemüsegulasch. Obwohl sich bei mir beim Duft von aromatisch vor sich hin simmerndem Gemüseeintopf, vermischt mit Orangenreiniger-von-Frosch-Odeur ganz sicher kognitive Dissonanzen einstellen würden. Da sind Sie mir, was das olfaktorische Multitasking (Multinosing?) angeht, weit, weit voraus.
Bis bald bei Birnen, Bohnen & Speck (vielleicht mit einer leichten Essigreinigernote?)
Küsschen von Frau Annke*
Perfekt!
DAS kommt noch heute in den Topf, bzw. auf den Tisch.
Aber ich putz nur das Gemüse!
Sehr geehrte Frau Mel, als Anfänger habe ich da eine Frage. Hat das putzen einer Handvoll Rosenkohl die gleiche Putz-Katharsis-Wirkung wie das putzen sagen wir einer Küche oder eines Flurs oder ist das nicht zu vergleichen. Vielen Dank Ihr ergebener Kleiner Guerilla
Lieber Kleiner Guerilla,
das Putzen einer Handvoll Rosenkohl muss unbedingt als erster Schritt in die richtige Putz-Katharsis-Richtung betrachtet werden. Immerhin wird hier ja auch mit einigem Aufwand und Mühe das Unansehnliche und wenig Erbauliche entfernt, um etwas Befreites, Köstliches hervortreten zu lassen. Allerdings muss man sagen, dass die finale Bestimmung des Rosenkohls mehr auf das eigene Innere gerichtet ist und weniger auf das umgebende Äussere. Deswegen sei es dringend angeraten, zusätzlich Wischmopp, Staubtuch und Glasreiniger einzusetzen, um die echte, hehre, umfassende Putz-Katharsis herbeizuführen.
Deine Mel.
Bin immer auf der Suche nach neuen Rezepten und das sieht sehr lecker aus …werde es jetzt mal am Wochenende ausprobieren :) Lieben Gruß aus dem Mountain Resort