Wenn das Essen fertig ist, hängt Eschi Fiege ihre selbstgebastelte Fahne auf den Balkon ihrer Altbauwohnung am Wiener Naschmarkt. Die hat sie vor Jahren spontan aus einem Geschirrtuch und einem Besenstiel zusammengetackert. Und die hält heute immer noch prima. Wenn das karierte Tuch im Wind flattert, wissen alle Eingeweihten: Jetzt gibt´s wieder lecker Mittagessen.

Vor vier Jahren hatte Eschi die spontane Idee, Freunde zu einem Mittagtisch in ihr Wohnzimmer einzuladen –  als eine Art vegetarisches Privatrestaurant. Sie kocht, die Leute kommen in der Mittagpause, haben was Ordentliches zu essen und verbringen obendrein noch in gemütlicher Umgebung eine schöne, entspannte Stunde zusammen. Oder zwei. Oder drei. Denn es kommt gar nicht so selten vor, dass jemand sich nach dem Dessert dezent ins Nebenzimmer verzieht, etwas von Stau oder Zahnarzttermin ins Handy murmelt und sich dann wieder mit einem glücklichen Seufzer am Tisch niederlässt. Bei Eschi ist es entspannt und lecker. Bei Eschi ist es schön. Bei Eschi möchte man einfach für immer bleiben. Oder sie am besten gleich heiraten.

„Sie kocht, als würde sie uns lieben”, sagte einer der Gäste mal.

Und das finden inzwischen ganz schön viele Leute. Denn irgendwann haben Eschis Freunde angefangen, ihre Freunde mitzubringen. Die brachten auch wieder Freunde mit und so kann es inzwischen tatsächlich passieren, dass Eschi an manchen Tagen niemanden an ihrem Mittagstisch kennt. Auf die Frage, ob es nicht komisch ist, so viele fremde Leute in der Wohnug zu haben, sagt Eschi: „Aber das sind ja keine fremden Horden. Das sind Freunde von Freunden. Das ist etwas ganz anderes.” Und das glaubt man ihr irgendwie sofort.

Wenn man Eschi kennenlernt, ahnt man auch direkt, warum die Leute immer wieder bei ihr essen wollen. Das liegt sicher nicht nur an ihren köstlichen vegetarischen Menüs – es gibt einfach Menschen, die strahlen eine gewisse Grundzufriedenheit und ganz viel positive Energie aus. Da möchte man sich eigentlich nur kurz nebenstellen und ein paar Minuten eine mentale „Alles-ist-gut-Dusche” geniessen. Wenn diese Leute einen dann auch noch mit superleckeren Essen verwöhnen, kommt man aus der Nummer nicht mehr raus. Man ist Fan.

Eschi ist übrigens im richtigen Leben Autorin und schreibt unter anderem für Foodmagazine. Deswegen war es wahrscheinlich auch nur ein gedanklicher Katzensprung, ihren Mittagstisch jetzt mit noch mehr Leuten zu teilen: Mittagstisch – Leidenschaftlich vegetarisch heißt nämlich ihr Buch, das jetzt gerade erschienen ist.

Auf 208 Seiten zeigt sie uns Vorspeisen, Hauptspeisen und Desserts, erzählt ein bisschen von ihrem Leben und ihrer Leidenschaft für´s Kochen, gibt Tipps für das Bewirten von Leuten und macht Menüvorschläge, die man am liebsten selber JETZT SOFORT kochen will. Dazu gibt es tolle Foodfotos von der Hamburger Fotografin Vanessa Maas. Ein tolles Buch, um sich am Wochenende damit auf die Couch zu verziehen und gleich anschliessend wieder aufzuspringen und stretemang in die Küche zu eilen.

Ich habe die entzückende Eschi und ihren Mittagstisch diese Woche auf ihrer Buchpräsentation im Koch Kontor getroffen. Es gab kleine Gerichte aus dem Buch wie z.B. die köstliche Erbsensuppe mit Minze oder das aromabombige Schmortomaten-Bruschetta mit Ziegenkäse (siehe unten). Dazu massenhaft köstlichen Weißwein, Zufallswiedersehen mit alten Pilates-Kurs-Bekanntschaften und eine entzückend gesellige Runde mit Stevan Paul und Rike von Lykkelig. Und am nächsten Morgen einen gepflegten Weißweinmissbrauchskopfschmerz.

Sicherlich werde ich noch viel aus Eschis Mittagstisch nachkochen. Und dabei ihr Lachen und dieses wunderbare Motto im Kopf haben:

Dem habe ich nichts mehr hinzuzufügen.

Mittagstisch – Leidenschaftlich vegetarisch
Eschi Fiege
Brandstätter Verlag
208 Seiten
ISBN-10: 3850336530
ISBN-13: 978-3850336536
29,90 €

Fotocredit: Alle Bilder bis auf das Portrait aus Eschi Fieges Mittagstisch.

Hier gibt´s übrigens noch mehr leckere Buchbesprechungen.