So, jetzt ist hier aber mal kurz Schluss mit dieser Burgermania und den unentbehrlichen Burger-Buns. Der Mensch lebt schließlich nicht von Brioche allein, ne. Wie wäre es stattdessen mit einer robusten, guten, alten Stulle? Richtig gutes Brot (wir verstehen uns) lecker gefüllt mit – ha! – Pulled Pork, Räuchermayo, Avocado und Jalapeno-Krautsalat. Wer will? Sehe ich irgendwelche Hände?

Selbstgemachtes Pulled Pork war schon lange so ein unerfülltes Träumchen. Ich weiß – ich bin damit wahrlich kein Revolutionär der Kücheninnovation. Irgendwie scheinen nämlich alle entweder riesengroße Kugelgrills zu besitzen, die in den heimischen Gärten gute 12 Stunden den Braten auf exakt der richtigen Temperatur garen. Oder aber High-Tech-Öfen, die mit Wasserbedampfung und digitaler Temperaturkontrolle von allein alles richtig machen. Alle. Facebook ist voll von Pulled Pork. Nur ich nicht. Bei uns glühen bekanntlich der eher basisorientierte Rommel (2 manuelle Schalter) und der kleine rosa Kugelgrill (Durchmesser 30 cm) vor sich hin. Eine nicht ganz überzeugende Pulled-Pork-Ausgangssituation.

Und dann kam der Motorradhelm ins Spiel. Der ist eigentlich gar kein Helm, sondern ein Multicooler. Und der kann im Gegensatz zu einem Slowcooker auch heiß und schnell und ist damit sehr viel flexibler einsetzbar. Alles, was man braucht ist eine normale Steckdose. Zeit und Temperatur lassen sich exakt einstellen und werden automatisch geregelt. Dazu kann in dem herausnehmbaren, beschichteten Innentopf mit der indirekten Hitze nichts ansetzen. Beste Voraussetzungen für meinen ersten Pulled-Pork-Versuch! Lord Helmchen – öffnen Sie die Ladeluke …

Zuerst wird das Fleisch (Schweineschulter oder -nacken) mit einer würzigen Rub umhüllt und am besten über Nacht im Kühlschrank mariniert. Dann kommt das ganze eigentlich bei ungefähr 80 Grad auf den Grill oder in den Ofen. Bei mir aber nun in den Multicooker. Weil ich unsicher bin, ob das ganze nicht doch vielleicht anbrennt, gebe ich einen Schluck Wasser auf den Boden des Garbehälters. Immerhin wird das Gerät über Nacht ganz allein in der Küche vor sich hin schmurgeln. Der Multicooker hat 34 voreingestellte Programme für das Braten, Dünsten, Dämpfen und Frittieren von Fleisch, Fisch, Pasta, Gemüse, Porridge und Kuchen. Ja – man kann tatsächlich auch darin backen.

Ich wähle für mein Pulled Pork die Zeit und die Gardauer manuell: 10 Stunden lang wird mein 1-Kilo-Bio-Schweinenacken bei 80 Grad sanft garen. Deckel zu, Start drücken und dann geht es los. Bevor ich ins Bett gehe, schaue ich lieber noch ein paar Mal nach der Versuchsanordnung. Es beginnt bereits gut zu duften, die Temperatur im Inneren ist heiß, aber nicht kochend. Das sieht gut aus. Ich beschliesse, dass ich es wagen kann, die beiden über Nacht allein in der Küche zu lassen.

Am nächsten Morgen ist das Ergebnis perfekt! Es riecht umwerfend gut in der Küche. Der Multicooker hat sich nach der voreingestellten Gardauer von allein abgeschaltet und automatisch die Warmhaltefunktion aktiviert. Das Fleisch ist kaum geschrumpft und liegt in dem Sud, der sich am Boden gebildet hat. Als ich es aus dem Topf heben will, zerfällt es direkt in zarte und saftige Stückchen. Nom nom nom. Ich bin sicher, dass das Ergebnis viel weniger trocken ist, als die Variante aus dem Ofen oder vom Grill. Und das quasi von allein über Nacht. Und es schmeckt großartig!

Der Mukticooker ist mein neues Lieblings-Spielzeug. Denn man kann nicht nur klassische Gerichte wie Suppen, Braten, Stews und Gemüse darin zubereiten. Auch für das Gehen von Teig bei konstanten 40 Grad oder der Herstellung von Joghurt ist er prima geeignet. Speisen hält er auf Wunsch über Stunden warm, ohne dass diese anbrennen. Darüber hinaus lässt er sich überall aufstellen, wo es eine freie Steckdose gibt und braucht ungefähr den Platz von einem kleinen Brotbackautomaten. Durch den Tragegriff lässt er sich aber auch bequem transportieren oder umstellen. Ideal für Leute mit Ferienwohnungen, Wohnmobilen oder kleinen Küchen mit zwei Kochplatten (ächem).

Und hier kommt das Rezept für eine feiste Stulle mit Pulled Pork, Räuchermayo, Avocado und scharfem Jalapeno-Kraut

Pulled Pork
Für die hausgemachte Gewürzmischung 120 ml Paprikapulver edelsüß, 60 ml Knoblauchpulver, 60 ml mildes Chilipulver, 45 ml Salz, 45 ml gemahlenen schwarzen Pfeffer, 30 ml Zwiebelpulver, 30 ml Selleriesalz, 15 ml braunen Zucker, 15 ml getrockneten Oregano, 15 ml getrockneten Thymian, 15 ml gemahlenen Kreuzkümmel, 10 ml gemahlenen Koriander und 10 ml gemahlenes Piment in einer Schüssel gut vermischen.

Ca. 1 kg Schweineschulter oder -nacken (der ist deutlich fetthaltiger) mit 2 EL Senf bestreichen und dick mit der Würzmischung einreiben. Das Fleisch am besten über Nacht abgedeckt im Kühlschrank marinieren lassen.

Im Multicooker 10 Stunden bei 80 Grad garen, dabei den Boden des Garbehälters mit etwas Wasser bedecken. Alternativ das Fleisch ebenso lange im Backofen oder auf dem Grill zubereiten. Am Ender der Garzeit das Fleisch aus dem Behälter heben und den Sud aufbewahren. Das Fleisch mit zwei Gabeln zerzupfen und mit etwas Sud beträufeln.

Räuchermayo
6 EL Mayo mit 1–2 EL grobem (nicht süßem!) Senf und 1 TL Liquid Smoke verrühren. Mit Salz, Pfeffer und 1 Spritzer Zitronensaft abschmecken.

Jalapeno-Kraut
1/4 Weißkohl in feine Streifen schneiden. Die Weißkohlstreifen in einer Schüssel mit 2 TL grobem Meersalz mehrere Minuten kräftig mit den Händen durchkneten, bis der Kohl weich ist und Flüssigkeit zieht. 3 Schalotten abziehen und in feine Scheiben schneiden. 1 große Karotte schälen und mit einem Jullienne-Schneider in lange Streifen hobeln. 2 EL scharfe Jalapeno aus dem Glas abtropfen lassen und grob hacken. 3 Stiele Petersilie fein hacken.

Alles mit dem Weißkraut vermischen. Mit Apfelessig, 1 EL Olivenöl, 1 EL Zucker (oder Zuckerersatz) sowie Salz und Pfeffer abschmecken.

Stulle
Von 1 herzhaften Bauernbrot dicke Scheiben abschneiden und diese von beiden Seiten in wenig Olivenöl in der Pfanne goldgelb braten oder ohne Öl im Toaster rösten.
1 reife Avokado teilen, den Kern entfernen, die Hälften mit einem großen Löffel aus der Schale heben und das Fruchtfleisch in Spalten schneiden.

Stulle anrichten
Auf eine Scheibe Brot einen EL Räuchermayo geben. Darauf etwas von dem Pulled Pork verteilen. Mit Avocado belegen und mit Jalapeno-Kraut toppen. Auf der Kraut noch einen Löffel Räuchermayo geben. Mit einer Scheibe Brot abschliessen.

Tipp: Übrig gebliebenes Pulled Pork getrennt von dem Sud im Kühlschrank aufbewahren. Zum Servieren das Fleisch kurz und scharf in einer Pfanne anbraten und mit etwas Sud ablöschen. Köstlich!