„Hm”, sagt der Mann und kaut. Und dann: „Ich finde gut, dass Du damit nicht vom normalen Geschmackskorridor abgewichen bist.” Ich starre ihn an. Ist das jetzt eine gemeine zynische Bemerkung oder ein Lob an die Köchin? Er wird doch wohl nicht den sonntäglichen Familienfrieden mutwillig riskieren wollen?! Die Lösung folgt zeitnah: „Kein Koriander, kein Kardamom – ganz normales Essen, toll!” Aha. Sie schmeckt ihm also, meine Wochenendkreation.
Ich blicke nach rechts, wo unser Sprössling gerade den Wiener Sängerknaben gibt und den Mund für den nächsten (viel zu großen Happen) in einem perfekten Oval weit aufsperrt. „Jo Momo, bass smeckt ganz lecka!” sagt er. „Danke. Aber man spricht nicht mit vollem Mund”, sage ich. Dann senke ich den Blick auf meinen Teller, um mein Schmunzeln zu verbergen. Da ist er also aufgegangen mein perfider Plan, möglichst viel Gemüse in die Familie zu verbringen – und das ohne Gezeter, Gemecker und lauten Rufen nach Cheeseburgern oder Hähnchencrossies.
Im Prinzip ist alles ganz einfach: Man füllt viel in Tomatensoße geschmortes Gemüse in einen Strudelteig, gibt noch ein bißchen Bratwurst und Käse für den tollen Namen dazu – und fertig ist das perfekte Familienessen. Wenn der Strudel braun, knusprig und gut duftend aus dem Ofen kommt, fragt auch keiner mehr, was da genau alles in der Füllung drin ist. Ich habe es den beiden Schätzeleins natürlich hinterher verraten … sie wollten trotzdem ganz bald nochmal den lecker Strudel haben.
Und hier kommt das Rezept für Bratwurst-Strudel mit Bergkäse und Unmengen getarntem Gemüse (1 Strudel)
1 Packung fertigen (Bio)-Strudelteig aus dem Kühlschrank nehmen und ca. 20 Minuten liegen lassen, bis er Zimmertemperatur hat.
In der Zwischenzeit 1 Pastinake, 2 größere Möhren und 2 mittlere Zucchini putzen und grob reiben. 1 große Zwiebel und 2 Knoblauchzehen pellen und fein hacken. 1 EL Olivenöl in einer Pfanne erhitzen und Zwiebel sowie Knoblauch darin andünsten. Das Brät aus 4 frischen, groben Bio-Bratwürsten (ca. 250 g) aus der Pelle direkt mit in die Pfanne drücken. Unter Rühren braten, bis die Bratwurst einigermaßen krümelig und die Zwiebel glasig ist. Dann das geriebene Gemüse dazugeben und kräftig mit Salz, Pfeffer und Rosmarin abschmecken. Weiter braten, bis das Gemüse weich wird. Mit ca. 200 ml passierten Tomaten ablöschen und sanft köcheln lassen, bis die Flüssigkeit fast verdampft und das Gemüse ziemlich trocken ist.
200 g Bergkäse grob reiben. Den Ofen auf 200 Grad vorheizen.
Den Strudelteig aus der Packung nehmen und ausbreiten. Die Gemüsefüllung auf dem Strudelteig verteilen, dabei die Seiten und ein Endstück freilassen. Den Käse auf dem Gemüse verteilen und den Strudel von der schmalen Seite her aufrollen. Das freie Endstück mit etwas Öl bestreichen und den Strudel damit verschließen. Die offenen Seiten zusammendrücken.
Auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech setzen und ca. 40 Minuten backen bis der Strudel braun und knusprig ist.
TIPP: Sollte während des Backens etwas Füllung austreten oder der Strudel einen Riss bekommen: Don´t panic! Das fällt hinterher gar nicht auf. Den Strudel vor dem Servieren etwas abkühlen lassen (HOT!) und zum Servieren in Scheiben schneiden. Dazu schmeckt z.B. Gurkensalat.
Tolle Vase! Klar, dass damit jeder Trick gelingt
SchnickSchnackSchuck: Das Kind hat tatsächlich (noch) keinen Sinn für sowas. Vasen und Tüdelüü sind für Mama. Aber ich werde nochmal wohlwollend den Einfluss auf den Mann überdenken ;-)
Süß der Kleine – nur der Sauerampfer ist vom Teller geflogen, wa ;-)
Chef Aitsch, Vasen und grüne Bätter gehören in der Wahrnehmung eines 6-Jährigen nicht zum Essen dazu. Punkt. Das Zeug kommt auf jeden Fall NEBEN den Teller ;-)
dem kleinen sein shirt gefällt mir, auch mit dem fleck (milchreis, zahnpasta oder strudel?)
wird der strudelteig bei zimmertemperatur nicht zu weich?
geht der noch genügend auf?
verhält der sich nicht ähnlich wie der blätterteig, der so kühl wie möglich in den ofen sollte?
Veroohh, in den Fall würde ich auf Zahnpasta setzen. Spiderman liebt Zahnpasta. Nur mein Sohn nicht. Mein Sohn liebt sein Spiderman-Shirt. Wir geben aber nicht auf bei der Erziehung zur guten Zahnhygiene. Wahrscheinlich werden wir darüber noch den Verstand verlieren, oder so.
Teig warm oder kalt: Strudelteig besteht ja eher aus einer homogenen Schicht, während Blätterteig aus den vielen dünnen Butter-Teig-Schichten besteht, die auf keinen Fall schmelzen dürfen. Ich fand, dass der Strudelteig sich gut aufrollen ließ. Ich denke, er braucht die Zimmertemperatur, um nicht zu steif und unflexibel zu sein.
Haben wir hier eventuell Strudelexperten unter uns? Dann freuen wir uns über sachdienliche Hinweise …
Hach Gemüse verstecken! Fast wie Ostern. Eine Generation lang…
Heike, lustigerweise isst er sehr gern rohe Kohlrabi, Möhren, Gurke … alles sein Täglich-Knabber-Brot in der Kita. Da ist ja eh alles kein Problem (sehen wir, wie es ist: unsre Kinder führen schon früh ein Doppelleben). Zu Hause gekochtes Gemüse? Demnächst ruft er noch Amnesty an. Allerdings liebt er es, Gemüse zu schälen – das kann er schon supergut. Es besteht also berechtigte Hoffnung!
Ach du bekommst das eh hin, da bin ich zuversichtlich.
Ich hatte hier schon empörte Mütter, warum ihre Kinder denn bei mir Gemüse essen würden? Das käme zuhause nie vor! :D
Also ich kann das ja verstehen. Mit dem Rohgemüse. Ich mag heute noch viele Gemüsesorten lieber im Rohzustand als gekocht. Somit: Punkt für den Junior. Ich hänge gedanklich aber noch an Deinen Küchenhelfern. In blau. Sehr g…!
hi mel, habs heute bei meinen jungs ausprobiert. war lecker. etwas schwierig den knödel mit der heissen füllung vom bret aufs backpapier zu bekommen. hätte ich vorher mal besser überlegen sollen. aber ein paar risse im teig machten dem geschmackserlebnis keinen abbruch. danke für die inspiration. t.
Also ehrlich, dass Kind wird mit Waffengewalt, hier eine Handgranate, gezwungen Gemüse zu essen. Schäm dich! ;)
Toller Blog, gefaellt mir sehr.
Yummie :) Hab das Rezept heute ausprobiert und es war supi lecker … vielen Dank dafür!! Leider gab es bei uns keinen Studelteig und keine Pastinake, jedoch mit der doppelten Menge Wurzeln und Blätterteig hat es auch geschmeckt ;)
Besonders schätze ich die Kulinarik-Seiten für Bildungsmilieus. Die sind immer mit so schönem tiefgründigen Humor gespickt. Das Leid der Tiere geht allerdings auch hier traditionell im eigenen Geschmack unter. Das gilt auch für Bio.
John