Wie ist das eigentlich, wenn ein kleiner Traum in Erfüllung geht? Ehrlich gesagt: ganz schön toll! Und auch ein Häuchlein anstrengend. Seit gestern arbeite ich nämlich mit dem tollen und total sympathischen Foodstylisten Stevan Paul und beschäftige mich von morgens bis abends mit nichts anderem als Essen.
Ich pelle Kartoffeln, schlage Sahne (halbsteif!), putze Bohnen (da gibt´s einen Trick), wasche und würze Braten, rühre in Töpfen, spüle Töpfe, spüle Pfannen, spüle Teller, spüle Messer (ohne Trick), knete Mehlbutter und Gartenkräuterbutter, probiere, schalte Herdplatten an und aus und rücke Stevan auf den Pelz, wenn er gerade wieder in Rekordzeit einen tollen Teller anrichtet. Dann geht´s rüber ans Set und der tolle Teller wird toll abgelichtet. Es blitzt, es piept, alle starren gebannt auf den Monitor, auf dem 5 Sekunden später die Aufnahme erscheint. Spannung! Jede neue Einstellung ist für mich wie ein Überraschungsei. Stimmt alles? Wird das Essen von seiner schönsten Seite gezeigt? Liegt die Serviette richtig? Muss der Löffel / die Gabel / das Messer etwas weiter nach links / nach recht /nach oben oder doch lieber ganz weg? Etwas Pfeffer vorn auf dem Teller könnte sich doch noch schön machen. Manchmal ärgert man sich minutenlang mit einer Requisite herum, die sich in der geplanten Szene einfach nicht harmonisch verhalten will. Noch ein Zentimeterchen nach links – dann passt es auf einmal. Es blitzt wieder und das perfekte Foto ist im Kasten. Alle freuen sich. Dann geht es direkt in die Küche zum nächsten Rezept. Ich spüle am besten erstmal wieder einen Topf, das hilft immer.
Seit letzter Woche läuft eine sehr umfangreiche Produktion für ein deutsches Foodmagazin. An die 50 Rezepte werde gekocht, gestylt und fotografiert. Und seit Montag bin ich dabei. Gestern und heute wurden je fünf Rezepte realisiert. Für die nächsten beiden Tage stehen noch ungefähr 12 weitere und der Titel-Shoot an. Eine Menge Holz, aber das Team arbeitet unheimlich harmonisch zusammen und ist toll aufeinander eingespielt.
Ich denke sehr verschämt an meine kleine Küchenknipserei, während der Fotograf lässig auf einem Holzbrett im Halbdunkel eine ganz weiche, sonnendurchflutete Atmosphäre zaubert. So schön! Vielleicht sollte ich doch noch mal einen Fotokurs machen, um das Licht etwas mehr unter Kontrolle zu bekommen. Irgendwann. Aber jetzt freue ich mich erstmal auf die nächsten beiden Tage und die kommenden Rezepte.
Obwohl das ganze für mich sehr positiv und gar nicht stressig ist (auf jeden Fall mit viel weniger Adrenalinausschüttung verbunden, als mein Job im richtigen Leben), bin ich abends körperlich einfach nur platt. Das Food-Leben spielt sich nämlich hauptsächlich im Stehen ab. Mir alten Bürostuhl-Potato tut wirklich alles weh: Die Schultern, der Rücken, die Beine, die Füße. Darum ist dann abends zu Hause auch nicht mehr ans Kochen zu denken. Der Asia-Imbiss und die Ecke freut sich diese Woche bestimmt sehr über unsere regelmäßigen Besuche.
Ein leckeres Rezept wird es hier darum bis zum Wochenende vermutlich nicht geben – denn die Rezepte und Bilder vom Shooting werden natürlich erst im Magazin gezeigt. Aber einmal kurz Topfluschern ist bestimmt erlaubt:
Und hier kommt meine handgeknetete Gartenkräuterbutter … kööööstlich!
Da ich ja gerade nicht koche, sondern auf der Couch liege, kann ich Euch heute endlich mal eine meiner Lieblings-Frühstücks-Locations zeigen:
Die Amphore liegt direkt an der legendären Hafenstraße und garantiert einen beeindruckenden Blick auf den Hamburger Hafen und das große Dock von Bloom & Voss. Draußen stehen unter Markisen in einer langen Reihe an der Hauswand Tische und Stühle. Dazu werden auf Wunsch Wolldecken gereicht. So kann man sich auch bei kaltem Wetter den Blick auf die Elbe und ordentlich Hamburger Wind um die Nase gönnen. Es ist einfach zu kalt draußen? Das macht gar nichts, denn auch das Innenleben der Amphore ist sehr entspannt:
Wahrscheinlich findet man die Amphore inzwischen in so ziemlich jedem Hamburger Reiseführer als Ausflugstipp. Aber wenn man wirklich echte Hamburg-Atmo erleben will, besucht man die Amphore in der Woche direkt morgens, wenn sie aufmacht und die Leute aus dem Viertel auf ein Frühstückchen vorbei kommen. Es gibt eine umgangreiche Frühstückskarte, aber mein Lieblingsfrühstück ist Toastbrot mit Butter, Bio-Ei und Kaffee. Ganz schlicht, ganz lecker.
Dazu eine gehörige Portion Hamburger Wind, die Sonne, die durch die Wolken bricht (und auf das Toast scheint) ein bißchen Mövengeschrei und die Schlepper und Fähren, die auf dem großen Fluß vorbeiziehen – da ist die große Freiheit mit ein bißchen Entspannung am Morgen plötzlich ganz nah.
Cafe & Bar Amphore
St. Pauli – Hafenstraße 140
20359 Hamburg
Tel. 040/317 938 80
E-Mail: info@cafe-amphore.de
www.cafe-amphore.de
Öffnungszeiten:
Mo. – So. ab 10 Uhr.
Mit Stevan hätte ich auch gerne mal gekocht, allerdings ohne Topfspülereien ;-)
Das Café gefällt mir sehr gut, werde ich bei meinem nächsten Hamburgbesuch einplanen. Sind das eigentlich die Vorschriften der Ordnungsämter, die ein wachsweiches Ei verhindern? Oder war das Absicht? Ich liebe Eier, aber nur, wenn das Eigelb noch flüssig ist.
Beste Grüße
Mike
Hallo Mike, wenn Du gaaaanz lieb zu der Bedienung bist, kochen Sie Dir vielleicht auch ein Extra-Ei. Nein im ersnt, ich habe gerade mal überlegt: Richtig wachsweiche Eier habe ich in den letzten Jahren eigentlich nur im Café unter den Linden in der Schanze gegessen. Die haben nämlich Eier im Glas mit Schnittlauch und Butterbrötchen auf der Karte. Sehr zu empfehlen. Allerdings ist der Blick da nicht ganz so hanseatisch. Man kann halt nicht alles haben, ne. Wachsweiche Grüße, Mel.
Ab 10:00? Schade, dann hoff ich einfach mal auf´s Hotel-Frühstück. Und: KREISCH! Noch fünfmal schlafen…
Du willst in Deinem Urlaub vor 10 Uhr frühstücken? Schätzelein … URLAUB!! Und: Ich muss uns noch den Tisch in der Brunnenstraße reservieren. Ich freu mich doll! ;-)
Urlaub!? Ich komm zum Arbeiten – naja, zum Studieren, aber das geht schon vor 10:00 los :-( Das wird trotzdem großartig!
Acha jaaaa … für Deine Firma. Das hab ich glatt wegkonzentriert. Naja, dann werden wir Dich am Abend eben alle zum Trost noch besser füttern ;-)
Hey Mel, diese supergrüne Kräuterbutter sieht Klasse aus. Wie bekommt man die so rollig hin? Oder ist das Betriebsgeheimnis??? “Amphore” wird im Mai ausprobiert. Liebe Grüße und DANKE für den Tip, Alex
Hallo Alex, ich habe erst weiche Butter mit gehackten Kräutern und weiteren Zutaten mit Hilfe einer Gabel verknetet. Dann habe ich die ganze Kräuterbutter beherzt in meine Hände genommen und (im Frikadellen-Knetstil) zu einer Rolle geformt. Das glatte Finish hab ich dann durch einrollen in Frischhaltefolie hinbekommen. Die Folie an beiden Enden fest zudrehen und im Kühlschrank wieder fest werden lassen – fertig! ;-) Geht ganz schnell – in 5 Minuten ist die selbstgemachte Kräuterbutter fertig. Liebe Grüße! Mel.
Ich glaube, das bekomme ich hin! Liebe Grüße Alex
Toller Einblick in die Küche und sehr schön geschossene Bilder, die du da gemacht hast. Im Küchenbereich kann man so herrlich schön herum experimentieren.