Wir leben in Hamburg in direkter Nachbarschaft zu einem der traditionellen jüdischen Viertel: dem heutigen Univiertel um den Grindelhof herum. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich das Grindelviertel zum Zentrum der jüdischen Gemeinden in Hamburg – bis zur Reichsprogromnach 1938. An die danach folgenden schrecklichen Verbrechen erinnern heute nicht nur besonders viele der Stolpersteine in den Bügersteigen, sondern auch der unbebaute Platz der zerstören Bornplatzsynagoge und der Platz der Jüdischen Deportierten an der Moorweidenstraße.
Trotzdem ist das Grindelviertel wieder ein lebendiges Zentrum der in Hamburg lebenden Juden geworden. In den letzten Jahren begegnet man der jüdischen Gemeinde immer häufiger im Alltagsleben des Viertels. Die ehemalige Talmud-Tora-Schule wurde 2007 wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung übergeben und ist nun die Stadtteil-Schule Josef Carlebach. Inzwischen gibt es auch ein koscheres Café mit Literaturzirkeln, einen kleinen Laden für koschere Lebensmittel und am Freitag sehen wir häufig orthodoxe Juden mit ihren Familien vor dem Gemeindezentrum nebenan.
Das alles ist nicht zuletzt auf den besonders rührigen Rabbiner der Gemeinde, Shlomo Bistritzky, zurückzuführen, der sich sehr für die Integration des jüdischen Lebens in seinem Viertel engagiert. Einer seiner neuesten Coups: Er sucht Supermarkleiter auf und überzeugt diese davon, koschere Lebensmittel in das Sortiment aufzunehmen. Und zwar nicht in einem koscheren Sonderdisplay, sondern in den ganz normalen Regalen zwischen all den anderen Lebensmitteln.
So kommt es, dass ich neuerdings Dank Rabbiner Bistritzky und einem aufgeschlossenen Marktleiter viele unbekannte und spannende Produkte im Supermarkt um die Ecke finde. Mein totaler Favorit ist ein köstlicher koscherer Joghurt, der tatsächlich nur aus Joghurt und Früchten besteht und ohne jeden Zuckerzusatz oder Süßungsmittel auskommt. Leider wurde der Joghurt wieder aus dem Sortiment genommen, da die Nachfrage zu gering war – schaaaaaade! Ich würde immer wieder Joghurt ohne Zuckerzusatz kaufen!!!
Dafür habe ich dann aber letzte Woche im Mayonnaise-Regal diese spannenden Produkte gefunden, die sofort mit nach Hause mussten: eine Dose knallrote Baby-Auberginen in Lake und Tahini aus ungseschältem, gerösteten Sesam. Toll! Mit Babyspinat, den ich auch noch im Einkaufswagen hatte, lässt sich daraus doch bestimmt ganz einfach ein ungewöhnlicher kleiner Salat bauen …
Tadaaaa … bitte sehr, das Ergebnis: Ganz leicht säuerliche, knallrote Auberginchen mit dezentem Knoblaucharoma treffen sich mit einem pikantem Sesamdressing zu einer Orgie auf jungem Blattgemüse.
Und so geht´s für 1 Person:
1 – 2 Handvoll Babyspinat vorsichtig in einer Schüssel mit Wasser waschen und danach trockenschleudern. 5 eingelegte Baby-Auberginen auf Küchenkrepp gründlich von allen Seiten trocken tupfen, dann längs halbieren. In einer Pfanne 1 Schluck Olivenöl erhitzen und die Auberginen zusammen mit 1 geschälten Knoblauchzehe darin scharf anbraten. Etwa 5 Minuten weiterbraten, dann vom Herd nehmen und abkühlen lassen,
Aus 1 EL Tahini-Paste, 2 EL Zitronensaft, 1 Prise Salz und Pfeffer sowie 1 guten Schluck Milch oder Sojamilch ein cremiges Dressing Rühren. Mit 1 Prise Chili abschmecken. Falls das Dressing zu fest ist, einfach noch etwas Milch unterrühren.
Den Salat in einer Schale anrichten, die Baby-Auberginen obenauf gebe und mit dem Dressing beträufeln. Mit etwas sehr fein geschnittener Zwiebel und ein paar Krümeln gutem Salz (z.B. Feigensalz – das macht sich optisch auch sehr schön) bestreuen.
TIPP: Man kann auch beim türkischen Gemüsehändler sein Glück mit den Baby-Auberginen versuchen. Wer keine bekommt, verwendet einfach eine kleine normale Aubergine, schneidet sie in nicht zu kleine Würfel und brät diese mit einem kleinen Schuss rotem Essig und Knoblauch gar.
This looks fucking delicious!
Like!
And most of all: WANT!
Schätzelein, das machen wir unbedingt beim nächsten Kochzirkel – bei uns in der Sofaecke. Küßchen, Mel.
Von dieser Tahini hab ich tatsächlich auch noch eine Dose im Schrank.
Original aus Tel Aviv. Hach, da könnt ich ja grad…
Tu es, tu es!!! Wenn es doch auch noch das Original ist … ;-)
Ich steh’ ja total auf Sesampaste. Hab’ mir extra welche aus einem Japanshop bestellt(die machen anscheinend die allerbeste…. stimmt nur bedingt) Gehst Du auch so gerne in Läden wo Dich unbekannte Genüsse aus jedem Regal anspringen??
Bistritzky ist genial, schafft, was andere nicht schaffen wollten / konnten. Und: Hey, ich kann Dir glatt zuwinken, wenn ich das nächste Mal einen Trupp Touris vom Friedhofsdenkmal an den Lubawitschern vorbei zum Bornplatz schiebe *g* Vorher bin ich aber vermutlich zum Einkaufen im Grindel.
Bin gerade auf Deine Seite gestoßen! Alles sieht total lecker aus und den Spinatsalat probiere ich gleich aus. Wir sind gerade in Palermo und frischen Spinat bekommen ist einfach, aber ob ich Tahini finden werden .. Wünsche mir Glück :)
Liebe Mel,
hier mal wieder ein lebenszeichen von mir. Sieht liest sich sehr lecker und die Bilder sind auch wieder sooo nett.
Ganz dolle Grüße
Alex
Wie lecker, Tahini am Salat – jetzt muss ich das aber endgültig mal ausprobieren. Nach Hummus z.B. bin ich nämlich quasi süchtig, ich wette das Dressing wäre also genau das richtige für mich. Und diese Baby-Auberginchen sind allerliebst! :-)
… da läuft einem ja das Wasser im Mund zusammen (und das nach Weihnachten!) Bedenklich gut :)
Über Babyspinat bin ich hier gelandet. Und jetzt bin ich begeistert von der Sternchenschale.
Liebe Grüße, Nina