Ne, ne, ne!“ Die herbeigerufene Besitzerin der Restaurants nickt sehr nachdrücklich und gestikuliert wild mit den Händen. „Nur Tauben, Zucker und ein bißchen Zitrone“, wird für mich spontan übersetzt, „mehr ist das nicht. Wir nennen das „Ein Löffel Süßes“ – es ist ganz einfach“. Sie guckt mich strahlend an und nickt wohlgefällt, als auch der letzte Rest des fantastischen Nachtischs aus Traubenkompott mit Joghurt in mir verschwindet. Als sie sieht, dass mein Teller leer ist, verschwindet sie zufrieden wieder im Inneren des Restaurants.
Wir sitzen während einer Pressereise an der Hafenpromenade von Tinos Choura – der Hauptstadt der kleinen, eher unbekannten Kykladeninsel. Und wie immer war das als „kleines Abendessen“ angekündigte Mahl mehr als üppig ausgefallen: Nach einem fantastischen Salat mit dem inseleigenen Ziegenkäse, Artischocken, grünem Blattsalat, Kapern und Tomaten folgten lauwarme gefüllte Tomaten, gebackene Stockfischküchlein sowie Nudeln mit kräftiger tiniotischer Wurst. Dazu gab es auch noch leckeres frisches Brot und einen Joghurt-Dip mit Dill. Spätestens nach dem Stockfisch war ich schon wieder jenseits von Eden und musste den Gürtel von meinem Rock unauffällig lockern. Aber weil sie so lecker waren, gingen auch noch die Nudeln mit rein. Und dann kam der Nachtisch.
Weiße, schimmernde Berge von cremigen griechischen Joghurt … getoppt mit einem goldglänzenden süßen Kompott. Ach herrje! Ok, aber nur ein Löffel – aus Höflichkeit, ne (schwor ich mir). 5 Minuten später war der Teller leer. Und ich hatte das Rezept in der Tasche.
„Ein Löffel Süßes“ kann aus ganz verschiedenen Früchten gemacht werden. Zur Erntezeit werden diese in karamellisiertem Zuckersirup in Vorratsgläsern eingekocht und dann den Rest des Jahres mit einem sauberen(!) Löffel aus dem Glas geangelt. Ein Löffel Süßes schmeckt zum Kaffee, auf Joghurt, zu Gebäck oder für absolute Nachkatzen auch einfach pur.
Ich finde die Variante mit Trauben und Zitrone sowie einem Hauch von Zimt und Zitrone auf griechischem Joghurt einfach unwiderstehlich! Der griechische Traubenkompott ist übrigens sehr einfach in ca, 15 Minuten gemacht. Allerdings gibt es zwei, drei entscheidende kleine Hinweise, wie man unliebsame Überraschungen umgeht und ein fantastisches Glas voller leckerer Trauben in Sirup bekommen. Ich habe z.B. einen Ätna-Zuckervulkan-Ausbruch unfreiwillig schon mal in meiner Küche für euch ausprobiert – bei Facebook könnt ihr das Küchendesaster in Bild und Ton begutachten. Ihr seid mit den Tipps unten aber nun bestens vorbereitet und könnt euren Traubentraumkompott unproblematisch zaubern.
Habt es lecker! ღ
Das Rezept für „Ein Löffel Süßes“ – griechisches Traubenkompott auf cremigem Joghurt
Zutaten für ein Einmachglas (ca. 750 ml):
500 g grüne, kernlose Trauben
250 g Zucker
80 ml Wasser
Saft 1/2 Zitrone
1 Messerspitze Zimt
1 Messerspitze gemahlene Vanille
Zum Servieren:
pro Person 150 g Griechischer Joghurt (10 % Fett)
Und so geht´s:
Die Trauben von den Stielen zupfen, waschen und abtupfen, bis sie wieder ganz trocken sind. (Ober über Nacht abtrocknen lassen).
In einem mittelgroßen Topf den Zucker mit Wasser und Zitronensaft zum Kochen bringen. So lange köcheln lassen, bis der Sirup deutlich eindickt und sich braun färbt. Dabei gelegentlich umrühren.
Die Trauben mit Zimt und Vanille in den Sirup geben und weitere 5 Minuten auf hoher Flamme kochen, bis der Sirup bernsteinfarben und dick geworden ist.
Trauben mit Sirup in ein heiß ausgespültes Glas füllen und abkühlen lassen.
Tipps:
Das Rezept ist sehr einfach gekocht – allerdings sollte man den Topf nicht aus den Augen lassen. Auch wenn es am Anfang so scheint, als würde ziemlich lange nichts passieren, kann der Zuckersirup plötzlich in kurzer Zeit anbrennen und Töpfe ruinieren. (Ja, ich habe das ausprobiert.)
Die Früchte sollten sehr trocken sein, wenn sie in den heißen Zuckersirup kommen, da der Zucker sonst wieder auskristallisiert und die Früchte aneinander kleben. Sollte das passieren, ist das allerdings auch kein Beinbruch: Einfach weiter köcheln lassen, bis sich der Zucker wieder gelöst hat.
Der Zucker kann beim Kochen stark aufschäumen – also benutzt einen ausreichend großen Topf, der noch etwas „Luft“ nach oben hat.
Der Sirup ist genau richtig, wenn man befürchtet, dass er kurz vor dem Verbrennen ist. Die Farbe sollte bernstein- oder cognacfarben sein. Die Konstanz ist optimal, wenn man einen kleinen Tropfen Sirup auf einen kalten Unterteller gibt und dieser quasi als Kügelchen stehen bleibt.
Wenn ihr euren griechischen Joghurt besonders authentisch haben wollt, lasst ihn in einem feinen Sieb mit Seihtuch über einer Schüssel eine Nacht im Kühlschrank abtropfen. So wird er besonders dicht und cremig. Ich bin dafür meistens zu ungeduldig – darum ist mein Joghurt auf den Bildern etwas flüssiger.
Damit ihr lange Spaß an euren Trauben habt, nehmt immer einen sauberen, unbenutzten Löffel, um sie aus dem Glas zu angeln. Die Trauben halten so mindestens 1 Jahr (bei uns allerdings immer nur wenige Tage).
Hi Mel,
Falls Du irgendwo an Duftgeranien (auch als Pelargonie bekannt) kommst, dann koche davon 3-4 Blätter mit – damit hast Du die kretische Variante mit einem ganz eigenen Aroma. Und dann lass mal die Gäste raten, was denn drin sein könnte… :-)
LG Monika
Hallo Monika, von der Variante wurde mir auf Tinos auch erzählt. Leider habe ich in Deutschland keine Duftgeranien zum Verzehr bekommen. Hast Du da Bezugsquellen? Ende Juli bin ich wieder in Griechenland … dann schaue ich mal, ob ich die Spezial-Zutat bekommen kann. Und in der Zwischenzeit essen wir einfach alle die eingedeutschte Variante :-) Liebe Grüße! Mel.