Ein Frollein muss Prioritäten setzen. Und einsehen, wann es sich besser damenhaft vom verwüsteten (Küchen-)Schlachtfeld zurückziehen sollte, um 1. ein Fertigprodukt zu erwerben und 2. alternative Angriffspläne auszutrüffeln. Inzwischen bin ich tatsächlich regelrecht froh, dass meine selbstgemachten Tacoschalen total in die Hose gegangen in entscheidenden Punkten vom Idealkurs abgewichen sind. Durch die totale Taco-Niederlage sehr angegrätzt, bin ich nämlich direkt in den Supermarkt zum Mexiko-Regal gestapft und habe trotzig fertige Tacoschalen an mich gerissen.

In Hinblick auf den alternativen Angriffsplan habe ich entschieden, keinerlei weitere Energie in Teigfirlefanz zu stecken und dafür lieber nochmal das Rezept grundsätzlich zu überdenken. Denn das sieht im Original rohe Spargelscheiben vor. Ja genau: Spargel. Roh. Ich muss eingestehen, dass mein Vertrauen durch das Taco-Scharmützel doch insoweit erschüttert war, dass ich jetzt auch die restlichen Komponenten deutlich beargwöhnte. Um sicher zu gehen, biss ich in eine rohe Spargelstange. Keine gute Idee – es sei denn man ist ein Kuh und weidet ansonsten auch recht gern auf grünen Wiesen. Nein, indiskutabel.

Aber der Gedanke an den Einsatz von rohem Spargel ließ mich nicht so einfach los. Vielleicht konnte das ganze in der Kombination mit anderen Gemüsen und in einer würzig-cremigen Umgebung funktionieren? Mit fiel der Coleslaw ein, den ich im letzten Sommer so gern mochte. Blitzartig waren die rohen Zutaten inkl. Spargel kleingeraspelt und mit gewürzter Mayo in einer Schüssel verrührt. Und – wer hätte es vermutet? – der Spargel bekommt eine komplett neue Identität. Himmlisch! Köstlich! Großartig!

Wer Schwierigkeiten mit ungekochtem Kohl hat, wird die Spargel-Variante lieben. Auch sonst kann man den Spargel-Coleslaw (ohne Kohl) nur warm in sein Herz schliessen. Vor allem wenn noch ein kleines Coppa-Röllchen mit einer gebratenen Spargelstange strategisch klug obenauf in Stellung gebracht wird. Zusammen in der knusprigen Tacoschale ein echter und unerwarteter Küchen-Blitzsieg:

Und so geht´s für 4 als Vorspeise oder 2 als Hauptgericht: 

1 Bund grünen Spargel waschen und die holzigen Enden entfernen. (Dazu am besten das Ende anfassen und nach unten biegen, bis der Spargel an genau der Stelle bricht, an der er knackig und nicht holzig ist). 1 große Möhre schälen, 1 kleinere Zwiebel pellen und 4 große Radieschen putzen. Das Gemüse auf einer sehr scharfen Reibe grob raspeln; beim Spargel die Spitzen zurückbehalten. Die Gemüseraspeln in einer Schüssel mit 3–4 EL Mayonnaise, 1 TL mittelscharfem Senf, dem Saft 1 Limette, Salz & Pfeffer und 2-3 Spritzer Tabasco oder 1 TL scharfe Salsa mischen. Gut durchrühren und ein paar Minuten ziehen lassen

4 Stangen grünen Spargel waschen und die holzigen Enden entfernen (s.o.). In einer Pfanne 1 Schuss Olivenöl erhitzen und die Spargelstangen zusammen mit den Spitzen scharf anbraten. Wenn der Spargel etwas gebräunt ist, mit grobem Salz und schwarzem Pfeffer würzen und in der Pfanne schwenken. Noch ein paar Minuten braten, bis der Spargel weich, aber bissfest ist. Kurz abkühlen lassen und dann jede Spargelstange in 1-2 Scheiben Coppa (schinkenähnlicher Aufschnitt aus Schweinenacken und -filet) wickeln.

Den Spargel-Coleslaw nochmal mit Salz abschmecken und auf 4 fertige Tacoschalen verteilen. Mit je einem Coppa-Röllchen toppen und sofort servieren. Wer mag, dekoriert noch mit den gebratenen Spargelspitzen und gehacktem Kerbel.

Tipp: Low-Carb-Freunde schenken sich die Tacoschale und essen das ganze als Salat. Wenn der Spargel-Coleslaw als Lunch mit ins Büro kommen soll, einfach die Tacoschale in Stücke brechen oder durch ein paar Nachos ersetzen und über den Salat streuen.

GourmetGuerilla – Spargel-Coleslaw mit Coppa-Röllchen in der Tacoschale