Wie man sich man besten in Edinburgh spontanverliebt? Man packt einen oder zwei Lieblings-Menschen, ein paar flache Schuhe und einen Schirm ein und stürzt sich ins Getümmel. Genau so haben Nic von Luzia Pimpinella und ich das am vorletzten Wochenende in der schottischen Hauptstadt gemacht. Und es hat super funktioniert – große immerbleibende Edinburghliebe!
Eigentlich waren wir ja als Raumtouristen in professioneller Mission vor Ort. Für den Einrichtungs- und DYI-Blog OTTO Roombeez haben wir eine Wohnreportage über ein unglaublich schön eingerichtetes Appartement in einer alten Edinburgher Stadtvilla gemacht. Der wilde Stilmix mit (Flohmarkt-)Möbeln und Wohnaccessoires aus den 30ern bis heute hat uns total begeistert und inspiriert. Wenn Ihr Lust auf die ganze Wohnstory mit Inspiration und Tipps habt, dann klickt später mal rüber.
Jetzt geht´s aber erst mal direkt ins quirlige Edinburgher Leben. Hier kommen unsere schönsten Eindrücke, Empfehlungen und jede Menge leckere Tipps:
Wenn man Edinburgh-Anfänger ist, startet man am besten direkt im Herzen der quirligen Stadt: Über die North Bridge mit ihrem grandiosen Blick auf die historischen Teile Edinburghs, geht es nach rechts die High Street hinauf in Richtung Burgberg. Die High Street ist eine wunderbare Mischung aus entspanntem Flanieren, Leute gucken, wirklich netten (Touristen-)Lädchen, imposanten Kirchen und gregorianischen Gebäuden.
Ganz besonders Spaß machen die Straßenkünstler und Musiker, die sich bei jedem Wetter (!) hier ihre Brötchen verdienen. Ganz wichtig: Wer ein Foto machen möchte, sollte hinterher eine Münze in die Hüte und Büchsen werfen – die Leute arbeiten schließlich dort und haben ganz einmalige und zum Teil sehr aufwendige Shows, Kostüme und Installationen.
In dieser illustren Gesellschaft langweit sich das Bronze-Denkmal für Hume garantiert nicht. David Hume lebte im 18. Jahrhundert, war ein Philosoph, Ökonom und Historiker und einer der bedeutendsten Vertreter der schottischen Aufklärung. An seinem Zeh zu reiben soll Glück bringen – und tatsächlich geht kaum jemand an der Statue vorbei, ohne nicht zumindest kurz den Zeh zu berühren. In diesem Instagram-Video gibt´s ein Sneak Peek vom Zeh-Ritual.
Das berühmte Tartan-Muster oder auch Schottenkaro strahlt einem aus fast jedem Schaufenster entgegen – egal ob auf Verpackungen von Keksen, dem traditionellen Haggis (mit Innereien und Getreide gefüllter Schafsmagen) oder auf Mänteln, Taschen, Tüchern und – natürlich! – Plaids und Kilts. Auch wenn man noch kein süchtiger Fan der Serie Outlander* (*Link Amazon-Partnerprogramm) sein sollte, kann man sich nach kurzer Zeit der Faszination des Tartans nicht mehr entziehen und muss shoppen. Auch Nic und ich haben glücklich unsere Beute aus einem – ok, mehreren – Lädchen getragen. Weiter unten sehr ihr, was bei mir dabei rausgekommen ist. Wenn ihr neugierig auf Nics liebstens Edinburgh-Outfit seid, dann hüpft schnell zu ihr rüber. Mit Tweet-Mütze und Tasche der The Cambridge Satchel Company sieht sie einfach super aus!
Ich liebe Dudelsackspieler. Ich kann einfach nicht anders … diese weißen Gamaschen machen mich schwach. Vor allem, wenn sie von einem stattlichen Herrn mit Hipster-Bart und Tunnel-Ohrring getragen werden. Außerdem passt der Klang vom Dudelsack einfach super zu den trutzigen, grauen und meist strengen Sandsteinfassaden. Da scheint ein Backflash in längst vergangene Zeiten tatsächlich nur einen Stein(wurf) entfernt.
Wenn man die High Street immer weiter geradeaus hinaufflaniert, kommt man erst zum Lawnmarket, dann zur Royal Mile und schließlich zum Castle Hill. Hier oben wartet der Castle Rock mit einer der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Schottlands: dem Edinburgh Castle.
Der Burgberg ist vor 360 Millionen Jahren aus einem Vulkankrater entstanden und war schon im 7. Jahhundert n.Ch. besiedelt. Über Jahrhunderte hinweg wurden hier Wehranlagen errichtet, bekämpft, zerstört, wieder aufgebaut und immer wieder erweitert. Das älteste erhaltene Gebäude, St. Margret´s Chapel, stammt aus dem 12 Jahrhundert. Der Edinburgh Castle enthält viele spannende und sagenumwobene Sehenswürdigkeiten wie den „Stone ob Scone”, auf den alle schottischen Könige seit Jahhunderten ihren Eid schwören mussten (und der heute bei den Krönungen der englischen KönigInnen unter dem Thron liegt), die schottischen Kronjuwelen oder die One O´Clock Gun. Da der Burgberg 80 Meter über der Stadt liegt, ist allein der Blick schon sehenswert.
Wer die Burg besichtigen möchte, bestellt am besten vorher Tickets im Internet. Wenn man sich spontan zu einem Besuch entscheidet, muss man unter Umständen längere Wartezeiten in Kauf nehmen. Auf jeden Fall sollte man die Audiotour buchen, die in diversen Sprachen angeboten wird. Das ganze ist auch für Kinder sehr spannend und alle Teile des Edinburgh Castles sind familienfreundlich.
In der beeindruckenden Konstruktion der Tribünen auf dem Vorplatz der Burg findet alljährig der weltberühmte Military Tattoo statt – das größte schottische Musikfestival. Knapp 9.000 Zuschauer passen in die – jedes Jahr auf´s neue extra aufgebaute – Stadionkonstruktion, die zum Teil abenteuerlich weit über den Felsen des Burgbergs hinausragt.
Wer von Historie und Shopping erst mal genug hat und eine kleine Pause jenseits von Menschenansammlungen einlegen möchte, steigt direkt nach dem Verlassen des Burgplatzes rechts die vielen Stufen der Castle Wynd bis zum Grassmarket hinunter. Hier gibt es ein paar kleine, nette Restaurant. in denen man entspannen kann.
Wir haben sehr lecker und unkompliziert bei Toro Loco gegessen – einem kleinen mexikanischen Fast-Food-Restaurant mit pittoresker Ausstattung, sehr leckeren Tacos, Burritos und Bowls und ausgefallenen Biersorten.
El Toro Loco, 60 Grassmarket, Edinburgh, EH12JR, www.toroloco.co.uk
Gestärkt mit köstlichem Chicken Poblano und mit einem leichten Glimmer vom mexikanischen Bier, geht es weiter zu einer echten Edinburgher Institution: W. Armstrong & Son ist Großbritanniens größter und unglaublicher Vintageladen, in dem man vermutlich ohne Probleme einen ganzen Tag mit Stöbern, Entdecken, Anprobieren und – na klar – Kaufen verbringen könnte. Kleidung. Schuhe, Handtaschen und Accessoires aus allen Jahrzehnten ballen sich zu einem beeindruckenden Angebot – übrigens auch für Männer.
85 Grassmarket,Old Town,Edinburgh EH1 2HJ,Vereinigtes Königreich, www.armstrongsvintage.co.uk/
Direkt gegenüber beginnt die Victoria Street mit ihren bunten Gebäuden und vielen kleinen ganz unterschiedlichen Lädchen. Hier findet man unter anderem auch eine der beiden Fillialen von Oink, Edinburghs berühmter Fast-Food-Minikette. Die Kernkompetenz: Scottish Hog Roast – auch bekannt unter dem Namen Pulled Pork. Die beiden Brüder Adam Marshall and Sandy Pate haben sich vor ein paar Jahren dieses Konzept vom leckeren Fast-Food nur mit hausgemachten und natürlich Zutaten ausgedacht – und damit einen echten Treffer gelandet. Für Pulled-Pork-Fans ein echtes Muss.
Oink Grassmarket, 34 Victoria Street, Edinburgh EH1 2JW, www.oinkhogroast.co.uk
Wenn man die Victoria Street hoch läuft und links auf die George IV Bridge abbiegt, gelangt man wieder zurück auf die High Street. Es lohnt sich auf jeden Fall, die kleinen Gässchen, Höfe und Straßen zu erkunden, die links und rechts der großen Straßen abgehen. In diesem Teil von Edinburgh wurden Gebäude in den letzten Jahrhunderten bis zu drei mal überbaut, sodass man sich in einem kleinen engen Gang plötzlich – nur fünf Meter entfernt von dem lebendigen Trubel – in eine ganz andere Zeit zurückversetzt fühlt. In vielen dieser kleinen Gänge und Höfe kann man schöne Läden oder stille Cafés und Bistros entdecken.
Bustouren mit unterschiedlichen Motti oder geführte Rundgänge bieten übrigens ganz unterschiedliche Einblicke in die Vergangenheit und Gegenwart der schottischen Hauptstadt (ja, es gibt auch eine Outlander-Bustour, Mädels!) – Startpunkte und Ticketverkauf auf der High Street.
Ein netter Ort zum Entspannen: In der Cockburn Street haben wir im Southern Cross Cafe eine kleine Pause eingelegt. Hier kann man sehr nett drinnen oder draußen sitzen und zum Beispiel darauf warten, dass Herren in Schottenröcken vorbeikommen.
63A Cockburn St, Old Town, Edinburgh EH1 1BS, Vereinigtes Königreich
Außerdem kann man auch immer wieder begehrliche Blicke in das Schaufenster von Miss Katie Cupcake werfen – ein Paradies für ausgefallenen Schmuck, dekorativen Vintagekram und Accessoires.
52 Cockburn St, Old Town, Edinburgh EH1 1PB
Ein Tipp unter Frolleins: Flache und bequeme Schuhe sind in Edinburgh ein Muss. Edinburgh wurde auf den berühmten schottischen Rolling Hills erbaut, die sich – geformt durch die Gletscher in der Eiszeit – sanft aber deutlich auf- und abrollen. Das bedeutet, dass man durchaus veritable Höhenunterschiede bei seinen Stadtbummeln zurücklegt. Weite Teile der Stadt sind außerdem mit Kopfsteinpflaster ausgelegt. Ein robustes Paar Loafers sind hier genau das richtige – und werden von schottischen Herren auch durchaus mit Komplimenten kommentiert. Nic wurde gleich zwei Mal sehr charmant auf ihre englischen Schuhe angesprochen. Und auch ich war mit meinen Lack-Bömmel-Schuhen sehr glücklich. (Und auch davon, dass meine Frisur mehrfach von wildfremden Menschen freundlich gelobt wurde. Die Edinburgher haben es einfach drauf.)
Eine absolute Glücks-Entdeckung: Beim Verlassen des Burgbergs hat uns eine Speisekarte am Eingang zu einer kleinen, dunklen Gasse angelockt, an deren Ende es hell und grün schimmerte. Nach kurzem Zögern haben wir uns getraut, sind hineingeschlüpft und wurden mit einem entzückenden kleinen Innenhof inmitten eines trutzigen, alten, wehrhaften Gebäudes belohnt. Efeu rankt über die schiefen Dächer und alten Mauern, Kerzen flackerten in Laternen. Zunächst vermuteten wir (mißtrauische Deutsche, die wir sind) eine Touristenfalle. Nach einem Blick auf die Speisekarten und einem verstohlenen Luschern durch ein offenes Fenster war uns aber sofort klar: Hier müssen wir unbedingt essen!
Kurzerhand enterten wir das The Witchery by the Castle und hatten ein wirklich wundervolles Mittagsmenü. Für 35,00 € kann man aus verschiedenen Gerichten mit Fleisch, Fisch oder auch vegetarischen Varianten drei Gänge wählen. Obwohl der Gastraum mit dem vielen dunklen Holz, der alten Standarte an der Decke und all dem blitzendem Glas und Silber eine sehr distinguierte Atmosphäre ausstrahlt, haben wir uns rundum und entspannt wohl gefühlt. Das Personal war sehr unverspannt und hat uns liebenswürdig und zuvorkommend bedient.
Insgesamt sind die Gäste hier bunt gemischt – Touristen aus aller Herren Länder und Edinburgher essen hier Seite an Seite. Entsprechend vielfältig ist auch der Kleidungsstil. Wenn man nicht gerade in einer Jogginghose auftaucht, kann man Mittags durchaus leger gekleidet sein und sich trotzdem wohlfühlen. Allerdings sollte man einkalkulieren, dass der Ober einem die Stoffserviette zuvorkommend auf dem Schoß platziert und auch das Ritual des Weinprobierens sehr gewissenhaft ausgeführt wird.
Wie hatten drei fantastische Gänge, die modern interpretiert ohne Firlefanz und Schnickschnack kamen und jeweils eine kleine, frische Besonderheit mitbrachten. An den Hauptgang mit butterzart geschmorter Rinderrippe in einer umwerfenden Rotweinsoße mit gedünstetem Pakchoi und eingelegtem Rettich werden wir uns noch sehr lange erinnern – es war definitiv das beste Fleisch, das ich seit langem gegessen habe. Es zerging buchstäblich auf der Zunge!
Castlehill, The Royal Mile, Edinburgh EH1 2NF, thewitchery.com
Nach einem luxuriösem Essen in gehobenem Rahmen darf es am Abend dann auch gern mal ein Kontrastprogramm sein. Ich bin ein großer Fan von den typisch englischen Nachbarschafts-Pubs und ihrem Pub-Food. Am besten hält man einfach Ausschau in einer der umliegenden Straßen – man wird immer fündig.
Ein Pub ist nicht zu vergleichen mit den typischen deutschen Raucher-Eckkneipen. Ein Pub ist gesellschaftlicher Treffpunkt und Anlaufstelle für die Nachbarschaft. Alte und junge Leute sitzen hier zusammen, trinken ein Bier aus dem meist unglaublich großen Angebot, quatschen, hören Musik und haben eine gute Zeit. Geraucht wird draussen.
Wir haben uns für den Abend das Kilderkin ausgesucht, ein paar Straßen von unserem Appartement entfernt. Hier steht erstaunlich gute Pizza in vielen spannenden Variationen auf der Speisekarte. Der Insider-Tipp: Montags kostet im Kilderkin jede Pizza zum Bier nur 1 Pfund. Also – wenn ihr zufällig in der Gegend seid – nichts wie hin!
67 Canongate,Edinburgh EH8 8BT, kilderkin.co.uk
Gibt es etwas besseres, als eine gute Bar – nur ein paar Meter entfernt von der eigenen Haustür? Auf keinen Fall! Nachdem wir auf dem Weg in die Stadt schon ein paarmal am 24 Royal Terrace vorbeigelaufen waren und das ganz sehr spannend fanden, haben wir es am letzten Abend dann endlich auf einen Schlummertrunk geschafft.
Das 24 Royal Terrace ist eigentlich ein Hotel. Die zugehörige Bar legt aber großen Wert darauf, keine Hotelbar, sondern „eine Bar in einem Hotel zu sein”. Die Ausstattung ist bunt und sehr ausgefallen. Wir haben uns auf Anhieb extrem wohl gefühlt. Und nach zwei sehr gut gemixten Martinis noch viel wohler. Auf den bequemen Sesselchen lässt es sich wunderbar einige Zeit aushalten. Und so mussten wir zum Alkohol dann auch unbedingt noch eine Kleinigkeit zu uns nehmen (ächem). Das Bar-Food mit in krosse Kartoffelspiralen gewickeltem Fisch an Limetten-Kressesoße und geschmorte Lammschulter im Filoteig mit Erbsen-Minz-Dip konnte sich überaus gut sehen lassen.
Sehr, sehr satt, zufrieden und in bester Stimmung sind wir dann ein letzten Mal in unsere tolle Souterrain-Wohnung in der herrschaftlichen Royal Terrace zurückgekehrt. Am nächsten Morgen sollte es sehr früh wieder mit Easyjet zurück nach Hamburg gehen.
Danke, Edinburgh für diese beiden spannenden, anregenden, erlebnisreichen, leckeren Tage! Du bist eindeutig eines meiner liebsten Städte-Highlight und ich komme bald wieder.
Ooooh…ich bin auch ganz doll verliebt in Edinburgh! Mein Mann und ich waren schon zweimal dort und haben immer noch nicht genug! Vielen Dank für diese tollen Eindrücke …. die mich in meinen Gefühlen also nur bestätigen! :-)
LG Karin
Ein toller Bericht über Edinburgh. Ich bin viele Eckchen vor meinem geistigen Auge mit dir abgelaufen. Wir sind auch schon zweimal dort gewesen und absolut begeistert. Und jetzt hast du gerade den Wunsch auf ein drittes Mal ungemein gesteigert!
Liebe Grüße
Charlotta