Es ist so einfach, sich wie die Königin der Welt (na gut, wie die einer stark befahrenen Durchgangsstraße in HH-Mitte) zu fühlen: Es braucht dafür nur zwei neue Blumenkästen, ein paar mit dem Hackenporsche persönlich nach Hause beförderte 10-Liter-Säcke Erde, 10–12 Pflänzlein, einen neuen Klappstuhl, zwei Füße mit frühjahrsbelackter Pediküre auf dem Balkongeländer und die Sonne von schräg oben. Fertig.
Ich kann mich nicht zurückhalten und winke Passanten mit königlich versteiftem Händchen huldvoll zu. In der Großstadt kann man sich sowas ohne Schwierigkeiten leisten – da finden sich Menschen mit irrem Verhalten an jeder Ecke (oder zur Abwechslung eben auch auf Balkonen). Beim Winken darf man nur nicht das in der anderen Hand balancierte, sehr voll Glas Piscine verschütten. Die Übung macht´s.
Wenn die Sonne dann langsam untergeht, entwickelt die Hauptverkehrskreuzung schräg unter unserem Balkon ihren ganz eigenen Charme. Der Prinzgemahl Mann und ich lieben es, dort zusammen zu sitzen und die blaue Stunde zu erleben – den Teil der Dämmerung, wenn es zu hell ist, um das Licht anzuschalten und zu dunkel, um zu lesen. Idealerweise weht dabei ein leichter, warmer Wind und bringt die Kerzen in den Windlichtern sanft zum flackern. Solche Momente sind perfekt, um ein krönendes Aperitif-Häppchen zu sich zu nehmen – eine köstliche Kombination aus einer kleinen Spur Alkohol und mediterranen Aromen: Beschwipste Tomaten.
Dafür werden reife Cocktailtomaten mehrfach angepikst und über Nacht (oder länger) in Wodka eingelegt. Zum Servieren angelt man eine mit einem Coktail-Gäbelchen oder einem Stick aus ihrem hochprozentigen Swimmingpool, dippt sie kurz in ein wenig hausgemachtes Kräutersalz und steckt sich die kleine Aromabombe mit einem Happs in den Mund. Nichts für Anfänger, aber auf jeden Fall für haltungsstarke Queen-Mums. So lässt es sich wirklich wunderbar in den Abend hinein s(n)acken.
Umwerfend schön finden wir unsere Hauptverkehrskreuzung mit Blick auf Planten un Blomen und den Fernsehturm übrigens bei Nacht. Der Mann und ich sind der festen Überzeugung, dass Hamburg an keiner Stelle urbaner und großstädtischer aussieht, als hier – genau unter unserem Balkon. Die beschwipsten Tomaten haben mit dieser Einschätzung aber tatsächlich nichts zu tun. Denn um selbst beschwipst zu werden, müsste man schon ein Kilo davon verzehren … *hicks*
Und so geht´s für 4 Personen:
20 Cocktailtomaten waschen und trockentupfen. Jede der Tomaten ungefähr 5 Mal mit einem Zahstocher einstechen. In ein Schraubglas oder eine Schale geben und soviel Wodka angiessen, bis die Tomaten bedeckt sind. Mindestens 5 Stunden durchziehen lassen oder einfach über Nacht in den Kühlschrank stellen.
Die Blättchen bzw. Nadeln von je 1 Zweiglein Rosmarin, Oregano und Thymian fein hacken und mit 2 EL grobem Meersalz vermischen. Ebenfalls durchziehen lassen.
Zum Servieren die Tomaten im Wodka schwimmend auf den Tisch stellen, dazu Zahnstocher oder Cocktail-Sticks und das Kräutersalz reichen. Die Tomaten mit einem Pikser aus dem Wodka angeln und kurz (!) in das Salz dippen.
Wird man davon betrunken? Keine Sorge. Da die Tomaten selbst sehr viel Flüssigkeit enthalten, saugen sie sich nicht mit dem Wodka voll, sondern nehmen nur einen Hauch Aroma auf. Für Kinder sind die beschwipsten Tomaten aber naürlich nicht geeignet.
Tipp Salz: Das restliche Kräutersalz in einem kleinen Glas aufbewahren und zum Würzen von Speisen einsetzen. Das gibt ein tolles Mittelmeeraroma!
Tipp Wodka: Sind alle Tomaten aufgegessen, eigent sich der Wodka ganz hervorragend für die Zubereitung von Bloody Marys.
Ich bin begeistert! Zum einen natürlich von deinen Hicks-Häppchen (toller Snack für die moderne :-), unabhängige :-) Frau) aber noch vielmehr von deiner wundervollen Schreibe. Ein Post den ich mit einem Lächeln lese und der mich wunderbar amüsiert hat. 1. Sahne.
Dein Blog ist sicher mit Abstand der amüsanteste Foodblog in meinem überquellenden Reader. Prost.
Hatte ich Dir diesen Monat schon gesagt, wie großartig ich Dich finde ;-). Ist das toll! Ich bin auf den Heimweg und werde schnell noch beim Spätheimkehrersupermarkt die Zutaten kaufen. Yes! Liebe Grüße a.
Oah! Das muss ich mal probieren.
Und: Ich wünschte, ich hätte eine Balkon! Ich setz mich manchmal im Schlafzimmer auf die Festerbank und lass die Füße auf den Anbau der Menschen, die unter mir wohnen, baumeln.
Dabei fühlt man sich jedoch nicht wie die Queen, sondern allenfalls wie Pipi Langstrumpf ;)
Liebe Grüße!
Mia