Mit dieser Suppe habe ich den Mann verzaubert. Obwohl er das wahrscheinlich abstreiten würde. Aber ich glaube fest daran und so hat es sich zugetragen:
Als der Mann und ich uns auf dem Geburtstagsumtrunk einer gemeinsamen Freundin kennen gelernt hatten, habe ich ihn ein paar Tage später zwecks Intensivierung der diplomatischen Beziehungen zum Essen eingeladen. Und zwar in meine kleine Frollein-Mansarde im 5. Stock eines sehr hohen Altbaus. Ohne Aufzug, natürlich. Das hatte zumindest den Vorteil, dass zwischen dem Klingeln an der Haustür und dem tatsächlichen Eintreffen der Gäste in meiner Wohnung schon mal gut 5 Minuten vergehen konnten. Genug Zeit, um das MakeUp zu checken, Sektflaschen zu öffnen, den Klamottenberg im Schlafzimmer unter das Bett zu schuppsen … und sich an einem besonders unentschiedenen Tag zum 3. Mal umzuziehen.
Während der Mann sich also durch die 5 Etagen zu mir in mein Rapunzeltürmchen hocharbeitete, tat ich all dies und warf zusätzlich auch noch einen finalen Blick auf den gedeckten Tisch. War die Deko auch nicht zu gewollt und aufgesetzt ausgefallen? Waren 4 Kerzenleuchter vielleicht doch etwas viel? Und was hatte ich mir vorhin eigentlich bei diesen gezuckerten Glas-Himbeeren gedacht, die ich nachlässig auf der rosa Tülltischdecke verstreut hatte?!? Es rappelte an der Tür, keine Zeit mehr, Änderungen vorzunehmen – der Mann war da.
Wir plauderten während ich Getränke einschenkte und noch mit den letzten Handgriffen die Suppe fertigstellte. Der Mann hatte inzwischen die Beeren auf dem Tischtuch entdeckt und offenbar für appetitlich befunden. Auf jeden Fall sah ich auf einmal voller Schrecken, wie er eine der Glas-Beeren nahm und im Begriff war, sich diese in den Mund zu stecken. Mit einem erschreckten Ausruf fiel ich ihm in den Arm und konnte so gerade noch das Schlimmste verhindern. Ich glaube, der Mann hat noch sehr lange gerätselt, warum um alles in der Welt Frolleins Dinge auf einen Tisch legen, die zwar wie Nahrung aussehen, aber nicht essbar sind.
Um ein bißchen von dem außerplanmäßigen Vorfall abzulenken, sprach ich ausführlich über die Suppe, die wir gleich essen würde: Möhren-Orangen-Suppe.
Kurz argwöhnte ich, ich hätte es im Gesicht des Mannes entsetzt zucken sehen. Aber ich musste mich wohl getäuscht haben. Denn als ich die Teller servierte, nahm der Mann den Löffel und tauchte ihn sehr entschieden in die Suppe. Später hat er mir erzählt, dass es ihn sehr vor herzhaften Gerichten grauste, die mit Obst zubereitet werden. Er hasst z.B. Toast Hawaii und eingedeutschte Currygerichte mit Pfirsich über alles. Aber in dem Moment hatte er sich entschieden, tapfer alles aufzuessen, was ich ihm vorsetzte – ob nun mit Obst oder ohne. Und dann geschah das Unglaubliche: Der Mann mochte die Suppe nicht nur, sie mundete ihm sogar ausgesprochen vorzüglich. Ich durfte ihm sogar zweimal Nachschlag geben. Der Abend wurde sehr harmonisch.
Heute sind wir sieben Jahre zusammen und ich koche regelmäßig die magische Möhren-Orangen-Suppe. Ich glaube nämlich, dass die Suppe ihn damals davon überzeugt hat, dass man es mal mit einem Frollein versuchen sollte, das zwar eine verrückte Tischdeko hat, aber durchaus erstaunliche Dinge mit Obst anstellen kann.
Die rosa Tülltischdecke ist inzwischen übrigens aussortiert worden. Und der Mann verspürte noch nie den Impuls, Kastanien zu essen.
Für 4 Personen:
6 große Möhren schälen und in grobe Scheiben schneiden. 5 cm Ingwer und 3 Knoblauchzehen schälen und fein schneiden. In einem großen Topf 1 EL neutrales Öl erhitzen und Ingwer und Knoblauch darin anschwitzen. 1 guten TL thailändische rote Currypaste zugeben und unter Rühren ca. 1 Minute braten, bis es zu duften beginnt.
Dann die Möhrenscheiben zugeben und 5 Minuten mitbraten, dabei häufiger umrühren.
Soviel Gemüsebrühe angießen, dass die Möhren nur knapp bedeckt sind, den Deckel auflegen und die Möhren garen, bis sie richtig weich sind.
1/2 Liter Orangensaft angießen und mit 2 EL Fischsoße, 1 EL Sojasoße (Vegetarier und Veganer verwenden anstatt Fischsoße nur Sojasoße) sowie 1 EL Ahornsirup würzen. Einmal aufkochen lassen und 1/2 Packung Soja Cuisine zugeben.
Die Suppe pürieren und noch ein paar Minuten auf kleiner Flamme durchziehen lassen. Wenn die Konsistenz zu dickflüssig ist, noch etwas Gemüsebrühe unterrühren. Zum Schluss mit Salz, Pfeffer und 1 Spritzer Limettensaft abschmecken.
1/2 rote Paprika und 1/2 Frühlingszwiebeln inkl. dem grünen Teil fein schneiden. Die Suppe in Schälchen schöpfen und mit Paprika- und Frühlingszwiebelwürfelchen bestreut servieren.
Alternative: Fleischmöger können dazu auch prima kleine Hühnerspießchen servieren. Dazu 1 Bio-Hühnerbrustfilet in 2 cm große Würfel schneiden, in etwas Sojasoße marinieren, auf Spießchen stecken und in Sesamöl in der Pfanne knusprig braun braten.
*hexhex*
Der Nagellack knallt ja richtig zu den Karotten! :-)
Die Suppe klingt super, die würde mir auch schmecken. Das mittlere Foto finde ich genial, das sieht so richtig zum Losschlabbern aus. Toll gemacht!
Ich wünsche Euch weitere 7 und dann 77 glückliche gemeinsame Jahre.
Hallo Barbara, vielen Dank für die guten Wünsche! Ich sehe den Mann und mich schon mit 7 + 77 + … (naja ziemlich vielen Siebenen) im Rollator nebeneinander her ächtzen. ;-) Und ich beschwer mich wahrscheinlich die ganze Zeit, dass nicht genug Lebensmittel in das Körbchen passen … Liebe Grüße! Mel.
Heute morgen auf brigitte.de entdeckt und direkt in Deinen tollen Blog verliebt! Das Möhren-Bild mit dem pinken Nagellack ist wundervolle, Deine Liebesgeschichte hinreißend, die Suppe klingt köstlich! Freu mich auf mehr und hinterlass Dir liebe Grüße!
Hallo Rike, ich freu mich sehr, wenn Dir mein Blog ein bißchen Spaß macht! Den Nagellack habe ich übrigens gerade aus dem Urlaub mitgebracht und bin ganz vernarrt in ihn. Ich habe schon überlegt, ob ich jetzt immer ein Bündel Karotten mit mir rumtrage … um die Farbe richtig in Szene zu setzen ;-) Bis bald! Mel.
Oh wie wundervoll du das geschrieben hast. So anschaulich, als hätte man damals vor sieben Jahren mit am Tisch gesessen. :-)
Ich wünsche euch einen schönen Jahrestag. Das Rezept ist notiert – auch wenn ich mein Exemplar des Mannes ebenfalls bereits überzeugt habe. ;-)
Hallo Lillebi! Ich freue mich über Deinen Besuch – und schau jetzt erstmal bei Dir vorbei. Liebe Grüße an Dich und Deinen “Der Mann”. Mel.
:-) Einfach göttlich!
Verbindlichsten Dank *knicks* ;-)
Haha …. DER Nagellack. Und DIE Schürze – Du “Reine de la cuisine” … ;o)
Hey Gäibi, die beiden verstehen sich ganz prima ;-) Liebe Grüße!
Tolle Suppe (ein Klassiker, immer wieder ein Genuss). Und natürlich noch viel “tollere” Geschichte…
Bin auf der Suche nach einem Karotten-Orangen-Ingwer-Suppenrezept auf deines gestoßen und habs gleich nachgekocht (da ich Paprika nicht vertrage, hab ichs ohne Topping gemacht) – SUPERLECKER. VIELEN DANK!
Das Rezept geht in mein Standard-Repertoire über :-)
Hallo Anna, ich freu mich! ;-)
Hallo,
Ich habe gestern deine magische Suppe nachgekocht und fand sie superlecker.
Meine Freundin und ich hatten letztes Jahr eine Karotten-Orangen-Suppe in Hettie’s Tearoom (Pitlochry, Schottland) gegessen und waren seitdem auf der Suche nach einer Suppe, die ihr gleichkommt. Und ich muss sagen: Du hast es geschafft! Ich hatte lediglich die Fischsoße weggelassen und statt Soja Cuisine 2EL Sahne dazugegeben und dadurch eine sup(p)er Suppe erhalten, die uns für kurze Zeit unseren Schottlandtrip wiedererleben lässt.
Vielen Dank (:
liebe Grüße,
Daniel