Hühner Label Rouge - ein Besuch bei unseren franzoesischen Nachbarn | GourmetGuerilla.de

Die glücklichen Hühner des Label Rouge. Ein Besuch bei unseren französischen Nachbarn.

Enthält Werbung für artgerechte Hühneraufzucht
Enthält Werbung für artgerechte Hühneraufzucht

Morgens, kurz nach sieben in Frankreich. Die ersten Sonnenstrahlen kriechen gerade ganz langsam über den Horizont. Um uns herum liegen Felder und Wiesen noch in nebelverhangenen Grautönen. Ziemlich weit entfernt kann man eine Straße erkennen, auf der hin und wieder ein winziges Auto dahin rauscht. Und ist das da hinten eventuell ein Haus? Ansonsten nur Stille, Weite und Natur – soweit das Auge reicht. Wir sind auf einen Label Rouge-Bauernhof, rund eineinhalb Stunden südwestlich von Paris. Gleich werden hier die Perlhühner aufstehen, um ihren Tag auf der Wiese beginnen. Und wir werden dabei sein.

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Meine schicken, kniehohen Plastik-Moonboots rascheln leise, als wir die wenigen hundert Meter vom Bauern- zum Geflügelhaus zurücklegen. Die musste ich noch im bäuerlichen Vorgarten als Schutz über meine normalen Schuhe ziehen. Dabei geht es noch nicht mal hauptsächlich darum, meine Schuhe vor etwaigen Perlhuhn-Hinterlassenschaften zu schützen. Viel mehr sollen die Perlhühner vor dem behütet werden, was ich eventuell unter meinem Straßenschuhen mit mir herumtrage – Krankheitserreger zum Beispiel.

Eine Herde Kühe ist auch schon wach und kommt neugierig an den Zaun der Weide gelaufen, an dem ich gerade vorbeimarschiere. Ich schätze, dass hier in der Regel nicht so viel Menschen vorbei kommen. Nicht um diese Zeit. Und schon gar nicht in so schicken Boots. 20 verflixt große Kühe und drei Kälbchen starren mich fasziniert an. Lässig winke ich ihnen zu und bin doch echt froh, dass uns ein kleiner Drahtzaun trennt. Sonst hätten die neugierige Bande bestimmt mal an mir oder den Boots knabbern wollen.

Mit den Perlhühnern aus den Federn – ein sehr früher Morgen auf dem Bauernhof

Und dann kann ich sie auf einmal hören – viele aufgeregte Perlhuhnstimmen! Was für ein fantastisches Geräusch in der ansonsten so stillen Landschaft. Ja näher ich dem Geflügelhaus komme, desto lauter wird der Chor. Die Nacht haben die Perlhühner in ihrem langestreckten Stall verbracht. Wie viele Haus-Geflügel sind sie sehr schutzbedürftig und suchen spätestens bei Einbruch der Dämmerung ganz von allein ihren Stall auf – denn draußen lauern fiese Füchse, Raubvögel und manchmal sogar auch menschliche Jäger. Aber jetzt drängt es sie zurück nach draußen auf die grüne Weide. Der Bauer bewegt einen großen Hebel an der Stallwand und die Türen öffnen sich.

Wie eine silbergraue Welle ergießen sich die Perlhühner über die gerade noch so einsame Wiese. Jedes will offenbar das erste Huhn sein – was für ein Gedränge und Gegacker! Die Perlhuhnwoge brandet um uns herum und schon zwei Minuten später ist wieder Friede eingekehrt: Die Vögel haben sich über die Weide verteilt und beginnen ihr hühnergerechtes Tagwerk: picken, rennen, fressen, Gefieder putzen, ruhen, scharren und unter Büschen kuscheln. Dabei hat jedes der Perlhühner eine Fläche von mindestens vier bis fünf Quadratmetern für sich allein.

Hier scheint aber sehr viel mehr Platz zur Verfügung zu stehen, denn weite Teile der wirklich riesigen Weide werden von den Vögeln gar nicht in Anspruch genommen. Und als ich den hübschen Tieren dann beim entspannten Grasen zusehe, habe ich nicht den leisesten Zweifel, dass es sich hier um wahrhaft glückliches Geflügel handelt.

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Nahrungsmittelproduktion: Die große Lücke zwischen Bilderbuch-Idyll und Alltag

Apropos glückliche Hühner. Ernährung und Lebensmittelproduktion sind Themen, die uns heutzutage ja extrem bewegen. Wir haben die Auswahl im Überfluss, sind es gewohnt, zu sehr günstigen Preisen alles erwerben zu können, profitieren von einem extrem hohen Standard bei der Lebensmittelsicherheit – und kämpfen gleichzeitig hart mit den Folgen dieser Umstände. Mental schwanken wir gern zwischen einer Bilderbuch-Idylle vom Bauernhof mit Misthaufen plus Hofhund und den Bildern von grausamsten Zuständen bei der Aufzucht von Tieren. Oder der landvernichtenden Monokultur von angesagten Nutzpflanzen wie Soja, Mandeln und Palmöl. Was kann man noch wo kaufen? Was essen? So schwierig ist oft dieses Dilemma, dass wir es im Alltag – völlig verständlich – einfach ausblenden. Aber es lohnt sich eben doch, genauer hinzuschauen. Vor allem dann, wenn Landwirte und Produzenten Konzepte entwickeln, die die große Lücke füllen und eine artgerechte Aufzucht oder eine nachhaltigen Landnutzung ermöglichen. So wie z.B. bei Label Rouge.

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Label Rouge – das französische Siegel für besonders hohe Standards seit 1958 

Das Label Rouge entstand schon Ende der 1950er Jahre. Damals explodierte die europäische Bevölkerung nach dem Krieg plötzlich wieder und es wurde entsprechend viel Nahrung benötigt, um all die Menschen satt zu bekommen. Der Markt reagierte auf diesen gestiegenen Bedarf mit neuen industriellen Konzepten – insbesondere auch bei der Geflügelzucht. So landete eine große Zahl von Geflügel auf dem französischen Markt, das nach diesem neuen, effizienten Prinzip aufgezogen worden war: sehr schnell wachsend, möglichst viele Hühner auf kleinem Raum, keine Bewegung, viel Brustfleisch und Schenkel, Mastfutter. Diese günstigen Hühner wurden im Volksmund damals „amerikanische Hühner“ genannt, obwohl sie zumeist aus Großbritannien stammten.

Die französischen Bauern und auch Metzger waren darüber entsetzt und besorgt. Dieser neue Hühnerstandard hatte nichts mit ihren Vorstellungen von einem angemessenen Umgang mit dem Tier und vor allem mit einer ausgezeichneten Fleisch-Qualität zu tun. Um ihre nach „alten Standards“ aufgezogenen Hühner kenntlich zu machen und von der billigen Masse abzuheben, riefen sie gemeinsam mit dem französischen Landwirtschaftsministerium das Label Rouge ins Leben.

Die hohen Standards des Label Rouge wurden in die französische Gesetzgebung aufgenommen. Sie gelten auch heute weiterhin für die Familienbetriebe der Label Rouge-Bauern und unterscheiden sich deutlich von der konventionellen Hühnerzucht. Nur wer die – ständig unabhängig kontrollierten – Standards wirklich lückenlos einhält, darf das staatlich vergebene Siegel führen. Der großzügige Freilauf auf der grünen Wiese tagsüber zählt ebenso dazu, wie nicht genmanipuliertes Futter, der Vermeidung einer vorsorglicher Medikamentengabe bzw. der Einsatz von rein pflanzlichen und homöopathischen Medikamenten sowie möglichst kurze Wege zu regionalen Schlachthöfen. Einige dieser Standards liegen sogar noch über den europäischen Richtlinien für Bio-Hühner.

Viel Auslauffläche, langsames Wachstum und natürliches Futter – Label Rouge Geflügel mit einzigartigen Standards 

Während ein konventionelles Huhn gerade mal 31 Tage aufgezogen wird und sich mit bis zu 24 anderen Hühnern einen(!) Quadratmeter Fläche teilen muss, leben Label Rouge-Hühner mindestens 84-91 Tage mit reichlich freiem Raum in bäuerlicher Haltung auf dem Hühnerhof. Ihr Futter besteht zu 100% aus rein pflanzlicher Nahrung– davon mindestens 75 % aus regionalem Getreide, das entweder von den Bauern selbst oder ohne große Transportwege von anderen Landwirten der Region angebaut wird.

Jedes einzelne Huhn lässt sich darüberhinaus für maximale Transparenz über eine individuelle Nummer bis zu seinem Erzeuger zurückverfolgen. Die Hühner, die für Label Rouge aufgezogen werden, zählen außerdem zu den langsam wachsenden, agilen Rassen mit langen Beinen und einer natürlichen Hühnerfigur, die gern den ganzen Tag draußen rumturnen. Und das kann man eindeutig sehen – auf der Hühnerwiese ist ganz schön was los. Und Doppel-D hat hier definitiv keines der Hühner.

Inzwischen gibt es die Standards von Label Rouge auch für Rinder, Schafe, Schweine, Gemüse und sogar französische Blumen.

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Hühner ohne Grenzen – das freie Leben im Pinienwald

Wir verlassen die Perlhühner und machen uns auf den Weg nach Südwest-Frankreich in Richtung Bordeaux. In der Region Les Landes – der Wiege des Label Rouge – besuchen wir einen Familienbetrieb, der seine Hühner mitten im Pinienwald ganz ohne Zäune aufzieht. In dieser Region ist diese Art der Hühnerhaltung eine historisch gewachsene Tradition seit Napoleon; über 70% der Hühnerzüchter halten ihre Tiere frei im Wald. Die Hühnerhäuser können mit Rädern bestückt und, wenn nötig, zu einem andern Platz im Wald gezogen werden. Dort können die Hühner dann nach Herzenslust (und so weit sie ihre hübsche Füße tragen) rumstromern.

Hier offenbaren sich dann die ganz unterschiedlichen Hühnerpersönlichkeiten: Manche der Vögel halten sich auch tagsüber lieber in der Nähe des Hühnerstalls auf und verbringen das ein oder andere halbe Stündchen drinnen. Andere entfernen sich abenteuerlustig mehrere hundert Meter vom Stall und spazieren tief in den Wald hinein. Absolut freie Hühnerentfaltung!

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Es ist wirklich ein unglaublich großer Spaß, diesen Hühnern zuzuschauen. Die Gefieder sind prachtvoll und schimmern in der Sonne. Der relativ kahle Hals gehört hier übrigens zu der Hühnerrasse. Und erst die tollen gelben Füße – die haben es mir ganz besonders angetan! Übrigens hängt nicht nur das Aussehen, sondern auch das Temperament bei Hühnern stark von der Rasse ab. Es gibt Hühnerarten (wie unsere Perlhühner ganz oben), die sehr schreckhaft und scheu sind und unbekannte Menschen auf jeden Fall weiträumig meiden. Und andere, die begeistert und neugierig auf Besucher zustürmen. Hier im Pinienwald haben wir es wohl mit einer recht aufgeschlossenen Gattung zu tun: Nach kurzer Zeit kommen die hübschen Vögel näher, um uns ausgiebig zu begucken.

Leider kann ich euch nicht alle drölfzigausend Hühnerfotos zeigen, die ich gemacht habe. Aber ein paar gehen bestimmt noch:

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Label Rouge in Deutschland – wo kann man das bekommen?

In Frankreich tragen inzwischen über zwei Drittel der verkauften Hähnchen das Label Rouge Siegel. Die Franzosen haben es einfach drauf! Aber Label Rouge Geflügel ist auch bei uns in Deutschland erhältlich – und zwar ausschließlich als Frischgeflügel und nicht als Tiefkühlware. Bei größeren Supermärkten wird man in der Kühltheke sicherlich fündig. Bei Einzelhandels-Märkten oder Metzgern kann man einfach mal nachfragen, ob Label Rouge bestellt werden kann. Und im Zweifel lässt sich auf das Internet und den spezialisierten Online-Versand zurückgreifen.

Preislich liegt ein Label Rouge Geflügel natürlich locker über einem Huhn aus konventioneller Aufzucht – aber immer noch deutlich unter einem Bio-Huhn. Auch Restaurants, die bei ihren verwendeten Produkten auf Qualität und Herkunft Wert legen, führen übrigens immer häufiger das Label Rouge in ihrer Karte. Einfach mal darauf achten! Label Rouge ist ein guter Weg, um sich (vielleicht) weniger häufig, aber dafür mit besserem Gewissen ein glückliches Geflügel zu gönnen. Und zu wertschätzen. Es lohnt sich.

P.S.: Kleiner Tipp – zur Weihnachtszeit werden auch Label Rouge Puten und Gänse angeboten. Das könnte doch eine schöne Alternative für ein gelungenes Fest sein.

Danksagung: Vielen Dank an Label Rouge und die Bauern und Familien, die auf dieser Reise ihre Häuser und Betriebe für uns geöffnet und jede – noch so dumme oder provokante – Frage beantwortet haben. Und vielen Dank an die Hühner für den fantastischen Job als Fotomodelle sowie an die Hofhunde für das äußerst engagierte Hüten der Reisegruppe. Der Text und die Fotos sind ohne inhaltliche Beeinflussung oder Vorgaben entstanden und beruhen auf meiner eigenen Erfahrung und Meinung. 

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Die kleine Reisgesellschaft auf der Weide mit einer reizenden Gruppe von Blonde d´Aquitaine Label Rouge Rindern (kurz Blondies): Annalena von Nummer 15, ich, Denise von Foodlovin sowie Juliette von Synalaf und Cécile von Fil Rouge als professionelle Begleitung.