In meinem Bio-Supermarkt um die Ecke gab es letztens Zuwachs: eine Frische-Käsetheke. Einige Wochen zuvor wurden schon Regale leergeräumt und von links nach rechts gerückt. Dann passierte lange nichts – und schließlich war sie da: 2 Meter breit, schick verglast und voller leckerer Käsespezialitäten. Großartig! Zusätzlich zu den üblichen abgepackten Sorten gedachte ich mich in Zukunft scheibchen- und bröckchenweise durch neue Käseerlebnisse zu schmausen.
Leider wurde meine Abenteuerlust ein klitzekleines bißchen ausgebremst. Die zur Theke gehörende Verkaufsberaterin erwies sich als wirklich nett, aber vollkommen ahnungslos. Zu den Käsen könne sie rein gar nichts sagen, weil sie ja schon seit 10 Jahren Veganerin sein. Sie fände es auch seltsam mit der Tiermilch zu hantieren und Käse zu schneiden. Ach was. Ich war zunächst platt und musste dann an Loriot denken und was für einen großartigen Sketch er daraus gemacht hätte.
Ich habe mir dann einen der anonymen Käse ausgesucht – dummerweise einen sehr harten Hartkäse. Die Verkäuferin tat ihr bestes und hat sich extrem abgerackert, diesen Käse mit der Hand zu schneiden. Es hat ewig gedauert und ich war kurz davor, ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Da der Käse lecker war, musste ich ihn noch zweimal kaufen und jedesmal rackerte sich die arme Veganerin mit zusammen gekniffenen Lippen an dem Käse ab.
Seit kurzem ist alles anders. Ein Magier wohnt jetzt im Bio-Supermarkt – und zwar direkt hinter der neuen Käsetheke. Gibt es einen Menschen, der Käse in blumigeren Worten beschreiben kann? Der scheinbar jeden Hersteller (sei es noch so ein kleines Gehöft über den sieben Bergen) und die dort hergestellten Produkte und Traditionen kennt? Dem man die Freude an den Produkten so dermaßen ansieht, wenn er jedem, der vorbeikommt, kleine Probierstückchen reicht? Der so ein gnadenlos sympathisches und effektives Upselling betreibt, dass man nicht unter 3 Käsepäckchen den Laden verlassen kann und diese wie Trophäen glücklich nach Hause trägt?
Der Käsemann ist ein Knaller. Letztens hat er mir den Ilsegaut von Dörmann empfohlen – mit Probierstückchen und so weiter versteht sich. Und jetzt bin ich totaler Fan von diesem Ziegenkäse. Leider gibt´s den nur selten und wenn, dann ist er superschnell ausverkauft – die Dörmanns nehmen nur die Milch von ihrer eigenen Ziegenherde. Und die ist eben nicht unendlich groß.
Solltet Ihr ihn irgendwo finden, den Ilsegaut, sofort kaufen und in hauchdünnen Scheibchen mit ein paar Pistazien und einem Gläschen Wein verputzen.
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