Mindestens einmal im Jahr naht bei jeder Familie der Moment, an dem sich Mama und Papa zuerst tief in die Augen und dann auf ihren geliebten Sprößling blicken, um sich im Anschluss mit einem Seufzer in das Unvermeidliche zu schicken. Es wird geplant, verworfen, eingekauft, gebacken und gekocht, geputzt, auf- und umgeräumt. Nein, ich spreche nicht von Weihnachten oder der Silberhochzeit der Schwiegereltern. Ich spreche von einem weitaus kritischeren und wichtigeren Ergeignis im Leben junger Eltern: dem Kindergeburtstag.
Wie, was … das Unvermeidliche? Heißt Kindergeburtstag nicht Schokoladenessen, Schokokusswettessen, Topfschlagen, Eis, Kuchen, lustige Spiele, Luftballons, dreifarbiger Wackelpudding, Bratwurst und Pommes mit Ketchup, lachende glückliche Kinder, gütig lächelnde Mütter und Väter – kurz: eine Menge Spaß und unbeschwerte, sorglose Stunden? Wenn jetzt jemand den Kopf voller leuchtend-schöner Erinnerungen an die Geburtstagsparties der eigenen Kindheit hat, muss ich hier und jetzt leider sofort alle Illusionen zerstören. Spätestens nach dem ersten selbst ausgerichteten Event mit Kleinkindern stellt man nämlich fest: Das ist in Wirklichkeit alles anders. Ganz anders.
Der Kinderspaß bedeutet für die Erwachsenen nämlich ziemlich viel harte Arbeit und Stress. Und spätestens nach zwei Stunden als verantwortlicher Erwachsener auf einem Kindergeburtstag kann man den Wunsch nach ein bis zwei starken Drinks nur mit größter Berherrschung unterdrücken. Während das Kleine am Ende des Tages total fertig und friedlich schlummernd in seinem Bett liegt, bleiben die Eltern grundsätzlich als leere, faltige Hüllen auf der Couch zurück. Aber was tut man nicht alles, um dem tollsten Kind der Welt ein aktives soziales Leben und natürlich auch eine Menge Spaß zu ermöglichen? Eben. Fast alles.
Obwohl wir in den letzten Jahren einiges an Routine gewonnen haben (und dabei in jede mögliche Falle natürlich mindestens einmal getappt sind), lernen wir trotzdem in jedem Jahr noch dazu. Eigentlich ist alles gar nicht soooo schwer, wenn man einige wichtige Punkte kennt – und sie vor allem beachtet. Für alle, denen noch der erste Kindergeburtstag bevorsteht oder die sich in der Planung für den nächsten befinden, gibt es meine neue Reihe:
Der Kindergeburtstag – Tipps aus der Praxis, um das ganze würdevoll zu überleben – TEIL 1
Du sollst den richtigen Zeitpunkt finden
Es besteht kein zwingender Grund, den Kindergeburstag unbedingt am Tag des richtigen Geburtstags auszurichten. Das führt im Zweifel nur zu einer Menge Stress und organisatorischem Chaos. Viel wichtiger ist, dass der gewählte Zeitpunkt für die Eltern des Geburtstagskindes passend ist. Die meisten Kinder freuen sich sogar, wenn sie zweimal feiern dürfen – einmal mit der Familie und einmal mit den Freunden. Das sollte man ausnutzen.
Da man ein gerüttelt Maß an Nerven braucht, um über einen Kindergeburtstag zu kommen, liegt die Party idealerweise nicht unbedingt am Ende eines harten Arbeitstages oder vor einem wichtigen Meeting. Nein, wirklich besser nicht. Überaus wichtig bei dem gewählten Zeitpunkt ist allerdings, dass weitere Erwachsene bzw. der Partner Zeit haben, als Co-Dompteur, Fahrer, Hosenhochzieher, Popo-Abputzer, Naseputzer, Getränkespender, Tröster, Streitschlichter, Pfützenaufwischer, Beulenkühler und eloquenter Repräsentant des tollsten Zuhause der Welt dabei zu sein. Außerdem ist es überaus hilfreich, wenn man (mindestens) einen halben Tag Zeit hat, das ganze ordentlich vorzubereiten (die Vorbereitung wird in einem separaten Punkt später ausführlich besprochen werden).
Da viele Eltern (so wie wir) ganztägig arbeiten, greift man am besten auf das Wochenende als idealen Partytermin zurück. Nicht nur, dass damit die oben genannten Punkte schon fast von allein abgedeckt sind, das Wochenende hat auch einen weiteren, ganz großen Vorteil: Die allermeisten Eltern können ihre eingeladenen Kinder selbst bringen und auch wieder abholen. Damit macht man nicht nur den Eltern der kleinen Gäste ein kleines, sehr wertvolles Geschenk – die haben dann nämlich mal einen Nachmittag zu Ihrer freien Verfügung. Man umgeht auch elegant die Situation, 5 aufgeregte Kinder in 5 Kindersitzen durch die ganze Stadt zu fahren und vergeblich vor mehreren verschlossenen Türen zu warten, weil man die kleinen Racker doch ganz gern wieder in ihrem Zuhause abgeben will.
Wenn man dann also den individuell richtigen Tag identifiziert hat, kann man sich im nächsten Schritt dem konkreten Zeitfensterchen zuwenden. Feiert man besser vormittags oder nachmittags? Mittags bietet sich vor allem bei kleineren Kinden nicht gut an, da diese häufig noch an einen Mittagsschlaf gewöhnt sind. Und niemand braucht ein Wohn- oder Kinderzimmer voller übermüdeter, quengelnder Kinder.
Der Vormittag: Man hat das ganze schnell hinter sich, muss dann aber noch den Nachmittag mit einem überzuckerten, aufgedrehten, völlig erschöpften Kind schaffen. Allerdings bleibt auch noch viel Zeit, die Wohnung wieder in ihren Urzustand zurückzuversetzen.
Der Nachmittag: Man muss den gesamten Vormittag mit einem sehr aufgeregten und aufgedrehten Kind überstehen, das alle 2 Minuten fragt, wann denn endlich die Gäste kämen und 250 Mal anmerkt, dass ihr oder ihm langweilig sei. Bis zum Nachmittag können dann die Nerven von allen Beteiligten schon ein bißchen angespannt sein. Diese brauchen wir ja eigentlich noch für das – richtig – Hauptevent. Sehr vorteilhaft ist aber, dass nach einer nachmittäglichen Feier das Kind hinterher relativ zügig ins Bett verbracht werden kann. Insgesamt hat man weniger Zeit, die Wohnung wieder aufzuräumen, kann dafür aber schneller zu den Drinks übergehen.
Wie immer hat alles Vor- und Nachteile. Am besten stellt man sich ein Modell zusammen, testet es life und nimmt im nächsten Jahr die notwendigen Veränderungen vor.
Du sollst eine ordentliche Einladung schreiben
Auch in Zeiten von E-Mail und SMS geht nichts über eine Einladung auf Papier. Einerseits freuen die Kinder sich sehr, wenn sie etwas Anfassbares in der Hand haben – die kleinen Trophäenjäger, die. Andererseits hat damit idealerweise gleich für alle Involvierten die relevanten Infos zusammen.
Wie sieht sie denn nun aus, die perfekte Einladung? Es gibt verschiedene Möglichkeiten: Man kann sich entscheiden, am Wettrüsten von besonders kreativen und mit Freizeit gesegneten Eltern teilzunehmen und selber aufwendige Karten zu basteln. Oder man kauft im Schreibwarenhandel einfach fertige Karten mit den üblichen, bei den Kindern angesagten Comicfiguren. Mischformen sind auch sehr populär: Man kauft Karten und klebt noch einen individuellen Sticker dazu. Alles ist ok – auch hier zählt wieder, dass die Eltern sich mit der gewählten Lösung gut fühlen und sie zeitlich unterbringen können. Und lasst euch bitte nicht von bestimmten amerikanischen Blogs verwirren, deren selbstgebastelte Einladungen aussehen, als wäre eine Horde Bäcker, Schneiderinnen und Verpackungsspezialisten daran beteiligt gewesen – das ist nicht die reale Welt und das erwarten Kinder auch überhaupt nicht. Ach ja: Erwartet ihr im Gegenzug bitte nicht von Eurem Kleinkind zwischen 2 und 6 Jahren, dass es mit Freude und Ehrgeiz an einem gemeinsamen Bastelstündchen zur Kartenherstellung teilnimmt. Eventuell wird es ein oder zwei Aufkleber schief und verkehrt herum auf Karten kleben, um sich dann mit Sicherheit wieder einer anderen Beschäftigung zuzuwenden. Kartenbasteln, Kartenmodifizieren und Kartenschreiben bzw. -ausdrucken ist bis zum Schulalter eindeutig Elternsache.
Bei welchem Punkt unter keinen Umständen Kompromisse gemacht werden sollten, ist der Informationsgehalt der Karten. Jeder, der schon mal 30 Minuten mit einem heulenden Kind an der Hand und einem bunten Geschenk unter dem Arm eine lange Hauptverkehrstrasse auf und abgelaufen ist, weiß, wie wertvoll die Angabe einer korrekten Hausnummer sein kann. Formulierungen wie „bei uns zu Hause” sollten auf jeden Fall gegen eine vollständige Adressangabe ersetzt werden. Auch „der Spielplatz im Park” ist in einer Stadt mit mindestens zwei Spielplätzen eher verhängnisvoll. Weiterhin ist es von Vorteil, den Name des feiernden Kindes auf der Einladung zu vermerken. Oder zumindest eine Telefonnummer, um zu erfragen, von wem die namenlose Einladung stammt. Wir haben schon eine Menge Einladungen zu Kindergeburtstagen erhalten und alle möglichen und unmöglichen Varianten und Fallen durchexerziert.
Damit ihr eine vorbildliche Karte erstellen und die Situation für euch und die Eltern der eingeladenen Kinder maximal transparent gestalten könnt, kommt hier unsere
Ultimative Checkliste für Einladungen zum Kindergeburtstag:
- Wer feiert? (Vor- und Zuname).
- Anlass der Feier (xter-Geburtstag)
- Wann wird gefeiert? (Datum und Uhrzeit)
- Wo wird gefeiert? (Vollständige Adresse des Veranstaltungsortes. Hilfreich sind auch ZUSÄTZLICHE Angaben wie bei uns zu Hause, bei meiner Oma, auf dem Spielplatz, im Indoorspielplatz, damit die Leute den Rahmen kennen.)
- Hinweise zu An- und Abreise (Wenn der Abgabe- und Abholungsort sich von dem Ort der Feier unterscheidet, muss das deutlich kenntlich gemacht werden. Auch ist es sehr sinnvoll diplomatisch anzumerken, ob die ständige Anwesenheit der Eltern der geladenen Kinder gewünscht oder unerwünscht ist.)
- Vollständiger Name des Elternteils bzw. der Eltern des Geburtstagskindes (vor allem bei Paaren mit unterschiedlichen Nachnamen)
- Kontaktdaten der Eltern (Telefonnummer, unter der man im Vorfeld und während der Party wirklich erreichbar ist und/oder E-Mail-Adresse).
- Hinweise für die Antwort (Ein konkretes Datum für die Zu- oder Absagen und den bevorzugten Kommunikationsweg angeben.)
- Organisatorisches (Fragen nach Nahrungsmittelunverträglichkeiten sowie religiösen und nichtreligiösen Speisevorschriften; Angaben, wenn besondere Kleidung notwenig ist (z.B. Regenhose), Bitte um Ersatzwindel, wenn das Kind noch nicht allein auf die Toilette gehen kann etc.)
So, die erste Etappe ist damit erstmal geschafft. Zeitpunkt und Einladung stehen.
Liebe Mel – Danke!!! Bei uns wird der Wahnsinn dieses Jahr zum ersten Mal anstehen, wobei es bei so einem beschaulichen 1. Geburtstag hoffe ich noch um einiges stressfreier zugehen wird (SAGBITTEBITTEDASSDASSOIST…)
Ich bin gespannt auf die Fortsetzungen :)
Liebe Grüße
Nicole
Ihr Anfänger!
Einen Kombi voller Grillzeug und Geschir zum Waldspielplatz mit Grillstelle karren.
Bierchen aufmachen.
Beten, dass keins den stillgelegten Steinbruch dahinter findet oder zwei beschliessen, ins nächste Dorf zu laufen. Oder den alten Kauz mit Moped vorher informieren, der die Kinder immer wieder zurück bringt.
Verdreckte, verschrammte, todmüde Racker um 18:00 in den SUV der Mütter setzen.
Ach ich vergass:
Ich wohne etwas … äh … ländlich :D
oh das steht uns nächste Woche wieder bevor :) Zum Glück sind die Kinder bisher noch nicht an Spielen interessiert: Sie rennen alle ins Kinderzimmer, reissen alles aus den Schränken, lassen alle Spielsachen 100 mal den Platz wechseln, vorzugsweise geworfen, geschleudert, getreten , dann werden Süßigkeiten gefuttert bis zum geht nicht mehr und um 18 werden die Monster wieder abgeholt. Hier ist es ein bisschen Sitte, dass den abolenden Eltern noch ein Apéro angeboten wird: ich komme also zu meinen wohl verdienten Drinks und gegen ein Glas Wein ein oder zwei Stunden vorher… ach.. Details ;)
Danke für diese Tipps zur Organisation eines Kindergeburtstages. Mein Sohn hat erst im Herbst Geburtstag, wenn das Wetter schon nicht mehr so gut ist. Um die Einladungen zu erstellen, werde ich der vorgestellten Checkliste folgen und direkt mitteilen, dass der Geburtstag auf einem Indoorspielplatz mit Bällebad stattfindet.
Würdevoll wäre der Artikel, wenn da nicht Negerkuss stehen würde. Danach habe ich aufhört zu lesen…
Hallo Steffi, danke für den Hinweis. Der Artikel ist schon über acht Jahre alt. „Damals“ war man sprachlich noch nicht so sensibilisiert wie heute. Der Kuss heisst jetzt Schokokuss und du kannst gefahrlos weiterlesen :-) Viel Spaß dabei! Mel.