„Dreizehneurofünfzig.” Mein linkes Augenlied zuckt widerspenstig, als ich meine EC-Karte über den Tresen schiebe. Es piept, es rattert, ich unterschreibe und die Dose mit Chia-Samen ist mein. „Viel Spaß damit!” wünscht mir die ebenso freundliche wie naturbelassene Reformhausangestellte. Ich werfe einen strengen Blick auf die winzigkleinen, grauen Körnchen in der durchsichtigen Dose: „Na ihr Dingsis, da müsst ihr euch jetzt aber mal richtig Mühe geben – wehe ihr schmeckt nicht. Dreizehneurofünfzig, oh Mann.” Die Kleinst-Samen rascheln beschwichtigend in ihrem Gebinde und ich denke, sollten alle Stricke reißen, können wir dem Kind die Dose immer noch als Rhythmus-Instrument mit in die Schule geben. Die sollen da ja alle naselang irgendwelche Behälter mit Befüllungen zum Musizieren oder Mengenschätzen mitbringen.
Chia-Samen – ich also nun doch. Chia-Samen sind ja der neue hotte Stern am Ernährungshimmel. Sie enthalten kaum Kohlenhydrate, dafür viele Ballaststoffe, Eiweiss und Vitamine. In Nordamerika gehören sie seit Urzeiten zum Ernährungsplan und werden vor allem zum Andicken genutzt und als Brei zubereitet. Nach Aloe-Vera und Gojibeeren sind die Samen nun auch hier dick im Trend. Lange habe ich mich gewehrt, habe Schaufenstergestaltungen, Sonderdisplays mit Dosenpyramiden und Verköstigungen während der Mittagspausen hartnäckig ignoriert. Alle sind vollkommen verrückt nach diesen kleinen Dingern – da hab ich dann irgendwie keine Lust mehr. Ich bin vom Hören/Sehen sozusagen schon satt.
Daran, dass ich hier nun doch so eine Dose stehen habe, ist Nic von Luzia Pimpinella schuld. Sie erzählte mir, dass sie sich letztens einen Chia-Pudding zum Frühstück gemacht hat und dass das doch echt lecker war (wenn gemeinsame Flieger Verspätung haben, erzählt man sich halt die seltsamsten Dinge). Da wurde ich schwach. Das wollte ich auch. Ich kaufte.
Jetzt stehe ich hier in meiner Küche und rühre ein paar Esslöffel Mini-Samen in im Vitamix selbstgeschredderte Mandelmilch ein. Ob daraus wirklich ein Pudding werden kann? Ich bin skeptisch. Vor allem, weil die Konsistenz des ganzen als etwas glibberig und kaviarähnlich beschrieben wird. Huaaahh! Die kleinen Körnchen nehmen nach dem Einrühren fast sofort die Flüssigkeit auf und scheinen geradezu zu explodieren. Na gut – der Chia-Pudding soll über Nacht im Kühlschrank ziehen und dann morgens verzehrfertig und lecker sein. Gute Nacht, Pudding!
Am nächsten Morgen flitze ich zum Kühlschrank. Aus dem Körnchen in Flüssigkeit ist eine sämige Masse geworden. Die Körnchen an sich kann man zwar noch erkennen, aber sie sind ganz weich und smooth – mit einem kleinen, knisternden Kern. Nicht die originale Vanille-Pudding-Konsistenz, aber trotzdem echt spannend und lecker. Vor allem den kleinen Knister-Knusper-Effekt finde ich prima (wie früher dieses Brausepulver, das auf der Zunge britzelte).
Geschmacklich ist das ganze recht neutral. Darum sollte man auf jeden Fall reichlich Vanille, Mandel oder Zimt und ein Süßungsmittel nach Wahl in den Pudding rühren. Ich habe in der selbstgemachten Mandelmilch noch etwas Kokosnuss mitgeschreddert und Vanille zugegeben. Ein paar TK-Beeren, die noch im Eisfach dümpelten durften oben drauf – fertig. Und echt lecker. Das fand auch der Mann.
Und hier kommt das Rezept für 1 Portion Chia-Pudding mit Mandel und Kokos
2 EL Mandeln und 2 EL Kokosnuss mit 250 ml Wasser in einem Mixer sehr fein pürieren. Vitamix-Besitzer brauchen die entstandene Milch hinterher nicht zu filtern. Bei herkömmlichen Haushaltsmixern kann man die Milch noch durch eine Filtertüte geben, um feste Bestandteile zu entfernen. (Ich finde aber, es macht auch überhauptnix, wenn Mandelstückchen im Pudding sind).
4 EL Chia-Samen in die Mandel-Kokos-Milch einrühren und nach Geschmack mit gemahlener Vanille und 1 winzigen Prise Salz verrühren. Als Süßungsmittel eignen sich Agavendicksaft, Honig, Ahornsirup, Zucker, Xylit, Birkenrindenzucker oder steviahaltige Produkte – je nachdem was ihr für eure Ernährung bevorzugt.
Das ganze für mindestens 4 Stunden oder über Nacht in den Kühlschrank stellen. Dann noch einmal sorgfältig umrühren und pur oder mit Obst verschlingen.
Tipp: Chia-Samen in Bioqualität kann man z.B. hier bestellen (Affiliate-Link).
Ich will diese Dinger schon sooo lange mal ausprobieren. Aber irgendwie habe ich es dann doch immer wieder verschoben. Na ja, irgendwann kommt dann auch mal der Abend, an dem ich mir meinen ersten Chia-Pudding anrühre. Ich bin gespannt ;)
hihi. genau so habe ich auch reagiert als ich an der Kasse stand.
werde mal die mandelmilch probieren. hast du frische kokosnuss genommen oder kann man auch kokos chips verwenden?
Hallo Mimi, wenn Dir der Raw-Aspekt humpe ist, kannst Du supergut Kokos-Chips oder -Raspeln nehmen. Liebe Grüße! Mel.
geniale Fotos :)
Da bin ich doch nun auch auf den Chia-Zug aufgestiegen und hab genau nach deinen Anweisungen Pudding (statt Müsli) fürs Büro hergestellt.
Ich bin begeistert. Total. Hält lange satt, schmeckt genau so süss wie ICH will (also sozusagen gar nicht), ist laktosefrei und macht leicht und froh.
Hurra!
Hip-Hip-Hurra! Vero, das klingt super!
Noch nie etwas von den Samen gehört, klingt aber nach einen Interessanten Variante. Ich werde es versuchen und berichten ;-)
Vielleicht ist das auch etwas für meine Frau, denn auf Pudding steht sie hinsichtlich der Konsistenz gar nich, da könnte das eine gute Alternative sein.
Gruß,
Jens
Witzig, mein Kauferlebnis mit den Chia-Samen war fast genauso :D
Ich hab die kleinen Dinger echt für mich entdeckt, erst auch im Pudding, dann in meiner neuen cleanen Pizza…. Ich bin quasi in Love :)
Liebste Grüße
Janna
Hier in Südamerika kosten die wundersamen nur 7€. Heute welche gekauft und werde dein Rezept mal ausprobieren ( nur mit Soyamilch) bin ja mal sehr gespannt :)
So, und nun sind sie doch fällig!
Ich habe die Packung bestimmt auch schon seit vier Wochen im Schrank stehen und begutachte sie jedes Mal argwöhnig…
Danke für den tollen Post.
Liebe Grüße
Denise
Ich liebe Chia-Pudding in all’ seinen Variationen! Die Kombinationsmöglichkeiten sind nahezu unendlich. Und ich hätte nie gedacht, dass ein Dessert (oder ein süßes Frühstückchen), das so lecker ist, dabei auch gleichzeitig so gesund sein kann.
Leichte Schmerzen habe ich beim Chia-Samen-Kauf wegen des Preises nach wie vor – aber ich denke dann immer daran, dass eine Investition in die eigene Gesundheit immer eine lohnende ist. Auf jeden Fall besser, als wenn ich dasselbe Geld in der Shopping-Mall oder sonstwo lasse. ;)
Ich habe die Kombination mit Mandel und Kokos allerdings noch nicht getestet, werde das aber jetzt sofort nachholen, weil dein Rezept wirklich köstlich klingt.
Vielen Dank für die Inspiration! :)
Liebe Grüße
Jenni