Als das Kind noch sehr klein war, haben der Mann und ich uns wahnsinnig gern einmal in der Woche an der roten Kommode in unserem Flur auf einen Drink getroffen. Die rote Kommode mit den zwei Türen, drei Schubladen und vier sorgsam arrangierten Flaschen obendrauf war unsere kleine improvisierte Hausbar.
Gerade waren wir noch ein Party-Pärchen, das nächtelang um die Häuser und über den Kiez gezogen ist (wie man das in Hamburg halt so macht) und bis in die Puppen mit anschließendem Döner-Sumpf-Frühstück schlafen konnte. Wenige Monate später hatten wir ein kleines, schreiendes Wunder zu Hause, das nicht nur den Schlaf sondern natürlich auch absolut jede andere bisher gewohnte Aktivität sehr nachhaltig unterbunden hat.
In diesem turbulenten Strudel der Elternliebe schauten wir manchmal forschend an. „Bist Du noch da?
Der Mann und ich fütterten, schaukelten, kauften Windeln, entsorgten Windeln, schliefen nur noch ganz selten drei Stunden am Stück, nahmen so gut wie kein Essen gemeinsam ein, rieben Spuck-Flecken aus so ziemlich jedem Kleidungsstück, fanden Schnuller in den unglaublichsten Ecken wieder, weinten vor Erschöpfung und lachten vor Glück – und schauten uns in diesem turbulenten Strudel der Elternliebe und -fürsorge manchmal forschend an. „Bist Du noch da? Steckt unter dieser immens wichtigen Vater- und Mutterverantwortung auch immer noch der Mensch, in den ich mich verliebt habe und mit dem ich früher so sorglos Spaß hatte?”
Eines Tages war ich wieder wahnsinnig erschöpft. Das Kind hatte eine „dieser Phasen”, die junge Eltern in schreckliche Selbstzweifel und mit einer überaus ausgeprägten Kaufbereitschaft in die Ratgeber-Abteilung der nächstgelegenen Buchhandlung treiben. Nur unter größten, stundenlagen Anstrengungen war der Nachwuchs an diesem Tag in seinem Bett eingeschlafen und ich fühlte mich wie ein alter, übermüdeter Wischmop. Da hatte der Mann eine wunderbare Idee.
„Darf ich Dich zu einem Drink einladen?” Zack! Da war sie wieder. Die ganze Wucht der Erwachsenenliebe.
Als ich aus dem Schlafzimmer um die Ecke bog, erwartet er mich an der roten Kommode in unserem Flur. Er hatte ein paar Flaschen hübsch arrangiert, uns zwei Drinks in sehr schönen Gläsern zubereitet und – ich bin sehr sicher – ein fast fleckenfreies Hemd angezogen. Eine Kerze brannte. Er hob sein Glas, prostete mir zu. „Darf ich Dich zu einem Drink einladen?” Zack! Da war sie wieder. Die ganze Wucht der Erwachsenenliebe. Das Gefühl, auch als Paar – jenseits der Vater- und Mutterrolle – eine Identität zu haben. Es war ein wunderbarer, magischer Moment: Wir zwei an einer IKEA-Kommode in einem leicht schrabbeligen Altbau-Flur mit Drinks in der Hand. Nie habe ich mich erwachsener gefühlt.
Dieser Moment hat uns Kraft gegeben und die Zuversicht, dass wir das alles schon irgendwie hinbekommen. Seitdem haben wir darauf geachtet, uns hin und wieder an der kleinen roten Kommoden-Bar in unserem Flur zu treffen und ein paar ungestörte Momente als Paar zu zelebrieren.
Ich weiß leider nicht mehr genau, was der Mann uns damals serviert hat – das ganze ist jetzt schon mehr als 10 Jahre her. Vermutlich war es irgendwas mit Gin. Aber wenn jemand zufällig einen wunderbar rosafarbenen, süffigen, aber nicht zu süßen Drink dringend attraktiv findet, kann ich die Pink Appletinis wärmstens empfehlen. Als Aperitif, Cocktail oder als Paargetränk. Die gehen absolut immer.
Cheers – auf uns, Liebling!
Und auf die roten Kommoden dieser Welt.
Und hier kommt das Rezept für zwei eiskalte, süffige Pink Appletinis
Zutaten für 2 Drinks:
120 ml Gin
120 ml naturtrüber Apfelsaft (100% Fruchtgehalt)
Saft 1 Zitrone (die ausgepressten Hälften behalten)
60 ml Cranberrysirup* (z.B. von Monin)
4 große Eiswürfel oder 8 kleine
Apfelscheiben als Deko
Ausrüstung:
Und so geht´s:
Alle Zutaten (bis auf die Apfelscheiben) in einen Shaker geben und ca. 30 Sekunden lang mit zackigen Barkeeper-Bewegungen schütteln.
In zwei dekorative Schalen- oder Martinigläser abseihen (die Eiswürfel bleiben im Shaker). Die Apfelscheiben mit den ausgepressten Zitronenhälften abreiben damit sie nicht braun werden und auf den Drinks floaten lassen.
Eiskalt und mit einem Toast auf das Leben, das Universum und den ganzen Rest genießen.
also naturtrüben apfelsaft hab ich immer zu hause. gin im übrigen auch.
na dann viele grüße an den sohnemann, der mich mit seiner größe bestimmt lehrt, wie alt ich inzwischen bin.
aber zumindest verdankt er mir jegliche aramsamsam ohrwürmer.
anja
(ehemals erzieherin)
Anja! Wir sitzen im Wohnzimmer, haben Let´s play FIFA 17 auf Sohnemanns Youtube kurz unterbrochen und schmettern Aramsamsam :-) So schön, diese Backflashs. Liebe Grüße!
Heute. Heute ist bei uns so ein aramsamsam-Tag. Das Kind wird wach und zwitschert mir munter selbigen Ohrwurm ins Ohr, während ich mich noch basisorientiere (WerbinichWobinichUndüberhauptWarum??). Danke Mel für dein Rezept, heute Abend zur Cocktailstunde werde ich ihn brauchen. Denn bis dahin fließen noch viele gulligulligullis mein Hirn hinunter— :-D Liebe Grüße, Nicole
*ganzgroßesherzchenmal*
Awwwww :-D
Ach, die rote Kommode! Die vollgespuckten Klamotten! Der fröhliche (immer) Puffel! Mir ist, als wäre ich dabei gewesen! *hicks*
Wie wunderbar die Geschichte drumherum.
Déjà-vu. Auch wenn es schon 18, 16 und 11 Jahre her ist, sind die Paarmomente immer noch selten genug. (Einer ist immer da.)
Aber eine Anregung ist dein Rezept auf jeden Fall für eine dieser nächsten schönen Gelegenheiten.
Danke.
Was für eine bezaubernde Geschichte! ?