Gebratener Spagel mit Birne, Roasmarin und Knoblauch #rezept #gourmetguerilla

Alibi-Spargel gebraten mit Birne, Rosmarin und Knoblauch oder nächstes Jahr fahren wir wie Erwachsene in den Urlaub

Gebratener Spagel mit Birne, Roasmarin und Knoblauch #rezept #gourmetguerillaApfel-C, Apfel-V … grinsend kopiere ich den Buchungscode in das vorgesehene Feld im Lufthansa-Online-CheckIn. Noch 20 Stunden und wir fliegen in den Sommerurlaub! Zwei Mouseklicks später werden mir Plätze über den Tragflächen vorgeschlagen – ach nee, das Kind hat einen “Fensterplatz hinter dem Piloten” verlangt. Fensterplatz geht klar, Reihe 1 leider nicht. Ich scrolle bis zur letzten Reihe und markieren Plätze. Ich sitze immer in der letzten Reihe, seit mir mal jemand erzählt hat, dass sie Überlebenschance bei einem Absturz dort am größten ist. Ja … ich weiß, dass das etwas … wunderlich ist. Aber ich wünsche das beharrlich nicht zu diskutieren. Die Kleinfamilie entert virtuell die Reihe 30 A-C. Jetzt noch schnell die Bordkarten aufs Handy schicken lassen … Moment. Was ist das? Ein Fenster poppt auf und verlangt nach dem Gültigkeitsdatum der Reisedokumente für das Kind. Ähhh … das ist neu. Ok, ich rappele mich von der Couch hoch und spurte in mein Zimmer. In der obersten Schublade meiner Kommode taste ich nach den Reisepass. Hallo Pass? Leer. Hm, das kann eigentlich nicht sein. Schaaahaaaatz, rufe ich den Mann, weißt Du, wo der Reisepass vom Kind ist? Hattest Du den nicht zuletzt? Nö, brummt der Mann, keine Ahnung. Ich bleibe total entspannt, denn in einem wohlorganisierten Haushalt wie dem unseren kommt ja nichts weg.

Eine Stunde später sind der Mann und ich durchgeschwitzt, alle Schranktüren stehen offen, Haufen von Papieren und Zeugs liegt überall auf dem Fußboden verteilt und ich wähle die Nummer der Bürgerhotline. Hallo, ich brauche noch heute einen vorläufigen Reisepass für meinen Sohn. Der Mitarbeiter am anderen Ende ist sehr gut informiert und routiniert. Ich benötige lediglich biometrische Fotos vom Kind, meinen Ausweis, den Ausweis vom Mann, eine Einverständniserklärung vom Mann, die Geburtsurkunde vom Kind und 13 Euro. Schnäppchen! Ihr zuständiges Bezirksamt hat heute noch bis 13 Uhr geöffnet, flötet der reizende Mitarbeiter in mein Ohr. Mein Blick fliegt zur Uhr … es ist 11:30. Wir besitzen keine biometrischen Fotos. Jetzt aber hurtig!

20 Minuten später stehen das Kind und ich angezogen und gekämmt abmarschbereit an der Wohnungstür. Ich stopfe die benötigten Papiere und eine Haarbürste in meine Handtasche. Das mit dem Kämmen sollte man kurz vor den biometrischen Fotos vielleicht noch einmal wiederholen. Jetzt fehlt nur noch die Einverständniserklärung vom Mann. Kraftausdrücke dringen aus dem Arbeitszimmer. Vorsichtig spähe ich durch den Türspalt. Der Mann steht vorm Drucker und macht beschwörende Zeichen. Das verdammte Ding ist nicht angeschlossen und ich habe das Kabel letztens wegsortiert, flucht er. Ich schaue auf die Uhr … Egal, sage ich. Wir gehen los und Du bringst uns den Wisch hinterher. Von unterwegs hacke ich noch schnell eine SMS ins Handy: Wenn der Drucker nicht geht, schreib das Dingen doch von Hand!

Der Fotoladen um die Ecke ist offen und von lächelnden jungen Damen in reizenden weißen Outfits besetzt. Wir bekommen ein Wasser serviert, müssen kurz warten, bis der Passfoto-Stuhl frei wird. Das Kind verhält sich vorbildlich und lässt sich sogar anstandslos noch einmal kämmen. Es blitzt ein paarmal, das Kind soll den Kopf neigen, das Kinn heben, den Rücken durchdrücken, nicht lächeln. Dann sind die Fotos im Kasten. Ich bin stolz auf mein kleines Supermodel – das hätte auch durchaus kontroverser ablaufen können. Während der Drucker im Hintergrund die Fotos ausspuckt, verwickelt mich eine der Damen in Weiß in eine Sie-haben-ein-Fotoshooting-im-Wert-von-29-Euro-gewonnen-Promotion. Ich muss gestehen, dass sich meine Freude in Grenzen hält und ich etwas unemotional reagiere. Es ist 12:18 Uhr. Ich werfe das Geld auf den Tresen und die Fotos, das Kind und ich verlassen im Dauerlauf die Damen in Weiß. An der Kreuzug treffen wir auf den Mann, der uns die Einverständniserklärung und seinen Ausweis zuwirft. Dann sprinten wir über die Straße und springen in den nächsten Bus.

12:35 Uhr. Wir drehen uns durch die Kreiseltür im Bezirksamt Eimsbüttel und hoppsen in den Pater Noster. Das Kind ist noch nie Pater Noster gefahren und richtig aus dem Häuschen. Leider müssen wir schon im 1.Stock die kleine Kabine wieder verlassen. Wir hasten den Gang entlang und stellen uns dann brav in die Schlange bei der Anmeldung. Die bebrillte Dame hinter dem Anmeldetresen schaut milde auf uns herab. Kurz formuliere ich mein Anliegen und zeige auf Verlangen stolz meine gesammelten Dokumente vor.

Das ist keine Geburtsurkunde, sagt die Dame da plötzlich zu uns herab. Whäää …? Ich bin baff. Das ist das, was ich bekommen habe (nachdem ich dieses wohlgekämmte Kind nach 19 äußerst schmerzhaften Stunden auf die Welt entlassen habe), beharre ich. Nee, sagt die Dame. Das sind nur Bescheinigungen. Die Geburtsurkunde hat so einen Bundesadler drauf. Ich bin sicher, nie ein Dokument mit einem Bundesadler erhalten zu haben – das wüsste ich doch! Ich blicke durch die Brille in die beamteten Augen und weiß, da lohnt kein Diskutieren. Eine Zweitschrift der Geburtsurkunde erhalte ich wo?, frage ich pragmatisch. Beim Standesamt. Aber die haben heute geschlossen. Morgen ab 8 Uhr wieder.

Ich gebe mich geschlagen, packe meine Dokumente wieder ein, greife nach der mal wieder leicht klebrigen Hand meines Sohnes und verlasse als gebrochene Frau das Bezirksamt.Ok, theoretisch wäre es natürlich zu schaffen, drei Stunden vor dem Flug noch schnell eine neue Geburtsurkunde im Standesamt und dann einen neuen Reisepass zu besorgen. Wenn nur diese kleinen Abers nicht wären wie z.B. erkrankte Behördenmitarbeiter, Computerausfälle oder endlose Warteschlangen. Ich sehe den Flieger schon ohne uns abheben und die kuscheligen, bereits bezahlten B&B-Zimmer verfallen.

Spontan um 30 Jahre gealtert, schleppe ich mich äußerst lustlos nach Hause. Um jetzt die Nerven zu behalten und die nächsten Stunden zu überstehen, sollte ich vielleicht einen klitzekleinen Gin Tonic zu mir nehmen?! Es gibt ja bekanntlich nichts, dass sich nicht mit drei Gin Tonic wieder geradebiegen lässt. Aus rein medizinischen Gründen versteht sich. Auch Queen-Mum soll ja jeden Tag … Nur haben wir leider keinen Gin mehr im Haus. Da taucht vor uns ein ALDI auf.

Kurzentschlossen werfe ich mich mit dem Kind in der Hand in den ALDI und stratze zum Spirituosenregal. Hallöchen, meldet sich da eine Stimme in meinem Kopf. Das ist sicherlich ein Notfall – keine Frage – aber hälst Du es für eine gute Idee, am hellichten Tag mit dem Kind an der Hand nur eine Flasche Gin auf das Laufband an der Kasse zu stellen? Öhhmm … Die Stimme hat recht. Ich stelle mir schon die Blicke der vor und hinter uns stehenden älteren Damen vor. Aber was könnte ich noch kaufen, damit das ganze nicht so jugendamtverdächtig rüberkommt? Mein Blick fällt auf Spargel, fertig geschält in der Plastikschale. Ha! Spargel ist prima, deutsch und bodenständig. Spargel ist das perfekte Alibigemüse für Ginkäufer. Außerdem werden wir heute abend ja auch noch irgendetwas essen müssen. Und so wie ich mich gerade fühle, werde ich sowieso nie wieder die Energie für so etwas wie Spargelschälen aufbringen können. Am Spirituosenregal stelle ich dann fest, dass ALDI keinen Gin im Sortiment hat. Ich kaufe den Spargel trotzdem, damit nicht auch noch der ALDI-Einkauf in totaler Sinnlosigkeit endet – das wäre einfach zu viel für einen Vormittag.

Zu Hause angkommen füge ich mich in mein Gin-Tonic-loses Schicksal und beschliesse zumindest so zu tun, als ob wir morgen noch den benötigten Reispass bekommen könnten: ich beginne zu packen. Dabei fällt mein Blick auf eine Dokumentenmappe, die sich ganz oben in meinem Regal unauffällig verhält. Hm, ganz gute Hülle, denke ich. Darin könnte man ganz prima den Papierkram bündeln, wenn man unterwegs ist. Ich zerre die Hülle aus dem Regal und schaue hinein. Fein säuberlich sortiert liegen dort die Unterlagen vom letzten Italien-Urlaub. Und obendrauf – in dem schönsten Bordeauxrot leuchtend und in einer fast überirdischen Aura schimmernd – der Reisepass vom Kind.

Schluchzend stolpere ich in das Arbeitszimmer und halte dem Mann den Reisepass unter die Nase. Iiiicchhhiiichhh hahahahbe ihn-n-n gefuhuhuunden, buhuhuhuuu! Der Mann schaut mich an, stößt erleichtert die Luft aus und sagt: Beim nächsten Mal machen wir es aber richtig mit so einem Urlaub. Nicht auf diese Studentenart, sondern wie Erwachsene. Der Mann hat ja so recht! Beim nächsten Mal haben wir auf jeden Fall Gin im Haus.

Und abends haben wir den Alibi-Spargel gegessen.

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Hier kommt das Rezept für 2 als Hauptgericht oder 4 als Beilage:

700g Spargel schälen und die holzigen Enden abschneiden. Jede Spargelstange schräg in zwei Stücke schneiden. 1 grüne, nicht zu reife Birne vierteln, das Kerngehäuse entfernen und in Spalten schneiden. 3-5 Knoblauchzehen pellen. 1 Zweig frischen Rosmarin grob zerzupfen.

In eine große Pfanne so viel Olivenöl giessen, dass der Boden dünn bedeckt ist und auf mittlerer Flamme erhitzen. Spargel, Birne, Knoblauch und Rosmarin in die Pfanne geben und ganz langsam unter gelegentlichem Wenden braten, bis der Spargel gar ist (10-15 Minuten). Kurz vor Ende der Garzeit mit nicht zu wenig grobem Salz, Pfeffer, 1 Prise Zucker und dem Saft 1/2 Limette würzen. Die andere Hälfte der Limette in feine Scheiben schneiden und kurz mitbraten.

Tipp: Schmeckt als Beilage zum Grillen, zu kurzgebratenem Fleisch, als lauwarmer Salat mit Brot oder kalt als Antipasti.

Vielen Dank an Karl Baumgartner für die Rezeptinspiration beim gemeinsamen Kochen auf dem Bozener Genussfestival in Südtirol.

Vielen herzlichen Dank ebenfalls an Herrn Kowalewski von kochmesser.de für das Besorgen der wunderschönen Löffel aus der Faces/el Bulli-Kollektion.

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GourmetGuerilla – Gebratener Spargel mit Birne, Rosmarin und Knoblauch