Daheim und unterwegs: ICE 1517

Bei 168 km/h im ICE 1517 nach Leipzig. Das Bordrestaurant wurde aufgrund von „anhaltender Geruchsbelästigung“ gerade geschlossen, wie der nuschelnde Zugbegleiter uns via Lautsprecher wissen lässt. Auf solche Klopfer scheinen die sonst so zugeknöpften Reisenden ja immer nur zu warten – plötzlich ergeben sich launige Gespräche und angenehm-gruselige Spekulationen zwischen den Plätzen 36/38 bis 68/69 (hat jemand jemals die Sitzplatznummerierung im ICE vollumfänglich durchschaut?). Selbst die enervierend laut diskutierenden Versicherungsfachleute auf 45/47 („die regionalen Unterschiede im Verteilerschlüssel und so weiter“), erlauben sich ein kurzes Auftauen und beteiligen sich angeregt am Gruppengespräch.

Die scherzende Meute kommt überein, dass A) sich jemand übergeben hat. Dabei kann die Mittäterschaft des zuvor über den Lautsprecher angepriesenen Tagesgerichts „Königsberger Klopse an Salzkartoffeln“ leider nicht ausgeschlossen werden.
Fraktion B) vermutet akutes EHEC und Folgeerscheinungen im Bordrestaurant. Diesen Gedanken verfolgen wir jetzt mal nicht weiter. Wir sind ja hier nicht in Hollywood.

Mein mitreisender Kollege hat sich kurz vor der Durchsage auf den Weg Richtung Bordrestaurant gemacht, um uns ein paar Erfrischungen zu besorgen. Auf ihn setzt Wagen 21 jetzt alle Hoffnungen. Minuten voller Spannung vergehen, bis er auftaucht. Ich registriere erleichtert, dass er die Getränke vor sich herträgt – es kommt also nicht zum Äußersten, wir müssen nicht dürsten. Allerdings hat er auch keine Ahnung, was passiert ist. Verflixt. Allgemeine Enttäuschung macht sich breit.
Die Reisenden wechseln noch ein paar launige Worte und fallen dann wieder in den dämmerigen Zustand – man kennt sich nicht und ignoriert sich wie zuvor, so gut es eben geht. Das Versicherungs-Duo möchte nun „bestimmte Variablen im Modell austauschen um zu schauen, dass das auch auf die Volkswirtschaft zutrifft“. Höm?

Dabei fällt mir auf, dass auch Die Bahn offenbar wieder eine Variable im Modell geändert hat: Mein „2010 Königschaffhauser Vulkanfelsen Grauer Burgunder Qualitätswein trocken“ kommt heute im lecker-0,3 l Pappbecher mit peppigem Aufdruck „Unterwegs genießen“. Nun. Der Wein an sich ist in Ordnung. Durch den Pappbecher bekommt er allerdings eine zweifelhafte Geschmackskomponente. Gab es da nicht früher diese großartigen Plastik-Weingläser zum Zusammenstecken? Wo sind die geblieben? Liebe Deutsche Bahn, bitte führt die Plastikdinger wieder ein. Das sieht auch zu den Königsberger Klopsen bestimmt viel besser aus.