Nizza ist eine sehr vielseitige Stadt. Aber das ist ja auch kein Wunder. Irgendwie waren sie ja alle schon mal hier: die Griechen, die Römer, die Phönizier, die Sarazenen, die Engländer sowieso, ganz sicher die Portugiesen, auch ein paar Russen und eine Menge anderer Leute. Und alle haben der Stadt ihren Stempel in der Form eine Festung, eines Hafens, einer Kirche oder Kathedrale sowie des ein oder anderen Gebäudes und Hotels aufgedrückt. Das ganze geht jetzt schon seit ein paar tausend Jahren so.
Nizza hat aber auch eine ganz eigene Kultur und vor allem eine eigene Sprache, die die letzten Jahruhunderte überdauert hat: Nissart. Das Nissart erlebt gerade eine Renaissance und wird wieder in Schulen und Sprachvereinen kultiviert. Viele der Straßenschilder haben “Untertitel” in Nissart. Aber nicht nur die Sprache, sondern auch die Küche hat ihre “Spécialités Nicoises”.
Wenn man von der Promenade des Anglais nach rechts in die Altstadt abbiegt, bekommt man schnell einen Eindruck des “alten Nizza” der – immerhin – letzten zwei Jahrhunderte. Die Häuser stehen sehr eng beieinander, die Leute trocknen auf geradezu pittoreske Weise ihr Wäsche auf Leinen vor den Fenstern und man verliert natürlich in den Treppchen, Gäßchen und Durchgängen nach kürzester Zeit die Orientierung.
Überall sieht man grübelnde Touristen mit Karten in den Händen und hin und wieder wird der Ruf nach einem GPS-System laut. Selbstverständlich wird überall die ganze Zeit gegessen. Manche der kleinen Restaurants in den Gassen haben Ruhezeiten, aber viele bieten auch Service “non stop”. Es duftet die ganze Zeit nach gekochten Speisen, man sieht Leute ständig freudig über ihre Teller gebeugt und hinter der nächsten Ecke stößt man dann zwischen einer Galerie und einem Schuhmacher wieder auf eine Patisserie mit den unglaublichsten Törtchen in der gekühlten Vitrine.
Wenn man die Läden, Leute, Kirchen und Museen in der Altstadt ausreichend erlaufen hat, wird es Zeit für ein kleines Mittagessen. Das nimmt man am besten vor Ort auf typische Art und Weise im “Lou Pilha Leva” ein.
Dort gibt es nämlich vorzügliches Socca. Nee, wir reden hier nicht von Ballspielen, sondern von einem Kichererbsen-Pfannkuchen, der in riesigen Formen in sehr heißen Öfen gebacken wird. Eine echte “Spécialité Nicoise”.
Auf der Speisekarte stehen noch weitere typische Gerichte. Zum Beispiel die Pissaladière (Zwiebelkuchen/Pizza mit Anchovis) oder auch Farcis (gefülltes Gemüse). Wir entscheiden uns für Socca sowie zwei Gläser Rosé und nehmen auf den unprätentiösen orangefarbenen Bänken Platz. Besondere Beachtung verdienen die Salz- und Pfefferstreuer, die aus zwei kleinen Granini-Saftflaschen mit durchlöchertem Deckeln bestehen. Wir sind baff.
Dann ist unser Socca fertig. Die Fladen werden “ohne alles” (auch ohne Besteck) serviert und sehen irgendwie zu simpel aus, um gut zu schmecken. Wir outen uns dann auch zielsicher als Touristen, als wir nach Besteck fragen. Dann probieren wir (brav mit Messer und Gabel) und sind hin und weg von dem simplen und zugleich umwerfenden Geschmack. Wir experimentieren dann noch mit etwas Balsamico als Soße und sind weiterhin begeistert. Aber normalerweise wird Socca pur mit etwas frischem Pfeffer gegessen.
Während wir essen, wird die Schlange vor der Ausgabeluke immer länger. Die Niccois lieben Socca von “Lou Pilha Leva” – und wir sind jetzt auch Fan.
Lou Pilha Leva
10 rue du Collei
06300 Nice, France
Tel.: +33 4 93 13 99 08
Ich will da SOFORT wieder hin!
Ach ja *seufz*. Ein kleines Abendessen aus Kichererbsenmehl, dazu ein bis fünf Gläschen Rosé … Sobald ich wieder zu Hause bin, steht Socca auf der Nachbau-Liste. Und wenn ich es richtig gut hinbekommen habe, kommst DU zum Essen. Oki? Schlaf schön! Mel.