Schlosstheater Münster

Münster Teil 3: Großes Kino und halbe Hähnchen

Schlosstheater MünsterDie letzten zwei Tage habe ich mich mit “Verhandlungen im Grenzbereich” auseinandergesetzt – und zwar in Düsseldorf. Ich hatte die Chance, bei einem sehr spannenden und inspirierenden Semniar von Matthias Schranner dabei zu sein. Der Mann ist nicht nur unterhaltsam sondern vor allem beeindruckend und hat ungeheure Erfahrung bei Verhandlungen in Bereichen, die man sonst nur aus dem Fernsehen kennt. Er war lange Verhandlungsführer bei der Polizei bei Entführungen, Geiselnahmen oder auch Suizidfällen. Kennt jemand den Film “The Negotiator”? Genau sowas. Man macht sich ja keine Vorstellung davon, dass da draußen wirklich Leute sind, die diesen Fernsehkram beruflich machen. Und dann auch noch so gut. Ich habe gestern und heute viele neue Impulse erhalten – “gelernt” wäre wohl etwas zu vermessen – aber einen kleinen Einblick in einen Themenfeld bekommen, von dem ich bis jetzt keine Ahnung hatte. Das finde ich per se großartig.

Ein weiterer positver Nebeneffekt war die Bahnreise nach D´dorf. Die führte mich nämlich zunächst durch Bremen und dann durch Münster, wo ja Menschen wohnen, die mir sehr am Herzen liegen. Und so habe ich unter anderem nochmal die tolle Urlaubs-Woche in Münster im Kopf revue passieren lassen und an den schönen Sonntag gedacht, den wir hatten.

Der Sonntag war einer von der richtig guten Sorte: Spazierengehen, Kino, Essen, Tatort. Genau in dieser Reihenfolge eine perfekte Kombination.

Von dem Kino muss ich unbedingt erzählen. Wir waren nämlich im “Schlosstheater”, ein (für heutige Verhältnisse) kleineres Programmkino, das irgendwie genau so aussah wie das Kino, in dem ich als Kind und Jugendliche oft gewesen bin. Es gibt einen einzigen Schalter für den Kartenverkauf, einen Vorraum mit Süßigkeiten- und Kuchenvitrine und einen großen Kinosaal, der früher auch für Theateraufführungen genutzt wurde.

Besonders beeindruckend ist der gigantische beigefarbene Vorhang, der in der dezenten Beleuchtung sehr pompös und auch ein bißchen feierlich wirkt. Die mit rotem Samt bezogenen Kinostühle sind richtig kuschelig und rechts von der Leinwand gibt es tatsächlich noch eine alte Kinoorgel. Trotzdem hat das ganze gar nichts Muffiges – man fühlt sich eher wie in einem eleganten Salon, in dem gleich ein besonderes Erlebnis geboten wird.

Das besondere Erlebnis war in diesem Fall “Midnight in Paris” von Woody Allen. Ein durchaus sehenswerter und kurzweiliger Film – meiner Meinung nach aber nicht einer der besten von Mr. Allen (Matchpoint kann ich mir ja zum Beispiel ununterbrochen angucken).

Das Schlosstheater überzeugt übrigens auch durch die entzückende Kuchenauswahl in der Vitrine. Wir haben zwei von den liebevoll präsentierten Cupcakes zu einem Gläschen Wein probiert und waren sehr angetan. Die Getränke darf man übrigens in richtigen Gläsern mit in den Kinosaal nehmen – toll! Ich liebe das und würde gerne bitte, bitte nie wieder einen 1,5-Liter-Becher Cola im Kino sehen, danke.

Um langfristig gegen die großen Kinos bestehen zu können, hat man ein charmantes Konzept entwickelt, das das Schosstheater fast zu so etwas wie einem kulturellen Treffpunkt im Viertel werden lässt. Vor und nach einem Film kann man sich drinnen und draußen an kleinen Tischchen entspannen, es gibt Gastronomie und eine kleine feine Weinkarte, der Vorplatz des Schlosstheaters wurde mit vielen Pflanzen verschönt, eine Boulebahn wurde angelegt, neben einem Oldtimer-Wohnwagen warten Bobbycars auf kleine Rennfahrer und insgesamt fühlt man sich ein bißchen wie auf einem französischen Dorfplatz, auf dem sich die halbe Stadt trifft.

Ein wirklich netter Ort, um einen Sonntagnachmittag entspannt zu verbringen. Schaut vorbei, wenn Ihr zufällig mal in Münster seid:

Schlosstheater Kino

Melchersstr. 81
48149 Münster
Telefon: 0251 / 2 25 79
E-Mail: muenster@cineplex.de

 

Damit sind wir auch schon beim nächsten Punkt auf der perfekten Sonntags-Agenda: Essen. Nach dem Kino haben wir nämlich das gemacht, was Münsteraner traditionell am Sonntag vor dem TATORT tun: halbe Hähnchen im Nordstern essen.

Der Nordstern ist ein gutbürgerliches Kneipen-Restaurant, pikobello und mit einer Einrichtung, die man wohlwollend als “zeitlos” kategorisieren könnte. Und genau deshalb ist es auch so urig. Gleich am Eingang wird man übrigens von zwei ordentlichen Daddel-Automaten begrüßt, die fröhlich vor sich hin blinken. Da weiß man gleich, wo man ist.

Am Tresen hängen Bierschildchen an Kettchen, dahinter residiert der Besitzer im gebügeltem Hemd mit Schlips, während der Kellner mit tschechischem Akzent die Gäste grundsätzlich mit ein oder zwei Sätzen in ein persönliches Gespräch verwickelt und dabei einen sehr besonderen Humor offenbart.

Die Karte bietet diverse gutbürgerlich Gerichte, aber ein Blick in die Runde offenbart: hier wird Hähnchen gegessen. Natürlich bestellen auch wir halbe Hähnchen mit Pommes und Salat, dazu ein Münsteraner Pinkus und Weißwein.

Es dauert ein bißchen, bis der humorige Kellner mit Tellern an unseren Tisch eilt. Aber dann sind sie da: knusprige, goldbraune, duftende halbe Hähnchen. Der Salat kommt Gott sei Dank ohne den obligatorischen geheckselten Eisberg, dafür aber mit einem leckeren klassischen Sahnedressing. Die Pommes sind auch richtig gut gemacht – wir schmausen glücklich und sind zum Schluss pappsatt. Es bleiben sogar Pommes übrig. Das Brot hat keiner gegessen, man muss schließlich Prioritäten setzen …

Die Hähnchen kann man übrigens nach telefonischer Vorbestellung auch abholen.

Den TATORT haben wir dann später mit kugelrunden Bäuchen im Liegen von der Couch aus verfolgt. Ach wäre doch jeder Sonntag so!

Nordstern

Hoyastrasse 3
48147 Münster
Telefon +40 (0)251 20623