Was? WIEVIEL? Ich kneife die Augen zusammen und versuche das Preisschild zu entziffern. 4,29 Euro? Das kann nicht stimmen. Was aber offensichtlich stimmt ist, dass ich meine Brille sehr viel dringender brauche, als ich bisher angenommen hatte. (Alterskurzsichtigkeit sagte die charmante Optikerin. Wir sprachen kürzlich ja schon darüber.) Ich fummele die Brille aus meiner Tasche und blicke mit instant-geschärftem Blick wieder auf das Preisschild: Eingelegter Ingwer, 4,29 Euro. Ha, also doch! Zweifelnd schaue ich auf das erstaunlich kleine Glas in meiner Hand. Der Inhalt besteht aus Flüssigkeit und ca. 15-20 darin treibenden dünnen Scheibchen. Ich schaue auf das Preisschild. Ich schaue auf das Glas. Kein Zweifel – die meinen das offensichtlich ernst.
Ich stehe vor dem Asia-Regal im Supermarkt meines Vertrauens. Und bin von den Socken. Klar muss man im normalen Supermarkt mehr für solche Spezialitäten wie eingelegten Ingwer ausgeben. Im Asia-Laden bekommt man das Zeug auch nicht umsonst – aber es ist dort doch deutlich günstiger als dieses Mini-Gläschen in meiner Hand. Heute ist mir schon den ganzen Tag lang ein leckeres Rezept durch den Kopf gegeistert. Und dafür brauche ich unbedingt genau diese Zutat. Dafür jetzt extra noch zum Asia-Laden zu laufen steht allerdings in keinem (Zeit-)Verhältnis. Aber 4,29 Euro? Das will ich nicht kaufen. Nö. Ich werde bockig. 30 Sekunden später entere ich die Gemüseabteilung und werde sofort fündig: Frische Ingwerwurzel – 1 kg 6,99 Euro. Ha! Jetzt sind wir im Geschäft. So schwer kann es doch echt nicht sein, eingelegten Ingwer selber herzustellen.
Ist es auch nicht. Es ist sogar verblüffend einfach! Etwas, Wasser, Zucker, Essig und frische Ingwerwurzel, ein paar leere Twist-off-Gläser* … und fünf Minuten später hat man eine Menge eingelegten Ingwer fertig im Regal stehen. Und da ich ja sehr gerne mit Essen rumspiele, habe ich gleich noch ein paar Varianten eingelegt: Chili, Orangenschale oder Tonkabohne geben dem Ingwer einen sehr leckeren Twist.
(*Gläser mit Schraubdeckel, die ein Vakuum bilden können wie z.B. von gekauftem Senf, Gurken, Marmelade etc.)
Probiert die verschiedenen Geschmacksnoten mit traditionellem, vegetarischem oder veganem Sushi. Das ist wirklich spannend! Auch Sandwiches, Salate, Suppen, Dressings, Soßen und Dips freuen sich sehr über den leckeren Geschmacks-Kick. Klingt das gut? Ich bin gespannt, was ihr sagt.
Habt es lecker! ღ
Und hier kommt das Rezept für schnellen selbst eingelegten Ingwer pur, mit Chili, Orange oder Tonkabohne
400g frische Ingwerwurzel
150 ml Wasser
150 ml hellen Reisessig
100 ml Apfelessig
160 g Rohrohrzucker
2 gehäufte TL Salz
zum Aromatisieren
1 scharfe Chilischote
1 unbehandelte Orange
1 größere Tonkabohne
4 kleine Twist-off Gläser mit Deckel
Ganz jungen Ingwer mit sehr dünner Schale waschen und dann in dünne Schweibchen schneiden. Älteren Ingwer mit einer dickeren, holzigen Schale zunächst schälen und dann in dünne Scheibchen schneiden.
Die Chilischote putzen, entkernen und in schmale Streifen schneiden. Die Schale der Orange mit einem Sparschäler dünn abschälen und anschließend in Streifen schneiden. Die Tonkabohne in 4 Stücke teilen.
Die Ingwerscheibchen ein Mal pur und drei Mal mit je einer Aromazutat auf die Gläser verteilen. Den Ingwer dabei sanft festdrücken aber nicht pressen.
In einem kleinen Topf Wasser mit Reisessig, Apfelessig, Zucker und Salz unter Rühren aufkochen. Kurz sprudelnd kochen lassen und dann sofort die Marinade auf die Gläser verteilen. Die Deckel auflegen, fest verschließen (Vorsicht heiß!) und die Gläser auf den Kopf stellen. (Wenn die Gläser abgekühlt sind, hat sich ein Vakuum gebildet – der Deckel lässt sich nicht mehr mit dem Finger eindrücken. Das ist super für die Haltbarkeit.)
Den Eingelegten Ingwer mindestens einen Tag durchziehen lassen. Eine Woche schadet aber auch überhaupt nicht.
Der eingelegte Ingwer hält sich mehrere Wochen im Kühlschrank. Wer den Ingwer länger haltbar machen will, sterilisiert die Gläser und Deckel mindestens 15 Minuten bei 100 Grad im Backofen.
Immer einen sauberen Löffel verwenden, um den Ingwer aus den Gläsern zu entnehmen. Dadurch verlängert sich die Haltbarkeit wesentlich.
Die Marinade vom fertig durchgezogenen eingelegten Ingwer eignet sich auch wunderbar als Zutat für Soßen, Dips und Dressings.
Nur eine kurze Frage: Wenn ich den Ingwer mit dem “leckeren Twist” in “Twist-off-Gläser” einlege, ist der Twist dann wieder weg? Oder nehme ich besser die altbewährten Gläser mit Schraubverschluss? =;–))
Mann ey, Mel: “Twist-off-Gläser” – echt jetzt?
(Aber die Rezepte klingen extrem lecker!)
Hallo Philip, sehr gerne kannst Du im Text gedanklich Twist-off durch „altbewährte Gläser mit Schraubverschluss“ ersetzen :-) Twist-off ist allerdings viel kürzer und außerdem auch noch die offizielle Handelsbezeichnung. Aber hey – Du kannst auch gern die Sterilisierfesten-Gummilippen-Einmach-Glas-Gläser-mit-Metallklammern einer berühmten Einmachfirma mit 4 Buchstaben benutzen. Da bist Du echt total frei! YAY! :-) Liebe Grüße, Mel.
Wie geil, dass du dann beschlossen hast, den Ingwer selbst einzulegen und uns dein Rezept gibst! Ich liebe Ingwer und werde es definitiv auch versuchen
Sehr, sehr cool – da ich Sushi liebe und in den to-go-Portionen IMMER zu wenig Ingwer ist, werde ich das nachbauen. Ich habe auch schon Sushi-Ingwer aus dem Glas in kleineren Portionen eingefroren (inkl. der Flüssigkeit), hat auch funktioniert. LG Andrea
Ha! Das mit dem Einfrieren habe ich auch noch nicht versucht. Ist notiert! :-)
Eine super Idee um den überschüssigen Ingwer den ich oft habe einzulegen. Tolle Idee werde ich beim nächsten Mal direkt versuchen . Danke für die schöne Idee
Sehr gerne! Liebe Grüße, Mel.
aaah sehr gut, ich habe letztens auch eingelegten Ingwer fabriziert. Wie ich merke ist da wohl Bedarf :) Ich fand das Preis/Leistungsverhältnis auch immer unverschämt und im Asia-Shop Ingwer sind mir zu viele E-Nümmerchen. Werde demnächst mal meine Version verbloggen. Liebste Grüße!