Würstchen mit Kartoffelsalat #rezept #gourmetguerilla

Omas Kartoffelsalat mit Würstchen.

Sehr inspirierend für die Gestaltung unseres Alle-Jahre-wieder-Weihnachtsmenüs war der Heiligabend vor 10 Jahren. Da hatte ich nämlich den ersten und einzigen Migräneanfall meines Lebens. Ich befand mich gerade mitten in der Zubereitung eines mustergültigen 4-Gang Menüs mit allem Komfort und Schässeladeng, als es passierte. Während der frische Spinat als Füllung für die frittierten Krapfen auf Behandlung wartete, der Hefeteig auf der Heizung über den Schüsselrand quoll, das Filet in der fernöstlichen Marinade mit 36 verschiedenen Zutaten zum 2.000 Mal gewendet werden sollte, ich mit der einen Hand Platzteller polierte und mit der anderen blütenweiße Tischtücher bügelte, ging ich in Gedanken nochmal die weitere Zeitplanung durch. Noch 1 Stunde und 26 Minuten bis Bescherung mit anschließendem Top-Deluxe-Menü. Wenn ich jetzt noch etwas mehr Gas gab, konnte ich auch noch schnell das Dessert vorbereiten, die Schmutzwäsche im Bad verschwinden lassen, den Weihnachtsbaum einstielen sowie schmücken und mir die Haare färben …

Da begann das Flimmern. Zuerst saß es fast unmerkbar in den alleräußersten Augenwinkeln. Dann wurde es stärker. Interessant, fand ich zunächst – und das alles ohne bewusstseinserweiternde Substanzen. Wie ein kreisendes Fernseh-Schneebild löste sich meine Optik ganz langsam von den Rändern her auf, dann wurde mir seltsam leicht und schwindelig. Und da ich wusste auf einmal, womit ich es zu tun hatte: Das musste die sogenannte Aura sein, die oft einen Migräneanfall begleitet. „Migräne? Ich? Kann nicht!”, dachte ich noch, während es vor meinen Augen fröhlich weiter rauschte und kreiste.

Aus einer hinterletzten Gehirnschublade mit der Aufschrift „Unnützes Wissen” kramte ich die Notfallmaßnahme bei beginnenden Migräneanfällen heraus, wühlte im Badschrank nach Schmerzmitteln, warf eine nicht unbedeutende Dosis ein, wankte ins Schlafzimmer und lag die nächsten zwei Stunden bewegungslos und in völliger Dunkelheit.

Ich hatte Glück und kam nochmal glimpflich davon. Die Bescherung verschob sich zwar ein gutes Stück nach hinten und das Essen bestand spät am Abend aus mehreren halbfertigen Gängen – aber ich stand wieder aufrecht und war überglücklich, überhaupt im Kreis meiner Lieben sein zu können.

Das kleine Not-Aus im Gehirn hat eine ganz neue Form des Heiligabend bei uns eingeleitet: die entschleunigte Kartoffelsalat-Ära. Anstatt am 24.12. stundenlang in der Küche zu stehen, mich halb verrückt zu machen und einen perfekten Abend auf höchstem Niveau erzwingen zu wollen, mache ich das Essen seit 10 Jahren genau so, wie meine Oma es früher immer gemacht hat: Ich bereite am 23. Dezember eine große Schüssel Kartoffelsalat zu und kaufe Würstchen. Fertig.

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Am Heiligabend ist der Kartoffelsalat nach Omas Rezept dann perfekt durchgezogen und muss nur noch schnell in eine dekorative Schüssel umgefüllt werden. Dazu gibt es die heißen Würstchen, eine äußerst entspannte Mama und eine zufriedene Familie. Merry Christmas!

Wer bei all dieser Bodenständigkeit einen extravaganten Extra-Weihnachts-Hingucker möchte, sprüht die Würstchen mit Lebensmittelfarbe in festlichen Gold an. Aber Achtung: Optische Irritationen sind dabei nicht ausgeschlossen.

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Hier kommt das Rezept für Omas Kartoffelsalat mit Würstchen

1 kg festkochende Kartoffeln in Salzwasser gar kochen. Abgießen, in kaltem Wasser abschrecken und pellen. 4 Eier hart kochen, abschrecken, pellen und kleinschneiden. 5 Gewürzgurken und 1 Zwiebel in feine Würfelchen schneiden. 5 EL klassische Mayonnaise mit 3 EL Joghurt, 1 TL Senf, 1 TL Salz, 2-3 Prisen schwarzem Pfeffer, 3–4 EL von dem Gewürzgurkenwasser und 1 Prise Zucker gut verrühren.

In einer Schüssel die Kartoffeln mit Eiern, Gurken, Zwiebeln und dem Dressing gut vermischen. Mindestens über Nacht an einem kühlen Ort durchziehen lassen und vor dem Servieren nochmal mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Dazu klassische oder vegetarische Würstchen nach Wahl erhitzen (evtl. mit goldener Lebensmittelfarbe ansprühen) und mit scharfem Senf servieren.

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